Nachdem Ferrari-Teamchef Federic Vasseur monatelang nichts von einem Konzeptwechsel wissen wollte, gibt es beim Spanien GP nun auch einen runderneuerten SF-23. Schon am Donnerstag konnte man in der Ferrari-Garage neue Teile erkennen, die am Boliden von Carlos Sainz installiert wurden. Am Trainingsfreitag in Barcelona wurde das gesamte Ausmaß des Umbaus sichtbar.

Die äußerst voluminösen Seitenkästen bleiben, allerdings setzt nun auch Ferrari auf eine Rampe nach unten, um die Luft auf das Diffusordach zu leiten. Der Einschnitt an der Innenseite bleibt zumindest leicht erhalten, allerdings wandern die Kiemen größtenteils an die Motorabdeckung in die Senkrechte.

Interessant: Nicht der gesamte Seitenkasten bildet eine Rampe nach unten, nur ein kleiner Teil an der Außenseite. Zuvor schwebte aber noch der gesamte Seitenkasten eine Etage höher. Ferrari versucht offenbar, der vorherrschende Aero-Konzept der Formel 1 auf die eigene Kühlerarchitektur zu stülpen.

Ferrari integriert die untere SIS im Seitenkasten, Foto: Motorsport-Magazin.com
Ferrari integriert die untere SIS im Seitenkasten, Foto: Motorsport-Magazin.com

Der Undercut unter den Lufteinlässen der Seitenkästen fällt deutlich moderater aus als bei der Konkurrenz. Das hat wohl auch mit der Seitenaufprallstruktur zu tun. An jeder Cockpitseite muss je eine untere und eine obere standardisierte Side Impact Structure (SIS) angebracht werden. Die Teams haben bei der Positionierung einen gewissen Spielraum.

Die Verkleidung der SISs stellt die Aerodynamiker vor Herausforderungen. Bei Ferrari ist die untere SIS so weit oben angebracht, dass sie noch im Seitenkasten integriert wird. Bei anderen Teams wird sie direkt über den Venturikanälen im Unterboden integriert. Gut zu erkennen ist die Seitenaufprallstruktur des Ferrari durch die ausgeprägte Beule im Seitenkasten. Zum Paket gehört auch ein neuer Heckflügel und ein neuer Unterboden.

Ferrari war gemeinsam mit Haas das letzte Team, das sich gegen den Trend der abfallenden Seitenkästen wehrte. Erst beim Monaco GP zeigte Mercedes ein groß angekündigtes Update. Ferrari hielt medial den Blach flach, um keine zu großen Erwartungen an den Konzeptwechsel zu knüpfen. "Es ist kein riesiger Schritt", sagte Fred Vasseur. Ferrari will - wie auch Mercedes - die Tür für eine neue Entwicklungsrichtung öffnen.

Ärger bei Ferrari-Präsentation

Auch in Barcelona wollte Ferrari das Update nicht groß präsentieren, was für großen Ärger sorgte. Die Teams sind dazu verpflichtet, aerodynamische Updates nicht nur bei der FIA anzumelden, die schließlich eine Liste mit allen Neuerungen an Medienvertreter schickt, sondern die Autos in einem bestimmten Zeitkorridor auch vor den Garagen auszustellen.

Ferrari zeigte zunächst das alte Auto, Foto: Motorsport-Magazin.com
Ferrari zeigte zunächst das alte Auto, Foto: Motorsport-Magazin.com

Ferrari aber rollte zunächst den Boliden von Charles Leclerc vor die Garage - der allerdings im 1. Training noch mit der alten Spezifikation unterwegs war. Erst nach Protesten tauschte Ferrari die Autos und zeigte das Update in der Boxengasse. Seit dieser Saison dürfen die Teams nicht mehr die alten Autos zeigen, sondern müssen bei gesplitteten Strategien jenes Auto öffentlich zugänglich machen, das mit den Updates ausgestattet ist. Den ganzen Trainings-Freitag der Formel 1 heute in Barcelona gibt es hier im Liveticker.