Vergangene Saison befand sich Charles Leclerc nach der Sommerpause noch mehr oder weniger im Kampf um die Formel-1-Welteisterschaft. Doch die spektakuläre Aufholjagd von Max Verstappen beim Belgien GP 2022 sollte der Nagel im Sargdeckel der Titelhoffnungen von Leclerc und Ferrari sein, wie der Monegasse nach der Saison verriet. Zu groß war mittlerweile der Performance-Abstand zwischen der Scuderia und Red Bull. Hinzu kamen einige kapitale Fahrfehler von Leclerc, wie der Dreher in Imola oder der Unfall in Frankreich, durch die der Titelkampf bereits in Suzuka zu Gunsten von Verstappen entschieden wurde.
Eine Saison später steht Ferrari im Vergleich zu Red Bull noch schlechter da. Es dauerte bis zum Singapur GP, bis die Scuderia wieder ganz oben auf dem Podest stand. Allerdings nicht in Person von der designierten Nummer 1 Charles Leclerc, sondern von Carlos Sainz. Der Spanier stellt seinen Teamkollegen seit der Sommerpause komplett in den Schatten und liegt im internen Ferrari-Duell mittlerweile mit 19 Punkten vorne. Leclerc leidet unterdessen weiter an seiner Fehleranfälligkeit, die im Vergleich zur letzten Saison eher zu- als abgenommen hat.
Der schlechteste Saisonstart in Leclercs Formel-1-Karriere
Bereits der Start in die Formel-1-Saison 2023 verlief für Leclerc und Ferrari alles andere als optimal. Beim Saisonauftakt in Bahrain sorgte nach 41 Runden ein Schaden am Ferrari-Motor dafür, dass Leclerc ein so gut wie sicher scheinendes Podium verwehrt blieb. Beim darauffolgenden Saudi-Arabien GP startete Leclerc aufgrund von Strafen von Platz 12, und arbeitete sich auf Platz 7 vor.
Der Große Preis von Australien machte den Horror-Saisonstart perfekt: Nach einer Kollision mit Lance Stroll in der ersten Runde blieb Leclercs SF-23 im Kiesbett von Kurve 3 stecken. Die Folge: Ein Ausfall und erneut keine WM-Punkte. Bei all den Zwischenfällen trug Leclerc zwar keine Schuld, dennoch war es der "schlechteste Start in seiner Formel-1-Karriere", wie der 25-Jährige nach dem Australien GP selbst analysierte. Es sollte jedoch noch schlimmer kommen: schon bald sollten sich selbst verschuldete Fehler zur Leclerc-Misere hinzugesellen.
Charles Leclerc: Crash-Probleme im Qualifying
Was bei der Betrachtung von Leclercs Fehlern in der aktuellen Saison auffällt: Vor allem im Qualifying, wenn die Fahrer ihre Boliden bis an die Grenze bringen, scheint der Monegasse mehr aus seinem SF-23 herausholen zu wollen, als das Auto hergibt. Im Sprint-Shootout von Baku stand Leclerc dank eines sensationellen ersten Laufs im SQ3 vorläufig auf dem ersten Platz. Doch im zweiten Lauf ging er mit seinem Ferrari zu beherzt in Kurve 5, verlor die Kontrolle über seinen Wagen und krachte in die Mauer. Die bereits gesetzte Zeit sollte trotzdem für die Pole Position im Sprint reichen.
Ein Rennwochenende später in Miami leistete sich der Ferrari-Pilot den nächsten Fauxpas. Nachdem er bereits im 2. Freien Training nach Übersteuern in Kurve 7 mit der TecPro-Barriere kollidierte, folgte im Qualifying eine fast exakte Kopie des Unfalls. Erneut war es der finale Lauf im letzten Qualifying-Abschnitt, in dem Leclerc seinen Ferrari in die Wand setzte. Der Monegasse beendete die Zeitenjagd auf Platz 7, Teamkollege Sainz auf Platz 3.
Auf das Horror-Wochenende in Miami folgten einerseits starke Vorstellungen wie in Österreich und Kanada, andererseits aber auch umso schwächere Leistungen wie in Spanien und Silverstone. Immerhin blieb Leclerc in diesem Zeitraum weitestgehend fehlerfrei. Das sollte sich allerdings beim Niederlande GP ändern.
Denn es war erneut in der Zeitenjagd, bei der Leclerc seinen SF-23 in die Bande setzte. Nachdem die Strecke über das gesamte Qualifying Stück für Stück abtrocknete, fanden die Piloten für ihren letzten Lauf die besten Bedingungen vor. Doch Leclerc verschätzte sich am Eingang von Kurve 9 komplett und schlug erneut in die Bande ein. Er fiel daraufhin auf Platz 9 zurück und musste das Rennen am Tag darauf nach einem Kontakt mit Oscar Piastri mit einem irreparablen Schaden am Unterboden aufgeben.
Charles Leclerc zwischen Genie und Wahnsinn
Charles Leclerc bewegt sich in dieser Saison zwischen Genie und Wahnsinn. Auf Highlights, wie die Sensations-Pole in Aserbaidschan, folgen Katastrophen-Wochenenden wie in Miami. Die Fehleranfälligkeit Leclercs schlägt sich auch auf die Punktedifferenz zwischen den beiden Ferrari-Fahren aus. Leclerc beendete die vergangene Saison 62 Punkte vor Sainz. Doch in 2023 besticht der Spanier im Vergleich zu Leclerc vor allem durch seine Konstanz. Diese bringt Ferrari aktuell mehr Punkte ein, als die oftmals zu riskante Fahrweise des talentierten Monegassen. Oder wie Ron Dennis einst sagte: "To finish first, you first have to finish."
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