22 Punkte. So viel betrug der Rückstand von Ferrari in der Konstrukteurs-Wertung vor dem Großen Preis von Sao Paulo 2023. Drei Rennen vor dem Saisonende hätte Interlagos zum Wendepunkt für die Scuderia werden können. Denn in Brasilien hätten Charles Leclerc und Carlos Sainz noch einmal Big Points im Kampf um Platz zwei gegen Mercedes sammeln können, vielleicht sogar müssen.

Hauptrivale Mercedes war in Interlagos weit weg von der Pace und haderte in Person von Teamchef Toto Wolff mit der schlechtesten Performance seit 13 Jahren. Und auch McLaren verlor mit Oscar Piastri bereits am Start einen seiner Piloten im Kampf um die Punkteränge. Charles Leclerc stand hingegen zum dritten Mal in Folge in der ersten Startreihe, mit einer guten Chance auf einen wertvollen Podestplatz. Es war angerichtet für einen erfolgreichen Brasilien GP für die Scuderia. Doch aus der großen Aufholjagd wurde nichts.

Mit Platz sechs konnte Sainz zwar beide Mercedes-Piloten hinter sich lassen, doch damit nahm Ferrari lediglich zwei magere Punkte mehr als die Silberpfeile aus Brasilien mit. Bei nur noch zwei verbleibenden Rennen in Las Vegas und Abu Dhabi trennen die beiden Traditionsteams jetzt noch immer 20 Punkte. Schuld an der gescheiterten Aufholjagd war, mal wieder, die Technik. Dementsprechend frustriert zeigten sich die Fahrer nach dem Rennen.

Pechvogel Leclerc: Eine Saison zum Vergessen

"Wie kann man nur so viel Pech haben?", funkte Charles Leclercs, nachdem der Monegasse bereits auf der Formationsrunde aus dem Rennen ausgeschieden war. Leclerc verlor In Kurve 6 seine Servolenkung und schlug geradewegs in der TecPro-Barriere ein. Seine erste Diagnose aus dem Cockpit: Ein Hydraulikproblem. Ferrari-Teamchef Frederic Vasseur dementierte das allerdings nach dem Rennen. "Wir hatten ein Problem mit der Elektronik", sagte der Franzose. "Wir hatten dieses Problem noch nie. Es hat dazu geführt, dass sich die Motor- und Hydraulikunterstützung abgestellt hat. Dadurch hat Charles seine Servolenkung und seine Anbindung zum Getriebe verloren."

Der Unfall reihte sich makellos in eine nicht enden wollende Pechsträhne für Leclerc in dieser Saison ein. Bereits beim Saisonauftakt in Bahrain streikte seine Hydraulik, zwei Rennen später in Australien kam er nach einem Kontakt mit Lance Stroll nicht über die erste Runde hinaus. In Zandvoort musste er ebenfalls nach einer Berührung mit Oscar Piastri auf der ersten Runde mit einem beschädigten Unterboden aufgeben. Nun folgten im Amerika-Triple-Header mit der Disqualifikation in Austin und dem Elektronik-Problem in Brasilien die nächsten Nullnummern ohne eigenen Fehler.

"Eine Saison zum Vergessen", sagte ein sichtbar geknickter Leclerc nach seinem Unfall. "Es gab bereits einige Rennen in dieser Saison, bei denen ich mich gut geschlagen, aber nicht das Resultat erzielt habe, das ich wollte. Das Rennen in Brasilien gehört dazu. Deswegen ist die Frustration heute groß."

Sainz hadert mit Kupplung: Ab in den Müll damit

Mit Leclerc aus dem Rennen lag es an Carlos Sainz, den Abstand auf das in Brasilien schwächelnde Mercedes Team zu verkleinern. Doch auch der Spanier hatte mit technischen Schwierigkeiten zu kämpfen, genauer gesagt mit seiner Kupplung. Durch diese verlor Sainz am Start trotz Leclercs Ausfall eine Position und musste den Restart von Position acht aus bestreiten. "Was ist immer mit meinen Starts los? Ich hoffe, wir schmeißen die Kupplung in den Müll, sobald wir zurück in Maranello sind", ärgerte sich Sainz am Funk.

Ferrari-Fahrer Carlos Sainz Jr.
Probleme bei der Ferrari-Kupplung, Foto: LAT Images

Nach dem Restart fand er zumindest im ersten Stint noch keinen Weg an den Silberpfeilen vorbei. Doch im zweiten Stint auf den Medium-Reifen gingen George Russell und Lewis Hamilton komplett ein und mussten sich Sainz auf den Geraden wehrlos ergeben. Für mehr als den sechsten Platz reichte die Pace der Scuderia allerdings nicht aus, und das, obwohl Ferrari mit einem Reifensparprogramm und optimierter Kühlung alles auf den Rennsonntag setzte. Selbst bei freier Fahrt konnte Sainz keine Zeit auf den Fünftplatzierten Lance Stroll gutmachen.

"Wir hatten wie gestern im Sprint bei beiden Starts Schwierigkeiten mit der Kupplung. Damit hatten wir das ganze Wochenende Probleme", zeigte sich Sainz auch nach dem Rennen noch immer verärgert. "Aston Martin, Red Bull und McLaren waren im Rennen einfach schneller als wir. Immerhin konnten wir Mercedes schlagen, aber wir haben die Möglichkeit verpasst, mit Charles aus dem Rennen, noch mehr Punkte aufzuholen."