Die Sicherheit ist vor dem Belgien-GP ein großes Thema im Formel-1-Fahrerlager. Ist die berühmte Highspeed-Strecke Spa sicher? Ist das Fahren im Regen noch sicher? George Russell ermahnt am Donnerstag, dass bei all den F1-Gesprächen spezielle Gefahren in den Nachwuchs-Klassen - in denen sich zuletzt in Spa die schwersten Unfälle ereigneten - nicht außer Acht gelassen werden dürfen. Besonders die Anzahl der Autos auf der Strecke.

Anstoß zur großen Sicherheits-Debatte war der tödliche Unfall von Dilano van 't Hoff. Der 18-Jährige war im zweiten Rennen der Formula Regional am 1. Juli in Spa tödlich verunglückt, war in einem Auffahr-Unfall am Ausgang von Raidillon verwickelt gewesen. Der Unfall ereignete sich bei starkem Regen in der Gischt bei extrem schlechter Sicht.

Die Formel-1-Fahrer sehen Regen und Sicht als die größte Gefahr, nicht die Strecke in Spa selbst. Da sind sie sich einig. Große Themen sind dabei aber immer zuerst Reifen, Abtrieb, Asphalt, andere technische Fragen. "Mir tun die Nachwuchs-Formeln leid", merkt George Russell an.

Russell besorgt: Schwerer Unfall nur Frage der Zeit

Er verweist gleich auf die Formel 3, die auch an diesem Wochenende im Rahmenprogramm unterwegs ist. Mit 30 Autos im Feld: "Ich denke wirklich, dass die Formel 3 keine 30 Autos auf der Strecke erlauben sollte. An keinem Punkt. Selbst im Trockenen nicht. Ich denke, da ist es nur eine Frage der Zeit, bis hier ein schwerer Unfall passiert."

Auch das Formula-Regional-Rennen, in dem Dilano van 't Hoff tödlich verunglückte, hatte ein großes Feld aufgeboten. 34 Autos waren am Start gestanden. Je größer das Feld, je chaotischer wird es im Hinterfeld. Massen-Karambolagen sind viel wahrscheinlicher, erst recht an engen und schnellen Stellen. Und im Regen steigt die Gefahr exponentiell.

Die Formel 3 fährt mit riesigen Starterfeldern, Foto: LAT Images
Die Formel 3 fährt mit riesigen Starterfeldern, Foto: LAT Images

"Jeder von Platz drei abwärts sieht nichts", hält Russell fest. "Wir sprechen von 20, 30, 40 Metern. Es schien, als sei der Formula-Regional-Zwischenfall nur eine Frage der Zeit gewesen. Fahrer geben nicht Vollgas, weil sie nichts sehen, dann passiert ein Auffahrunfall, und dann steht ein Auto plötzlich mitten auf der Strecke." Sicht ist keine Frage des Talents, erinnert er: "Es ist egal, ob du der beste Fahrer der Welt bist, ob du in der Formel 1 fährst, vorne, hinten, wenn dir jemand mit über 150 reinfährt."

Deshalb ist es für Russell auch immens wichtig, dass die Nachwuchsklassen bei Sicherheitsfragen nicht aus den Augen verloren werden. Medial sind sie weniger präsent, es ist weniger Geld dahinter, und 16-jährige F3-Piloten sind nicht die erste Anlaufstelle, wenn es um sicherheitstechnische Fragen steht.

Zusammen stark: F1, FIA & Fahrer verbessern Beziehung

Die Formel 1, angefangen bei den Fahrern, ist in der Pflicht, sie nicht zu vergessen, so Russell: "Wir haben hier diese unglaublichen Technologien der Zukunft, bis zur KI, aber es müssen Dinge sein, die auch in den niedrigeren Formeln angewandt werden können, wo sie nicht die ganze Technologie haben. Etwa die Überwachungskameras, um schnell zu reagieren."

Crash- & Regenchaos droht! Spa zu gefährlich für die Formel 1? (08:57 Min.)

Russell, der als einer der Präsidenten der Fahrer-Gewerkschaft GPDA auch vor Kritik am Motorsport-Weltverband FIA oft nicht zurückschreckte, hat heute Lob für die Entwicklung dieser Partnerschaft übrig: "Ich bin seit drei Jahren in dieser Rolle, und es gibt auf jeden Fall mehr Interaktion mit uns Fahrern und der GPDA. Sie wollen unsere Perspektiven aus dem Cockpit hören. Nicht nur um die Formel 1, sondern den Motorsport zu verbessern."

Diese Partnerschaft war in den letzten Jahren nicht immer positiv, oft gezeichnet durch von den Fahrern als einseitig wahrgenommene Entscheidungen. Inzwischen gibt es auf der FIA-Seite aber eine neue Struktur, drei Ansprechpersonen mit klar definierten Aufgabenbereichen: Rennleiter Niels Wittich, Sportdirektor Steve Nielsen und Nikolas Tombazis als Technischer Direktor für Einsitzer. Das funktioniert. "Alles scheint ein bisschen organisierter", lobt Russell. "Es geht um offenen Dialog, und wie gesagt, es ist besser denn je."