Das britische Traditionsteam Williams fährt in der Formel-1-Saison 2023 mal wieder um die letzten Plätze der Konstrukteurs-WM mit. Vorbei sind die glorreichen Zeiten um Nigel Mansell und Co. Nach vielen Jahren finanzieller Engpässe und schwachen Leistungen auf der Strecke befindet sich Williams seit 2021 in der Hand von Dorilton Capital, einem Investmentfonds mit hohen monetären Mitteln. Das Geld wäre also da, um die laut Teamchef James Vowles in die Jahre gekommene Infrastruktur des britischen Traditionsteams zu erneuern.

"20 Jahre lang unzureichende Investitionen sind der Grund, warum wir heute stehen, wo wir stehen. Aber ich habe das Glück, in einer günstigen Position zu sein, in der meine Vorgänger nicht waren - wir haben die Möglichkeit für Investitionen, bedeutende Investitionen. Es gibt das Verlangen, dass Williams wieder in eine wettbewerbsfähige Position zurückkehrt, aber dafür sind Investitionen erforderlich", erklärte Vowles.

Behindert die Budgetobergrenze den Williams-Erfolg?

Doch die Budgetobergrenze macht Williams dabei einen Strich durch die Rechnung. Der sogenannte 'CapEx' besagt, dass die Teams in einem 4-Jahres-Zeitraum nur 36 Millionen US-Dollar für Investitionen in die Infrastruktur aufwenden dürfen. Für Teams, die vor der Einführung der Budgetobergrenze im Jahr 2021 eine mangelhafte Infrastruktur hatten, stellt das einen Nachteil dar. Durch den 'CapEx' können die Teams laut Vowles in einem unzureichenden Tempo die infrastrukturellen Defizite aufholen. "In vielerlei Hinsicht verschwindet dieses Geld heute in dem, was ich für grundlegende Infrastruktur halte. Zum Beispiel kostet die Software, um die Ineffizienzen bei Williams zu beheben, leider nicht 100 Pfund, sondern Millionen und sogar zig Millionen, wenn man es richtig macht", erklärte Vowles.

Deshalb würde sich Vowles eine Erhöhung des 'CapEx' wünschen. "Die Zahlen, die wir für den Ausbau der Infrastruktur sehen, sind für uns beängstigend hoch. Das Gelände selbst ist in Ordnung, das fällt tatsächlich nicht unter die Kostenobergrenze. Aber es gibt eine Liste für Maschinen oder Simulatoren, oder die Software, von der ich hier gesprochen habe, oder Ihre Verbundstoff-Einrichtungen, auf der die Preise für die Ausrüstung stehen. Wir wollen aufzeigen, wo wir heute stehen, wo die Benchmark ist und was wir ausgeben können, um diese Benchmark wieder zu erreichen", sagte Vowles.

Williams und das Geld: Eine komplizierte Beziehung

Auf der Suche nach den Ursachen für die konstant angespannte finanzielle Situation von Williams wird man im Jahr 1998 fündig. Es war die erste Saison, die unter dem fünften Concorde-Agreement stattfand, welches bis 2007 gültig war. Die neue Vereinbarung änderte die Verteilung der Gelder dramatisch, da nun auch Bernie Ecclestone, damals Geschäftsführer der Formel-1-Holding, als kommerzieller Rechtinhaber einen Großteil der Verhandlungen mitbestimmen konnte.

Die glorreichen Williams-Zeiten um Nigel Mansell sind schon lange Geschichte, Foto: LAT Images
Die glorreichen Williams-Zeiten um Nigel Mansell sind schon lange Geschichte, Foto: LAT Images

Vor dem neuen Concorde-Agreement waren den Teams 85 Prozent des Gewinns vergönnt - dieser Anteil wurde auf 23 Prozent gesenkt. Williams und McLaren, die sich im Jahr zuvor aufgrund der Verteilung der Gelder weigerten, die Vereinbarung zu unterschreiben, unterzeichneten aufgrund eines Sonderrechts schlussendlich doch. Das Sonderrecht sollte den beiden Teams im Falle eines Verkaufs der Formel 1 Anteile an der Verkaufssumme sichern. Ecclestone fand jedoch in den abgeschlossenen Verträgen ein Schlupfloch und als Anteile der Formel 1 tatsächlich verkauft wurden, sahen die Teams keinen Cent.

In der Formel 1 folgte ein Ausverkauf der Teams an größere, finanzstärkere Firmen. Benetton wurde von Renault übernommen, McLaren verkaufte einen großen Teil an Mercedes. Williams entschied sich jedoch, weiterhin ausschließlich Sponsorenverträge und Formel-1-Preisgeld als Einnahmequelle zu verwenden und so viele Autoteile wie möglich in den eigenen vier Wänden zu bauen. Es entwickelte sich eine Spirale, in der Williams kein Geld für neue Investitionen hatte, dadurch aber immer weiter im Leistungspotenzial zurückfiel. Mit dem Wechsel zu Mercedes-Motoren 2015 erwischte Williams einen guten Zeitpunkt und konnte dadurch zeitweise wieder kompetitiv in der Formel 1 mitwirken, nachhaltig war der Erfolg allerdings nicht.

In den Folgejahren war Williams aufgrund der immer schlechter werdenden finanziellen Situation auf Fahrer angewiesen, die große finanzielle Ressourcen mitbringen konnten. Nach Lance Stroll, Sergey Sirotkin, Robert Kubica und Nicholas Latifi folgte während der Corona-Pandemie der Verkauf an den finanzstarken Investmentfonds Dorilton Capital und markierte das Ende von Williams als Familien-Team.