Als 'abschreckende Aufgabe', bezeichnet Red-Bull-Teamchef Christian Horner den Platz an der Seite von Max Verstappen in einer Pressemitteilung des Teams. Gleichzeitig nennt Horner den vierfachen Weltmeister 'zweifellos einen der größten Fahrer, die es je in der Formel 1 gegeben hat'. Der Brite hat mit seiner Aussage recht, doch es gibt ein großes Aber.

Sergio Perez ist sicherlich kein Max Verstappen, aber er ist nicht eine Sekunde langsamer, wie das oftmals am Ende der abgelaufenen Saison war. Perez ist kein Überflieger, aber er ist zumindest ein guter Formel-1-Fahrer. Als der Mexikaner 2020 im Racing Point siegte, war er der Messias, als er Verstappen 2021 zum Titel verhalf eine Legende, und nun soll er ein totaler Versager sein?

Red Bull wirft Perez raus! Wer wird sein Nachfolger? (14:31 Min.)

Sicherlich hat der Niedergang von Perez etwas mit dem übermächtigen Verstappen zu tun. Aber Perez ist nicht der einzige, den dieses Schicksal ereilte: Schon Alexander Albon und Pierre Gasly gingen in dieser Rolle komplett ein. Zehn Jahre zuvor erging es Mark Webber an der Seite von Sebastian Vettel genauso.

Perez, Albon, Gasly, Webber: Alle vier sind oder waren fähige Formel-1-Fahrer. Aber der Nummer-2-Status bei Red Bull hat sie gebrochen. Ist es nur der übermächtige Teamkollege? Ich glaube nicht. Red Bull ist bekannt dafür, gerne alles auf eine Karte zu setzen - auf die Karte Superstar. Das war Sebastian Vettel und das ist Max Verstappen.

Nicht falsch verstehen: Ich unterstelle Red Bull nicht wie die unzähligen Verschwörungstheoretiker in den Sozialien Netzwerken, dass man Perez und Co. systematisch manipuliert hat. Aber man hat die Prioritäten klar, zu klar gesetzt.

Ricciardo ging, bevor er zum Opfer wurde

Mit Daniel Ricciardo gab es einen Fahrer, der Max Verstappen zumindest zeitweise standhalten konnte. Damals war Verstappen aber auch noch am Anfang. Sobald der Niederländer die klare Oberhand gewann, merkte Ricciardo, dass sein Stündchen teamintern geschlagen hatte. Er verließ Red Bull freiwillig. Für Renault. Das sagt eigentlich alles.

In der Fahrer-Weltmeisterschaft mag die extreme Fokussierung manchmal Sinn machen. Dauerhaft in diesem Ausmaß leidet aber das Team darunter. Die Formel 1 ist heute so eng, dass man sich ein solches Gefälle nicht mehr erlauben kann. Früher hat das funktioniert, 2024 kostete das die Konstrukteurs-WM.

Für Platz drei bekommen die Angestellten keinerlei Erfolgsprämie. Darunter leidet die Motivation. Vor allem, wenn man weiß, dass die Performance des Autos eigentlich nicht so schlecht war. Red Bull muss nun Nummer-2-Fahrer lernen. Sonst ist Liam Lawson der nächste.