Seit seinem Debüt 2008 ist das Nachtrennen von Singapur zu einem Fixpunkt im Formel-1-Kalender geworden. Der Stadtkurs mag mit spektakulären Bildern bestechen, aber von Layout bis Überhol-Möglichkeiten muss er auch immer wieder Kritik einstecken. 2023 gibt es nun ein neues Layout. Damit könnte die Strecke gleich mehrere Probleme abstellen.
Zwar sind es nur etwas mehr als 100 Meter, um die Singapur 2023 kürzer wird, aber diese 100 Meter spielen eine signifikante Rolle. Zwei der drei engen 90-Grad-Schikanen werden nämlich komplett entfernt. Nach der engen Rechtskurve 14 geht es jetzt durch einen schnellen Linksknick fast 400 Meter mit Vollgas dahin.
Nur eine Schikane bleibt - jetzt die Kurven 16 und 17. Dann folgt die finale Doppel-Links. Davor war man nach dem Linksknick in eine echte Micky-Maus-Passage eingebogen. Erst Rechts-Links, nur wenige Meter später wieder Links-Rechts in eine Unterführung. Zwei sehr langsame Schikanen, die den Rhythmus der Strecke hintenraus ruinierten, viel Zeit kosteten, und vor allem den Hinterreifen viel abverlangten.
Neues Singapur-Layout Rettung für die F1-Reifen?
Das Thema Reifen machte in Singapur deshalb immer Probleme. Einerseits ist es eine Stadtstrecke mit wenig Verschleiß, weshalb Pirelli stets sehr weiche Mischungen anbietet. Doch die Traktionsbereiche überhitzten die Hinterreifen im letzten Sektor zu stark.
Fahrer mussten sich Qualifying-Runden einteilen, anstatt voll zu pushen. "Die letzten sechs Kurven haben die Reifen voll ans Limit gebracht, man hatte richtig mit Übersteuern zu kämpfen", erklärt Mercedes-Ingenieur Riccardo Musconi.
Nicht nur im Qualifying machten die Reifen Probleme. Das Rennen wurde oft zu einem Bummelzug an Reifensparern, weil mit fast 30 Sekunden Zeitverlust jeder Boxenstopp eine strategische Qual war. Mit ständig überhitzenden Hinterreifen hatte dann niemand die Traktion, um aus den wichtigen Kurven gut genug zu beschleunigen und so Überholmanöver vorzubereiten.
"Jetzt, wo der letzte Sektor nicht so anspruchsvoll für das Auto ist wie davor, sollten wir nicht die gleichen Probleme mit dem Überhitzen haben", hofft Musconi. "Das bedeutet, dass wir hoffentlich beim Reifenmanagement zurückschrauben können. Wenn die Reifen ein einfacheres Leben haben, dann ist es möglich, dass sie weniger über das ganze Rennen leiden."
Hitze-Marathon Singapur: Zeitlimit-Gefahr entschärft?
Also weniger Reifenverschleiß, und eine zusätzliche lange Gerade als Überholspot. Wie viel es wirklich hilft - auch beim Überholen - kann erst eindeutig gesagt werden, wenn das Rennen vorbei ist. Das ist aber nicht der einzige mögliche Vorteil des neuen Layouts.
Durch die Verkürzung steigt die Renndistanz um eine Runde auf 62. Im Gegenzug soll die Rundenzeit aber Schätzungen zufolge um fast 10 Sekunden fallen. In Summe reduziert das die Renndauer. In Singapur wichtig. Denn der Kurs an sich ist trotzdem extrem langsam. In der Vergangenheit ein häufiges Problem. Eine Safety-Car-Phase reicht oft schon, um das Rennen an das Zweistunden-Limit zu treiben.
Und das ausgerechnet auf einer Strecke, die wegen der starken Hitze kombiniert mit hoher Luftfeuchtigkeit als die physisch anspruchsvollste im Kalender gilt. Bis zu zwei Kilo verliert ein F1-Fahrer während dem Rennen. Jedes Bisschen Entspannung kann da helfen, und gleich zwei Schikanen rauszuschneiden ist nicht zu unterschätzen.
Dieses Singapur-Layout bleibt voraussichtlich bis 2026 erst einmal so erhalten. Grund hinter dem Umbau ist übrigens nicht der Wunsch, die Strecke zu verbessern. Auf der alten Passage wird die neue Event-Anlage "NS Square" gebaut. Sie ersetzt die alte Anlage "Float at Marina Bay", eine in der Bucht schwimmende Plattform, deren Tribüne auch für die Formel 1 genutzt wurde. Diese Tribüne ist vorläufig so nun einmal nicht mehr verfügbar.
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