Max Verstappen hatte nach dem Trainingsfreitag der Formel 1 in Abu Dhabi nicht viel Gutes zu berichten. Der Weltmeister musste seinen Red Bull im ersten Training für einen Entwicklungsfahrer räumen. Die zweite Session beendete er als Dritter, jedoch ohne verwertbare Erkenntnisse gesammelt zu haben. Unfälle von Carlos Sainz und Nico Hülkenberg sorgten für lange Unterbrechungen und einen leicht gereizten Max Verstappen, dem in den Schlussminuten in der Box der Geduldsfaden riss.

"Die müssen sich mal bewegen!", schimpft er nach der Session am Freitagabend. Nach dem Crash von Hülkenberg wurde das FP2 für nur 16 Minuten noch einmal freigegeben. Die bei Wiederaufnahme des Trainings vorherrschende Staubildung in der Boxengassenausfahrt ging Verstappen derart gegen den Strich, dass er mehrere Autos, darunter Russell, Hamilton und Gasly, rechts neben der Fahrspur überholte.

Crash-Freitag in Abu Dhabi: Verstappen schimpft auf Bummler! (09:53 Min.)

"Sie fahren alle so langsam und ich will rausfahren, weil uns allen die Zeit davonläuft", erklärt der 26-Jährige seinen Unmut. In der ähnlich engen Boxengassenausfahrt von Interlagos, hatte die Rennleitung angeordnet, dass Bummler sich auf der linken Seite einordnen, um anderen Fahrer rechts die Möglichkeit zum Überholen zu geben. Im Training in Abu Dhabi hätte Verstappen dieses Verfahren durchaus begrüßt und fühlt sich letztendlich im Recht.

"Die fahren einfach weiter in der Mitte, und wenn ich versuche, vorbeizufahren, drücken sie mich an die Wand. Das ist ein bisschen dämlich", klagt der Red-Bull-Fahrer, der seine Runs unter Zeitdruck schlussendlich planmäßig absolvierte. "Wir wollten zwei gezeitete Runden auf Medium und Soft fahren und das ist sich nur ganz knapp ausgegangen, und die haben vorne herumgebummelt", so Dr. Helmut Marko im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com.

Die Rennleitung befasste sich mit Verstappens Aktion nicht. Sportlich gab es dafür nicht allzu viel Positives zu berichten hatte. Das zweite Training beendete er mit anderthalb Zehntelsekunden Rückstand auf die Bestzeit von Charles Leclerc zwar als Dritter, doch bei nur 17 Runden am Freitag blieb jeder Lerneffekt aus.

Verstappen vom Rückstand überrascht

"Die Balance hat gar nicht gepasst. Ich hatte sehr viel Untersteuern und das Auto ist gesprungen. Wir müssen für morgen definitiv einige Dinge aussortieren", so das Fazit des dreifachen Weltmeisters. "Ich hätte nicht erwartet, dass wir so weit weg sein werden. Da sind für uns ein paar Fragezeichen. Wir sind zwar immer noch Dritter, aber die Balance könnte viel besser sein. Das werden wir uns anschauen."

Sergio Perez absolvierte ebenfalls nur 17 Runden. Im ersten Training hatten beide ihre Autos den Entwicklungsfahrern Jake Dennis und Isack Hadjar überlassen. Der Erkenntnisgewinn war in diesem Fall gering. "Die sind ein anderes Programm gefahren. Longruns haben wir überhaupt nicht gemacht, also wird es spannend", so Marko, der allerdings etwas optimistischer als Verstappen auf den Samstag blickt.

"Es sieht nicht so schlecht aus. Der dritte Sektor hat gepasst und Perez ist im ersten Sektor fast zwei Zehntelsekunden schneller als Max. Also liegt da schon das Problem", erklärt der Grazer. Für Perez sprang mit drei Zehntelsekunden Rückstand auf die Bestzeit der fünfte Platz heraus. Beim Mexikaner traten allerdings die gleichen Balanceprobleme wie bei Verstappen auf.

Red Bull rechnet mit Leclerc

"Wir mussten ein bisschen tricksen, denn ich hatte mit der Vorderachse zu Anfang ziemliche Schwierigkeiten", erklärt er. Bei seiner persönlichen Bestzeit war ebenfalls noch Luft nach oben: "Ich hatte auf dem weichen Reifen am Ende viel Verkehr mit Fahrern, die mit mehr Sprit gefahren sind. Und als ich die Runde gefahren bin, waren die Reifen etwas zu heiß, also war das nicht sonderlich repräsentativ."

Nach dem turbulenten zweiten Training fällt es den Weltmeistern schwer, das Kräfteverhältnis einzuordnen. Zwar landete McLaren-Pilot Lando Norris ebenfalls vor Verstappen, doch im Kampf um den Sieg traut Marko nur dem Pace-Setter etwas zu. "Es ist schwer zu sagen, aber Leclerc war von Anfang an relativ schnell", so der Österreicher.