Selbst mehr als drei Jahre später hängt das kontroverse Finale der Saison 2021 der Formel 1 hinterher. Offiziell ist nach einer monatelangen Untersuchung der FIA der Schuldige für die Misere von Abu Dhabi bereits seit geraumer Zeit gefunden: Michael Masi. Der damalige Rennleiter, dem laut Statement der FIA bei der Safety-Car-Prozedur in den letzten Runden des Rennens ein 'menschlicher Fehler' unterlief, wurde im Zuge der Untersuchung von seinem Amt als Rennleiter entbunden. Fall also damit abgeschlossen? Von wegen.
Denn nun hat Christian Horner, Red-Bull-Teamchef und Profiteur der Abu Dhabi-Kontroverse, mit neuen Aussagen rund um das Saisonfinale auf sich aufmerksam gemacht. Der 50-Jährige schiebt die Schuld für die Mercedes-Niederlage dem Team selbst in die Schuhe. Eine zu vorsichtige Strategie hätte Lewis Hamilton um seinen achten WM-Titel und damit um das Privileg des alleinigen Rekordhalters gebracht.
Horner: Mercedes-Strategie in Abu Dhabi zu vorsichtig
"Diese Saison war ein Schwergewichtskampf vom ersten Rennen in Bahrain bis zum letzten Rennen in Abu Dhabi", leitete Horner im Secrets of Success Podcast von Sky UK das Thema ein. "Das waren zwei Fahrer und zwei Teams, die sich auf ein Niveau gehoben haben, von dem sie nicht wussten, dass sie es haben. Dass wir mit Mercedes und Lewis punktgleich in das letzte Rennen gegangen sind, war ein großer Erfolg."
Danach kam Horner, der dieses Jahr in seine 19. Saison als Teamchef von Red Bull gehen wird, auf die Mercedes-Strategie zu sprechen und deutete an, dass sich Mercedes angesichts seines Geschwindigkeitsvorteils in Abu Dhabi bereits vorher gegen ein mögliches Safety-Car hätte absichern, und Hamilton einen frischen Reifensatz anschrauben können. Hinweis: Zum Zeitpunkt des Unfalls von Nicholas Latifi, der die Safety-Car-Kontroverse auslöste, betrug der Vorsprung von Hamilton auf Verstappen rund 12 Sekunden.
"Es wird viel über die letzte Runde geredet, aber Mercedes ging in dieses Rennen und war schneller als wir im Grand Prix. Lewis war in der Lage, den Abstand zu Max recht komfortabel zu verwalten", erklärte Horner.
"Aber dann gingen sie [Mercedes] sehr defensiv und konservativ vor und ließen Lewis mit einem Reifensatz auf der Strecke, der 43 Runden alt war. Er war also nur bei einem Safety-Car-Einsatz stark gefährdet. Ich denke, dass sie sich durch ihr defensives Verhalten selbst der Situation ausgesetzt haben, die sich abgespielt hat."
Respekt- und würdevoll: Horner lobt Hamilton-Verhalten
Unmittelbar nach dem dramatischen Saisonfinale spielten sich am Yas Marina Circuit bemerkenswerte Szenen ab. Während Red Bull und Max Verstappen unter dem mit Feuerwerk ausgeleuchteten Nachthimmel von Abu Dhabi feierten, brannten in der Mercedes-Garage sämtliche Sicherungen durch. Mercedes-Teamchef Toto Wolff hatte eine Standleitung zum Rennleiter Masi, der die volle Wut des Wieners abbekam.
Parallel dazu saß ein völlig ungläubiger und fassungsloser Hamilton in seinem Boliden und versuchte, die Geschehnisse zu verarbeiten. Nach einem kurzen Moment des Sammelns machte er sich auf den Weg in Richtung des frischgebackenen Weltmeisters Max Verstappen und gratulierte diesem zu seinem Triumph. Eine Aktion, für die Hamilton von der Formel-1-Welt große Anerkennung bekam - so auch von Christian Horner.
"Die Art und Weise, wie Lewis mit der Enttäuschung nach dem Rennen umgegangen ist, Hut ab vor ihm, denn er wäre noch enttäuschter gewesen [als Verstappen]. Die Rekordweltmeisterschaft war einfach verschwunden, aber er hat sich mit Würde und Respekt verhalten", lobte der Red-Bull-Teamchef Hamiltons Verhalten. "Ich habe ihm nach dem Rennen im Fahrerraum die Hand geschüttelt, und er hatte den Anstand, uns zu gratulieren."
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