In Spa-Francorchamps geht das McLaren-Duell um die WM-Führung in die nächste Runde. Nach zwölf Rennen liegt Oscar Piastri nur acht Zähler vor Lando Norris, der gestärkt aus den letzten zwei Formel-1-Rennen geht. Sollte Norris in Belgien seinen dritten Sieg in Folge holen und Piastri als Zweiter über die Ziellinie gehen, würde der Vorsprung auf einen einzigen Punkt schrumpfen.

Einer, der aus eigener Erfahrung weiß, wie es ist, gegen den Teamkollegen um den WM-Titel zu kämpfen, ist David Coulthard. Ende der 1990er-Jahre sorgten er und Mika Häkkinen für graue Haare bei McLaren-Teamchef Ron Dennis. In Spa-Francorchamps, wo in wenigen Tagen Piastri und Norris um wichtige WM-Punkte kämpfen, kam es 1999 in der La-Source-Haarnadel zum Kontakt der beiden McLaren-Piloten.

Belgien GP: David Coulthard und Mika Häkkinen in Turn 1
In der ersten Kurve des Circuit de Spa-Francorchamps stießen die beiden silbernen McLaren zusammen, Foto: IMAGO / HochZwei /Ronco

Parallelen zu McLaren-Duell 1999

Nach dem Rennen, das Coulthard für sich entschied, weigerte sich Häkkinen, seinem Teamkollegen auf dem Podest zu gratulieren. "Es wird immer so sein, egal, wie gut ein Team zusammenhält. Wenn du die Intensität von zwei Fahrern hast, die gewinnen können, dann wird die Situation immer komplizierter", meinte Coulthard. Auch zwischen den aktuellen McLaren-Piloten krachte es bereits.

In der Schlussphase des Kanada-GP fuhr Norris bei einem Überholversuch ins Heck von Piastri. Der Brite zeigte sich sofort geständig, auch Piastri blieb unaufgeregt. Entsprechend lässt Teamchef Andrea Stella seine Fahrer weiterhin auf der Strecke frei fahren - ein Konzept, das 1999 auch Ron Dennis verfolgte.

"Das ist kein Sport für schwache Nerven. Wenn man ein Rennteam leitet, dann leitet man ein Rennteam. Viele Leute denken, dass es nur leere Worte sind, wenn wir sagen, dass wir sie fahren lassen, aber die Wahrheit ist genau das - wir lassen sie fahren", stellte Dennis nach der Berührung seiner Fahrer in Spa-Francorchamps klar.

Für Coulthard ist das die richtige Vorgehensweise - damals wie heute. "Beide Fahrer sind eher auf der zahmeren Seite und keine wilden Tiere, das macht die Situation etwas einfacher", sagte der 54-Jährige und fügte hinzu: "Aber das könnte ihre einzige Chance für einen Weltmeistertitel sein. Wir wissen nicht, was 2026 bringt. Deshalb musst du deinen Moment nutzen."

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Coulthard von Piastri begeistert

Vor allem Piastris Leistung in der ersten Saisonhälfte imponiert dem 13-fachen GP-Sieger. "Wäre es eine halbe Weltmeisterschaft, dann hätte Oscar gewonnen. Niemand kann sagen, dass er die Führung nicht verdient hätte. Ich bin beeindruckt, wie er sich dieses Jahr verbessert hat", lobte Coulthard den Australier. Aber auch Lando Norris habe seine Qualitäten als Top-Fahrer gezeigt und in den letzten zwei Rennen eine gute Performance hingelegt. "Ich glaube, dass beide den Titel verdienen. Aber nur einer kann gewinnen."

Mit 69 Punkten Rückstand hat Max Verstappen nur noch Außenseiterchancen auf den Titel, trotzdem warnt Coulthard davor, den vierfachen Weltmeister abzuschreiben. "Max ist außergewöhnlich. Für die WM braucht es ein Upgrade, um konstantere Performance zu kriegen. Red Bull kann ihm das geben und hat das in der Vergangenheit auch schon getan", weiß Coulthard, der von 2005 bis 2008 für den österreichischen Rennstall fuhr.

Auf viele Updates kann Max Verstappen aber nicht mehr hoffen. Mit der großen Reglementänderung richten viele Teams ihren Blick auf nächstes Jahr. Wer trotzdem noch ein paar Asse im Ärmel hat, erfahrt ihr im Artikel!