Seit jeher ist das Verlangsamen der Autos im Qualifying auf Outlaps, besonders im letzten Sektor und der letzten Kurve ein Streitpunkt, egal auf welcher Strecke. Mit einer maximalen Delta-Zeit auf Outlaps hat die FIA versucht diesem Problem entgegenzuwirken - teilweise erfolgreich. Am Donnerstag in Bahrain testete die FIA ein neues System, kehrte für das Qualifying jedoch wieder zum altbewährten zurück. Eine Ideallösung für die „Bummel-Probleme“ scheint noch weit entfernt.

Lando Norris: Regelungen verhindern Bummeln nicht

Bei der Diskussion rund um den Verkehr im Qualifying werden insbesondere Erinnerungen an Qualifyings in Monza wach, speziell 2019. Da im Tempel der Geschwindigkeit niemand auf den so wichtigen Windschatten verzichten will, trudeln alle Autos oftmals langsam hintereinander her, denn der erste, möchte keiner der Piloten sein.

Doch so gut wie überall ist der Verkehr ein Problem. Schließlich will jeder Pilot die optimale Position für seine schnelle Runde haben. Am Donnerstag in Bahrain testete die FIA eine neue Regel diesbezüglich. "Die Fahrer müssen mindestens einmal pro Marshalling-Sektor unter der von der Einheitselektronik vorgegebenen Maximalzeit bleiben. Das gilt auch für die erste und die zweite Safety-Car-Linie", hieß es dazu in den Event-Notizen des Bahrain GPs von Rennleiter Niels Wittich.

Vollkommen zufriedenstellend verlief der Test jedoch nicht. Denn für das Qualifying kehrte die FIA zum vorherigen System zurück. Diese gibt den Fahrern vor, zwischen den beiden Safety-Car-Linien auf der Strecke eine Zeit von mindestens 1:54.000 Minuten fahren zu müssen. So soll Stau im letzten Sektor verhindert werden.

McLaren-Pilot Lando Norris sieht jedoch auch mit dieser Regelung Probleme. "Du kannst am Ende der Runde immer noch verlangsamen, weil du zu Beginn der Runde viel auf deine Delta-Zeit gutmachen kannst. Es verhindert das also nicht", so Norris. Der Brite findet jedoch auch positive Aspekte. "Es bringt jeden mehr dazu in einer Reihenfolge zu bleiben."

Dem am Donnerstag getesteten System steht Norris eher skeptisch gegenüber. "Das andere System hätte mehr Racing erlaubt, aber das kreiert nur mehr Chaos und mehr Autos, die im letzten Sektor stehen. Wenn dann Autos auf einer schnellen Runde vorbeifahren wollen, wird es gefährlich. Ich denke, das System, dass wir jetzt haben, ist korrekt. Es braucht nur etwas Fein Tuning."

McLaren-Fahrer sind sich einig: Brauchen keine Regel

Gebessert hat sich die Situation im Vergleich zu frühen Jahren schon. Grund dafür ist, dass mittlerweile auch das Bummeln in der Boxengasse erlaubt ist. Dadurch können die Fahrer länger in der Boxengasse warten und haben so einen größeren Abstand zum Vordermann. Trotzdem kommt es teils noch zu gefährlichen Situation zwischen langsamen und schnellen Autos.

"Ich wollte noch nie eine wirkliche Regel dafür", so Lando Norris. Teamkollege Oscar Piastri pflichtet seinem Teamkollegen bei. "Wo ziehst du denn die Linie, ob du eine Situation verursacht hast? Das ist ziemlich subjektiv. Meiner Meinung nach wäre es besser, kein System zu haben. Jeder kümmert sich um sich selbst, entweder du bekommst nun mal Probleme oder nicht."

Trotzdem lobt Piastri die Bemühungen der FIA. "Aber ich finde es natürlich gut, dass die FIA neue Dinge versucht. Sie haben unser Feedback aufgenommen, was sehr gut war." Dennoch: Eine perfekte Lösung für das „Bummel-Problem“ scheint es derzeit noch nicht zu geben. "Ich bin mir nicht einmal sicher, ob das möglich ist", rätselt Piastri.