Formel 1 Silverstone-Qualifying: George Russell auf Pole, Red Bull doppelt im Kies

Nur wenig Regen gab es im Qualifying der Formel 1 in Silverstone, aber trotzdem viel Action. Mercedes setzte sich im finalen Schlagabtausch durch - George Russell und Lewis Hamilton stellten beide Autos in die erste Startreihe. Beide Red Bull landeten schon in Q1 im Kiesbett, nur Max Verstappen konnte dem Desaster noch entkommen.

Das Ergebnis: Russell, Hamilton und Lando Norris waren am Ende die drei Fahrer, welche die Pole unter sich ausmachten. Max Verstappen kam nach einem Kiesbett-Ausritt in Q1 nicht mehr auf Touren und schaffte nur den vierten Platz vor Oscar Piastri. Nico Hülkenberg lieferte ein sensationelles Qualifying, welches er schließlich auf dem sechsten Platz abschloss.

An einem Wochenende mit Gerüchten über neue Gefahr für sein Cockpit leistete sich Sergio Perez wieder einmal einen Q1-Patzer und eliminierte sich mit einem Abflug in Copse auf P19. Charles Leclerc enttäuschte im Ferrari schon wieder in Mischbedingungen und blieb in Q2 hängen.

Das Wetter: Vom frühen Morgen an hatte es in Silverstone geregnet. Just kurz vor dem Qualifying riss es auf. Bei nur 13 Grad Luft- und 22 Grad Streckentemperatur war klar - das Qualifying würde zumindest im ersten Segment eine Frage der Reifenentscheidung und Track Position bei auftrocknendem Asphalt werden. Mehr Regen hintenraus war nicht ausgeschlossen

Q1 in Silverstone: Perez parkt Red Bull im Copse-Kies

Los legten in Q1 fast alle mit Intermediates, wenngleich sich sofort eine Trockenlinie zu bilden begann. Haas beobachtete das und entschloss sich etwas länger zu warten. Nach sieben Minuten erst kam Kevin Magnussen auf Intermediates. Eine Minute später zogen Charles Leclerc und Valtteri Bottas als erste Fahrer weiche Slicks auf. Sie traten in den folgenden Runden eine Wechselwelle los.

Doch auf der Outlap verlor Sergio Perez in Copse beim Einlenken das Auto, drehte sich in der Auslaufzone und blieb rückwärts im Kiesbett stecken. Mit 7:30 Minuten auf der Uhr musste abgebrochen werden, um den RB20 zu bergen. Danach kamen alle wieder auf neuen Slicks. Und hatten es eilig, denn ein Regenvorhang stürmte hinter Luffield heran. Gegen Lance Stroll wurden Ermittlungen aufgenommen. Er sei beim Abbruch trotz roter Flagge noch aus der Box gefahren. Gegen beide Aston Martin wird außerdem ermittelt, weil sie beim Neustart in der Boxengasse gedrängelt haben sollen.

Kaum begannen alle ihre schnellen Runden, zog Nieselregen zwischen Luffield und Copse über die Strecke. Mit Max Verstappen hatte auch der zweite Red Bull in Copse einen Schreckmoment und räuberte durch das Kiesbett. Doch nur ganz hinten in der Strecke war es feucht. Mehrere Slick-Runden waren möglich. So blieb Verstappens Fehler ohne Konsequenzen, er konnte sich auf P11 retten.

Ganz vorne gaben Mercedes und Ferrari den Ton an. Auch Lando Norris tat sich mit Fehlern schwer und wurde nur 13. Raus flogen Valtteri Bottas, Kevin Magnussen und Esteban Ocon nach Pace. Außerdem der ausgerittene Perez, und Pierre Gasly, der aber sowieso wegen einer Motorstrafe von ganz hinten losgefahren wäre und daher nicht viel riskierte. Nico Hülkenberg rettete sich auf P15 nur knapp.

Q2 in Silverstone: Leclerc fliegt raus, Verstappen hadert mit Schaden

Der jüngste Schauer hatte sich verzogen. Die Rennleitung erklärte normale Grip-Bedingungen und gab DRS frei. Mercedes, Ferrari und McLaren fuhren erst mit gebrauchten Reifen. Bei Red Bull nahmen die Sorgen zu - man vermutete nach Verstappens Ausritt am Ende von Q1 einen signifikanten Unterbodenschaden. Insofern relevant, weil er in Silverstone die einzige Ausführung eines leicht angepassten neuen Unterbodens bekommen hatte. Was das für das Rennen bedeutet, bleibt abzuwarten.

Vorne gab Norris im Finish mit eineinhalb Zehnteln Vorsprung auf Russell den Ton an. Fernando Alonso glänzte mit einem dritten Platz, während sich Teamkollege Lance Stroll auf Rang zehn bei abgelaufener Uhr gerade noch rettete. Damit kickte er Charles Leclerc raus - das nächste desaströse Qualifying bei Mischbedingungen für ihn. Carlos Sainz schaffte P7.

Verstappen verbrauchte als einziger Fahrer der Spitzenteams zwei Sätze Soft. Er lag am Ende kurz unter dem Strich, schaffte dann aber doch noch den sechsten Platz. Mit Leclerc raus waren damit Logan Sargeant, Yuki Tsunoda, Zhou Guanyu und Daniel Ricciardo.

Q3 in Silverstone: Russell schlägt Hamilton im Showdown

Der erste Schlagabtausch war ein rein britischer. George Russell legte mit 1:26,024 vor, war aber nur 6 Tausendstel schneller als Norris und 0,172 Sekunden schneller als Hamilton. Oscar Piastri bugsierte im ersten Versuch Verstappen - der auch in Chapel weit auf den Kerb gerutscht war - bis auf P5 zurück. Sogar Hülkenberg schien mit nur 51 Tausendsteln Rückstand in der Lage, dem Red Bull gefährlich zu werden.

Alle legten es mit der Zeit beim zweiten Versuch knapp an und legten erst spät los. Das erwischte Sainz, Piastri und Alonso kalt, die hinter Russell steckenblieben und praktisch im Formationsflug ihre letzten Versuche fahren mussten. Für die Pole-Anwärter war das irrelevant. Norris aber bekam den letzten Schuss nicht auf die Reihe, brach sogar ab und blieb damit auf dem dritten Platz hängen.

Die Mercedes machten die Pole unter sich aus. Russell fand noch einmal zwei Zehntel, und die brauchte er auch. Um 0,171 schlug er Hamilton. Verstappen rettete einen vierten Rang und startet damit neben Lando Norris. Hinter ihm und Oscar Piastri war Hülkenberg bester Fahrer mit Ferrari-Motor, vor Sainz, Stroll, Albon und Alonso.