Oscar Piastri ist, anhand der ersten Saisonhälfte 2023 bewertet, der bisher beste Rookie des Jahres. Ein zweiter Platz im Sprint von Belgien, insgesamt 34 Punkte und ein klarer Aufwärtstrend zeichnen den 22-Jährigen aus. Selbst Vergleiche zu den Rookie-Saisons von Formel-1-Größen wie Lewis Hamilton oder Max Verstappen werden gezogen. Doch was macht den aufstrebenden Australier so gut?

Stella: Oscar lässt alles leicht aussehen

Auch McLaren-Teamchef Andrea Stella sieht den Fortschritt seines Schützlings. Allerdings ist er davon kaum überrascht. "Ich denke, da wo er ist, ist Teil des Potenzials, der Entwicklung, die wir schon bei den Tests und den ersten Rennen gesehen haben. Wenn du so ein Potenzial siehst, hast du natürlich auch eine gewisse Erwartungshaltung", erklärt der Italiener.

Die Leistung des Rookies möchte Stella damit jedoch nicht kleinreden. "Aber wenn du dann siehst, wie diese Erwartungshaltung erfüllt wird, bist du immer beeindruckt", so Stella. "Der interessante Punkt bei Oscar ist, dass er das alles einfach aussehen lässt. Er lässt es einfach aussehen, wie man in Mischbedingungen fährt, das Rennen anführt oder von Intermediate-Reifen auf Slicks wechselt und trotzdem nie einen Fehler macht."

In Belgien fuhr Piastri einen fehlerfreien Sprint, lediglich Max Verstappen musste der McLaren-Pilot ziehen lassen. Den Rest des Feldes distanzierte er. Im Rennen sorgte eine Berührung mit Carlos Sainz für ein frühes Aus. Trotzdem: "All das erreicht er, mit einer ziemlich speziellen Herangehensweise. Er ist sehr ruhig und zurückhaltend. Das ist bisher sehr beeindruckend."

Piastri erfüllt McLaren-Erwartungen

Auffällig: Die bisherigen Highlights seiner Saison setzte Piastri erst gegen Ende der ersten Saisonhälfte. In Silverstone lag der Australier lange auf dem dritten Platz, in Budapest schnappte sich Piastri Teamkollege Lando Norris schon am Start und konnte ihn während des ersten Stints hinter sich halten. Erst nach einem Kontakt mit Sergio Perez musste er deutlich abreißen lassen. In Belgien gelang ihm letztendlich die erste Top-3-Platzierung seiner Karriere.

Übertrifft der Rookie damit sogar die Erwartungen des eigenen Teams? "Ich glaube nicht unbedingt, dass die Lernkurve steiler ist als erwartet", widerspricht Andrea Stella. "Das ist bis jetzt ziemlich auf Linie mit dem, was wir am Beginn der Saison gesehen haben. Es war nicht einfach, in ein McLaren-Auto zu kommen, das Probleme für den Fahrer kreiert hat."

"Man hat sich unkomfortabel beim Pushen gefühlt. Wir haben ja oft über die Charakteristiken des Autos gesprochen", erklärt der Italiener. Zu Beginn der Saison kämpfte McLaren noch oft um die hinteren Plätze. Erst in Silverstone bekam Piastri das neue Update, was den MCL60 in der Hackordnung der Königsklasse regelrecht nach vorne katapultierte. Im Kampf um Rang 13 wurde der Fortschritt des Australiers in der Außenwahrnehmung nicht besonders deutlich wahrgenommen.

Zu Beginn der Saison war der MCL60 nicht konkurrenzfähig, Foto: LAT Images
Zu Beginn der Saison war der MCL60 nicht konkurrenzfähig, Foto: LAT Images

"Es war nicht das ideale Auto, von dem man sich wünschen würde, es zu fahren. Aber Oscar konnte sich daran anpassen - und das aus dem Auto herausholen, was möglich war. Das war uns schon zu Beginn der Saison klar, aber von außen hat man es nicht so stark wahrgenommen, weil das Auto nicht gut war. Aktuell bestätigt er das Potenzial, das wir schon zu Beginn der Saison gesehen haben."