Das nächste Wochenende, die nächste Pleite für Sergio Perez: Während Max Verstappen trotz Kiesbett-Ausflug einmal mehr um die vorderen Plätze im Formel-1-Qualifying von Silverstone kämpfte, war die Zeitenjagd für den Mexikaner nach gerade einmal knapp mehr als zehn Minuten beendet. In Copse verlor Perez kurz die Kontrolle über seinen RB20, schlitterte anschließend Richtung Kiesbett und drehte sich beim Versuch, das Auto noch abzufangen.

Sofort funkte Perez, dass er im Kiesbett feststeckte. Der 34-Jährige konnte sich im Q1 zwar zumindest noch Rang 19 vor Pierre Gasly sichern, welcher den Großbritannien-GP am Sonntag aufgrund einer Startplatzstrafe aber ohnehin vom letzten Platz in Angriff genommen hätte. Besonders bitter wirkt der Perez-Abflug, da sich dieser auf einer Out-Lap ereignete. Perez war zum Zeitpunkt des Zwischenfalls gerade erst mit Soft-Reifen auf die in Teilen noch nasse Strecke hinausgefahren.

Perez: Habe mein Team im Stich gelassen

"Es ist sehr frustrierend. Ich habe mein ganzes Team im Stich gelassen", gab Perez nach der Qualifikation ohne Umschweife zu. "Ich war einer der Ersten, die auf den Slick-Reifen rausgefahren sind. An diesem Punkt brauchte ich grundsätzlich so viel Temperatur in den Reifen wie möglich. Und als ich Kurve 9 angesteuert habe, verbremste ich mich beim Runterschalten an der Hinterachse, was mich von der Strecke hat abkommen lassen."

"Außerhalb von Kurve 9 war es komplett in Wasser versunken", fuhr Perez fort. "Ich habe versucht, das Auto gerade zu halten, aber habe es einfach verloren. Die Reifen waren super-kalt und ich wurde leider von den Bedingungen erwischt." Perez' Fazit fiel nach dem vorzeitigen Ende seiner Qualifikation entsprechend bitter aus: "Es tut weh, das Team so im Stich zu lassen. Besonders, weil wir bis jetzt ein wirklich starkes Wochenende hatten und nicht unsere volle Pace zeigen konnten."

Red Bull-Fahrer Sergio Perez
Sergio Perez ist derzeit ein Schatten seiner selbst, Foto: Getty Images / Red Bull Content Pool

Marko: Bis zum Abflug halbwegs okay

Zumindest allzu harter Kritik von den Red-Bull-Oberen entging Perez angesichts dessen, dass er als einer der ersten Piloten auf Softs wechselte. "Er ist aufs Nasse gekommen, dann ist es eine Verkettung. Aber in der Sicht war es bis dahin halbwegs okay", meinte Red-Bull-Motorsportberater Dr. Helmut Marko, der jedoch hinterherschob: "Drum ist es umso… also nicht gut."

Das Desaster im Silverstone-Qualifying könnte für Perez wohl zu keinem schlechteren Zeitpunkt kommen. Der sechsfache GP-Sieger befindet sich seit Monaten in einer Formkrise in der Formel 1 und konnte seit dem Sprint in Miami Anfang Mai kein Rennen mehr in den Top-3 beenden. Sein Teamkollege Max Verstappen konnte währenddessen im selben Zeitraum drei Grands Prix und einen Sprint für sich entscheiden. Mit dem nun dritten Q1-Aus in dieser Saison konnte Perez zudem seit Miami keinen Start aus den Top-5 verbuchen.

Perez in der Krise: Zukunfts-Gerüchte trotz Vertragsverlängerung

Zwar hatte Perez erst Anfang Juni eine Vertragsverlängerung bis 2026 unterzeichnet, seine Formkrise nährt aber zunehmend Zweifel über seine Zukunft. In den vergangenen Wochen erhöhte das Red-Bull-Management bereits verbal den Druck auf Perez. Performance-Klauseln in Formel-1-Verträgen sind nicht unüblich, zumal Red Bull schon in der Vergangenheit bekanntlich nicht davor zurückschreckte, trotz eigentlich laufender Verträge Fahrerwechsel vorzunehmen.

Sprint Top-3: Zinedine Zidane mit Charles Leclerc (Ferrari), Sieger Max Verstappen und Sergio Perez (beide Red Bull)
Vergessene Höhen: Seit Miami konnte Perez kein Rennen mehr in den Top-3 beenden, Foto: LAT Images

Von einem Einfluss des Drucks auf den Silverstone-Abflug wollte Perez aber nichts wissen: "Nein, nein, nein. Das hat nichts damit zu tun. Ich bin voll auf meinen Job fokussiert und darauf, die Performance aus mir herauszukitzeln." Auch Gerüchten um seine Zukunft trat Perez entgegen: "Ich stehe voll zum Team, ich stehe voll zu meiner Karriere. Ich habe einen Vertrag mit dem Team und werde die Dinge wieder in die Spur bringen. Es ist nichts, was mich ablenkt oder so."

Perez gibt sich kämpferisch: Werde nicht aufgeben!

Bezüglich seiner Formkrise übte sich Perez wie schon in den vergangenen Wochen in Durchhalteparolen. "Es ist eine Frage der Zeit, bevor wir zurückkehren", erklärte der 268-fache GP-Starter unter anderem. "Wir brauchen nur ein paar Zehntel auf unserer Seite freizuschalten und unser Leben wird sehr anders sein, wieder dort, wo wir zu Beginn des Jahres waren."

Dies schon im Großbritannien-GP morgen anzustoßen, wird angesichts der Startposition aber wohl schwierig werden. Dem war sich auch Perez bewusst. "Morgen wird ein langes, schwieriges Rennen werden", so Perez. "Wenn ich morgen in der Lage bin, einige gute Punkte zu sammeln, ist das gut und all das, aber es ist ein langes Jahr. Ich bin lange genug in diesem Geschäft. Ich weiß also genau, was ich tun muss, um die Dinge wieder in die Spur zu bringen. Und ich werde nicht aufgeben! Ich werde das wieder in die Spur bringen."

Während Perez also trotz einer bereits unterschriebenen Vertragsverlängerung wohl um sein Cockpit kämpfen muss, hat Esteban Ocon voraussichtlich für das nächste Jahr Planungssicherheit. Laut übereinstimmenden Medienberichten soll der Franzose nach seinem Aus bei Alpine einen Vertrag bei Haas unterschrieben haben, wo erst am Donnerstag Oliver Bearman als erster Fahrer für 2025 verkündet wurde. Alle Details lest Ihr in diesem Artikel: