Nach Imola ist vor Monaco. Die Formel 1 steckt inmitten des zweiten Triple-Headers der Saison 2025 und auch der WM-Kampf nimmt an Brisanz zu. In Imola signalisierte Max Verstappen der Konkurrenz meisterhaft, dass er seinen fünften Titel in Serie nicht kampflos aufgeben wird – auch, wenn sein RB21 von so manchem Formel-1-Fan als Traktor bezeichnet wird. So hart geht Christian Danner mit dem aktuellen Red-Bull-Boliden nicht ins Gericht.

Danner: Das war kein Traktor

"Ich glaube, wir haben in Imola eine Wiederauferstehung von Red Bull gesehen", meinte Christian Danner im AvD Motorsport-Magazin. Tatsächlich scheint es dem Rennstall aus Milton Keynes in Imola gelungen zu sein, die zahlreichen kleinen Update-Pakete der letzten Rennen auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen. Zusätzlich spielte das Streckenlayout in die Karten von Red Bull. Der RB21 liebt Highspeed-Kurven, und die gibt es auf dem Autodromo Enzo e Dino Ferrari zahlreich.

"Als Max dann in Führung lag, war das kein Traktor, den er da fuhr. Das war schon ein sehr schnelles Rennauto, das ganz offensichtlich - zumindest in Imola - keine Reifenprobleme hatte. Die Degradation war im absolut normalen Bereich und vergleichbar mit der von McLaren", meinte Danner. Abgesehen von den neuen C6-Reifen, die sich im Qualifying ungewöhnlich verhielten, vermutet der Formel-1-Experte, dass auch McLaren seinen Teil dazu beigetragen hat, dass Red Bull in Imola so stark aussah. "Ich kann mir gut vorstellen, dass McLaren zu konservativ unterwegs war und dadurch Performance verschenkt hat", so der Deutsche.

Verstappen-Manöver: Husarenstück unter den Husarenstücken

Für Danner zeigt ein Blick auf die Telemetrie-Daten, wo Verstappen seine Zeit auf McLaren herausgefahren hat - und zwar auf den Geraden. "Das heißt, er ist mit einem wesentlich flacheren Flügel gefahren als die beiden McLaren-Piloten", erklärte der frühere F1-Pilot. Der alles entscheidende Erfolgsfaktor bei Red Bull ist allerdings Verstappen selbst. Die internationale Presse verneigte sich nach dem Imola-Triumph vor Verstappen. "Was für eine Verstappen-Show in Imola!", titelte der Blick. Die Salzburger Nachrichten schrieben vom "Manöver des Jahres".

Auch Danner zog den Hut und bezeichnete Verstappens Überholmanöver gegen Oscar Piastri in Tamburello als "Weltklassestück! Ein Husarenstück unter den Husarenstücken der Welt! Man muss schon nervenstark sein, um da so wie Verstappen reinzustechen." Die Telemetrie-Daten zeigten, dass Verstappen 12 Meter später bremste, was bedeutet, dass der vierfache Weltmeister den Grip auf der Außenbahn richtig einschätzte und das Manöver am Haftungslimit durchzog. Allerdings hätte er das 'ohne Einladung von Piastri' nicht geschafft.

Polesetter Oscar Piastri führt nach dem Start vor Max Verstappen im Red Bull und George Russel im Mercedes
Piastri fokussierte sich auf Russell statt auf Verstappen, Foto: Getty Images / Red Bull Content Pool

Denkfehler von George Russell

"Piastri hat das getan, indem er ganz besonders langsam gefahren ist. Er wollte Russell auflaufen lassen. Das macht man, indem man nicht auf die letzten 10 Meter hin zur Kurve bremst und den Hintermann somit etwas verunsichert. Der Funkspruch von Russell 'was macht der Idiot da' war ja bezeichnend", meinte Danner. Laut dem früheren F1-Piloten machte Piastri den Fehler, den schlecht gestarteten Verstappen in dieser Phase des Starts zu vernachlässigen. Der McLaren-Pilot beging in diesem Moment einen Denkfehler, Verstappen schaltete hingegen blitzschnell.

"Ich muss ihm ein Kompliment machen. Das war eine superschnelle Mega-Analyse dessen, was da abging und die Entscheidung zu treffen, die Situation auszunützen und die zweite Kurve zu nehmen. Einfach Weltklasse! Und genau das ist der Unterschied zwischen Verstappen und den meisten Fahrern im F1-Feld", betonte Danner. Aktuell liegt Verstappen auf Platz drei der Fahrerwertung, 22 Punkte hinter Oscar Piastri und neun Punkte hinter Lando Norris. Für Danner ist das WM-Rennen völlig offen. "Es kann schon passieren, dass Verstappen McLaren das Leben schwer macht und am Schluss als Sieger hervorgeht", erklärte der Deutsche.

Verstappen Formel-1-Weltmeister? Danner: Er kann es schaffen! (11:56 Min.)