Vor zwei Wochen testete Ferrari auf der Teststrecke in Fiorano für die FIA ein neues Spritzschutzsystem. Ziel ist es nach wie vor, die Gischt zu verringern und damit gleichzeitig die Sicht für die Fahrer zu verbessern, um auch bei Regen Formel-1-Rennen fahren zu können.
In den letzten Jahren war der Grund für Unterbrechungen oder Abbrüche von Regenrennen nicht primär die Gefahr durch nasse Streckenbedingungen, sondern die Gefahr durch schlechte Sichtverhältnisse infolge der nassen Strecke. Ein prominentes Beispiel dafür war die Regen-Farce in Spa 2021.
Bearman: FIA muss beim Spritzschutzsystem noch einmal nachjustieren
Arthur Leclerc und Oliver Bearman waren die beiden Versuchskaninchen aus dem Ferrari-Kader, die den FIA-Test fahren durften. Im Rahmen des Tests wurde die Teststrecke von Ferrari in Fiorano auf den Geraden künstlich bewässert und Leclerc mit den neu designten, vollständig oder teilweise geschlossenen Radabdeckungen losgeschickt. Bearman wurde dahinter auf die Strecke geschickt, um zu testen, wie viel besser die Sicht im Vergleich zu nicht abgedeckten Rädern ist und ob der Hinterherfahrende auf der Geraden folgen kann.
Beim Formel-1-Wochenende in Imola gab der britische Ferrari-Ersatzmann Feedback zu den getesteten Reifenverkleidungen, die durch eine Verringerung der Menge aufgewirbelten Wassers bei Regen Abhilfe schaffen sollen. "Bis jetzt gibt es nicht viel darüber zu sagen. Die Verhältnisse waren ziemlich ähnlich. Ich denke also, wir müssen zurück ans Zeichenbrett. Wir müssen sie uns weiter ansehen", so Bearman. Er ist von den Fortschritten beim Spritzschutz bisher nicht überzeugt. Die Problematik der Gischt blieb weiterhin bestehen und deshalb gab er der FIA die Aufgabe auf den Weg, neue Lösungen zu entwerfen.

Bearman erklärte, dass die aktuelle Ära der F1-Autos, die stark auf die Ausnutzung des Ground Effects setzt, es schwieriger macht, die Gischt zu mindern: "Ich denke, das Problem ist, dass diese Autos so viel Abtrieb vom Unterboden erzeugen. Die Luft wird von dort aus mit Energie versorgt. Und natürlich folgt die Gischt der Luftströmung."
"Wir haben ein paar verschiedene Konfigurationen ausprobiert. Wir haben also vier oder fünf Runs gemacht, um zu sehen, ob man auf der Geraden folgen kann. Dabei haben wir verschiedene Stufen der Offenheit [der Reifenverkleidungen; Anm. d. Red.] ausprobiert. Denn wenn sie vollständig geschlossen sind, ist es auch ziemlich schwierig für die Temperatur der Reifen und der Bremsen", gab Bearman weiter Einblicke in den Ablauf des Regenschürzen-Tests.
"Die Sicht war immer noch schlecht. Es war etwas besser, sicherlich, die Arbeit hat etwas gebracht. Aber behoben ist das Problem nicht", bilanzierte der Formel-2-Pilot.
Am Tag nach dem Spritzschutz-Test folgte ein weiterer Ferrari-Testtag in Fiorano. Die Roten nutzten die 200 Kilometer, die ihnen im Rahmen eines Filmtags zur Verfügung stehen, um das große Update-Paket am Ferrari SF-24 vor seinem Debüt beim heimischen Publikum in Imola zu testen. Hier seht ihr die schönsten Bilder des neuen Fahrzeugs:
Ferrari testet Formel-1-Update bei Filmtag in Fiorano
Mit jedem F1-Test gewinnt Bearman an Selbstvertrauen
Wenngleich das Gischt-Problem auf nasser Strecke vorerst ungelöst blieb, konnte Bearman aus dem Testtag für seine eigene Arbeit Nutzen ziehen. "Die Rückkehr ins F1-Auto war für mich perfekt, um mich an die Geschwindigkeit zu gewöhnen und mich zu verbessern. Ich bin froh, dass ich mich von der ersten Runde an sehr sicher im Auto gefühlt habe, und ich hatte das Gefühl, dass ich sehr gut reingekommen bin. Bei jedem Test habe ich das Gefühl, dass ich das Auto ein bisschen mehr pushen kann, ich fühle mich ein bisschen wohler damit, es fühlt sich ein bisschen mehr wie zu Hause an, und das ist ein schönes Gefühl, das ich habe", zeigte sich Bearman zuversichtlich - auch mit Blick auf das Formel-2-Wochenende in der Emilia-Romagna.
Jeder Test, jede Runde bringen Team und Fahrer einen Schritt weiter. Die gesammelten Daten helfen den Teams bei der Weiterentwicklung ihres Autos. Aber auch Bearman erachtet die Erfahrungen im Ferrari als nützlich für die Simulatorarbeit und hofft darauf, ebenso Haas, für die er in Imola das 1. Freie Training fuhr, Input geben sowie Unterschiede zwischen den Autos erkennen zu können.
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