Lewis Hamilton profitierte im Formel-1-Qualifying in Katar gleich doppelt. Durch die Track-Limit-Verstöße der McLaren-Fahrer Lando Norris und Oscar Piastri steht er am Sonntag zwei Plätze weiter vorne in der Startaufstellung und wird als Dritter ins Rennen gehen. Der Rekordweltmeister hätte sich die gute Ausgangslage allerdings lieber aus eigener Kraft verdient. Er empfindet das Durchgreifen gegen die Konkurrenz als unnötig. Durch die auf dem Losail International Circuit angebrachten Kerbs sind Track Limits auf dem Kurs seiner Ansicht nach obsolet. Strafe für Bummelei im Q1 bleibt aus. (Formel 1 live aus Katar: News von heute im Ticker)

"Eigentlich sollte Lando hier sitzen", so der Mercedes-Pilot nach dem 17. Qualifying der Saison, bei dem am Freitagabend die Startpositionen für den Grand Prix ausgefahren wurden. Eigentlich hatte es für ihn im Q3 nur zu Position fünf gereicht, doch wenige Minuten nach der Session wurde das Grid auf den Kopf gestellt.

Im Parc Ferme herrschte Verwirrung, als Lando Norris und Oscar Piastri erst spät ihre schnellsten Runden aberkannt wurden. Beide waren auf ihrem letzten Versuch im Q3 in den Kurven 10 respektive 14 über die weiße Linie hinausgefahren, wodurch die Offiziellen ihnen die Rundenzeiten strichen. Norris rutschte von Platz zwei auf Rang zehn ab, Piastri von der dritten auf die sechste Position.

Hamilton empfindet das Vorgehen der Rennleitung als nicht nachvollziehbar, nachdem die neugestalteten Kerbs in Katar eigentlich klare Verhältnisse in Sachen Track Limits schaffen sollten. "Die sind eigentlich wirklich gut. Wenn du über den höchsten Punkt des Kerbs hinausfährst, verlierst du Zeit. Deshalb denke ich nicht, dass wir auf dieser Rennstrecke noch Track Limits brauchen", so der Brite.

Von der Außenkante des Kerbs zur asphaltierten Auslaufzone hin gibt es in Losail einen etwa fünf Zentimeter hohen Absatz, wodurch die Autos aufsetzen und die Fahrer beim zu aggressiven Ausnutzen der Kerbs entsprechend Zeit verlieren. Dass die Offiziellen trotzdem die weiße Linie als Track Limit heranziehen, findet Hamilton unnötig.

"Du solltest in der Lage sein, die Kerbs maximal zu nutzen aber wenn du über sie hinausfährst, Zeit verlieren. Es sollte keine weiße Linie mehr nötig sein", so der 38-Jährige, der sich die Lösung aus Katar auch für andere Austragungsorte wünscht: "Ich denke, wir können von diesen Kerbs lernen und sie auch auf anderen Strecken einsetzen, zumal die MotoGP mit ihnen einverstanden ist."

Hamilton hadert mit Achterbahn-Qualifying

Sportlich zeigte sich Hamilton mit seiner Leistung in Katar nicht sonderlich zufrieden. Im Q1 war er als 14. um ein Haar ausgeschieden, nachdem Mercedes es zuerst erfolglos auf Medium-Reifen versucht hatte. "Wir sind etwas zu spät rausgefahren und haben auf Medium keine Runde zustande gebracht. Dadurch waren wir etwas aus dem Rhythmus und es war mit dem Verkehr etwas schwierig. Gegen Ende der Runde wurde es voll. Ich war froh, durchzukommen", erklärt er.

Den zweiten Teil beendete er dann unerwartet mit der Bestzeit, wobei er Max Verstappen eine Zehntelsekunde abnahm. "Ich war absolut überrascht. Es ist etwas verwirrend, wenn du im Q1 fast rausfliegst, was in dem Moment sehr frustrierend ist, und du dann im Q2 plötzlich ganz vorne bist. Das ist sehr seltsam", so Hamilton, der im entscheidenden Q3 nicht an die Leistung anknüpfen konnte.

Sein letzter Run war über sechs Zehntelsekunden langsamer als der von Pole-Setter Verstappen. Auf Teamkollege George Russell fehlte ihm eine knappe Zehntelsekunde. "Für mich war es ein ziemlich durchschnittliches Qualifying. Im Q1 und im Q3 habe ich die Runde nicht hinbekommen. Die Runde im Q2 kam zu früh, die hätte ich gerne im Q3 gehabt", sagt er.

Hamilton entgeht Strafe wegen Bummelei

Neben der Unzufriedenheit über die eigene Leistung drohte Hamilton am Freitagabend auch noch Ungemach durch die FIA. Im Q1 soll er die für Katar festgelegte Maximalrundenzeit überschritten haben. Zwischen den Safety-Car-Linien wurden 1:46.0 Minuten definiert. Der Brite und sein Team mussten um 22:40 Uhr Ortszeit bei den Offiziellen vorsprechen.

Rund zwei Stunden später folgte die Entwarnung. Nach Sichtung sämtlicher Aufnahmen konnte weder bei Hamilton, noch bei den ursprünglich zusammen mit dem Mercedes-Fahrer von der Rennleitung notierten Yuki Tsunoda, Liam Lawson und Oscar Piastri ein vorsätzliches Bummeln festgestellt werden.

"In allen sechs Fällen stellten die Stewards fest, dass die Fahrer angemessene Maßnahmen ergriffen haben, um andere Fahrer nicht zu behindern. In allen Fällen verlangsamten sie deutlich, um anderen Fahrern das Überholen zu ermöglichen und diesen Fahrern freie Bahn zu gewähren", so die Offiziellen. "Die Stewards stellen daher fest, dass sie nicht unnötig langsam gefahren sind, und dass der Grund für die Überschreitung der Maximalzeit auf ihr angemessenes Verhalten zurückzuführen war, weshalb keine weiteren Maßnahmen ergriffen werden."