McLaren hat den jährlichen Nachhaltigkeits-Bericht des Formel-1-Teams veröffentlicht, und nutzt diese Gelegenheit 2023 für eine Forderung in Richtung der Regelhüter der Weltmeisterschaft. Wie viele andere Mannschaften wird hier hart an Nachhaltigkeit, Diversität und Inklusion gearbeitet. Aber McLaren sieht sich an eine finanzielle Grenze stoßen. Nicht durch fehlende eigene Mittel. Sondern durch das neue restriktive Finanzielle Reglement mit Kosten-Obergrenze.

"Wir sind überzeugte Unterstützer der Kosten-Obergrenze und wollen nicht sehen, wie sie untergraben wird, aber die aktuellen Regeln haben gewisse unbeabsichtigte Sperren, wenn es um Investitionen in die Nachhaltigkeit geht", beklagt sich McLarens Sportchef Zak Brown. Erste Änderungen an der Grenze gibt es nun bereits, McLaren will noch mehr.

McLaren-Motorsportchef Zak Brown, Foto: LAT Images
McLaren-Motorsportchef Zak Brown, Foto: LAT Images

Was McLaren umtreibt, ist, dass Teams so gezwungen werden zu wählen: Zwischen Performance und Infrastruktur-Projekten für Nachhaltigkeit. Eine schwierige Position für die Teams und die Formel 1. Seit Jahren ist man bemüht, die Weltmeisterschaft umweltverträglicher zu machen. Alle Teams sind beispielsweise damit beschäftigt, die Drei-Sterne-Nachhaltigkeitszertifizierung des Internationalen Automobil-Verbandes FIA zu erhalten.

Dafür braucht es eben Investitionen in die Fabrik, die auf die sportlichen Leistungen kaum Auswirkungen haben. McLaren hat deshalb gegenüber der FIA Veränderungen angestoßen, und fand dort und bei den anderen Teams Verständnis. Eine Arbeitsgruppe mit allen Beteiligten wurde gestartet.

McLaren hofft auf weitere Änderungen nach erstem FIA-Schritt

Im April wurden in einer Neufassung des Finanziellen Reglements bereits "Kosten für Nachhaltigkeits-Initiativen" bei den von der Grenze ausgenommenen Kosten hinzugefügt. Dort finden sich jetzt neun Posten, die die Teams nicht mehr bei der Berechnung der für die Obergrenze relevanten Kosten inkludieren müssen.

Diese neuen Posten beinhalten Kosten für an Nachhaltigkeits-Initiativen arbeitendes Personal, Kosten für Nachhaltigkeits-Zertifikate, Studien für Infrastruktur-Initiativen. Kauf von E- oder Wasserstoff-Autos, Software, Spenden, Kosten für Bio-Sprit von Unternehmensfahrzeugen, auch bei Luftfracht, und selbst Kosten für gepflanzte Bäume.

McLaren hofft besonders im Hinblick auf das neue Technische Reglement 2026 auf mehr. "Unser Sport braucht einen klaren regulativen Rahmen mit finanziellen, technischen und sportlichen Regeln, die Innovation und Investition bei Nachhaltigkeit verbessern", fordert Zak Brown. "Wir müssen bessere Wege finden, um Expertisen in der ganzen Industrie zu teilen."

Ein von der Kosten-Obergrenze getrennter Bereich für Nachhaltigkeit und Diversität wäre die Idealvorstellung. Diversitäts-Initiativen, Initiativen für das Team-Wohlbefinden, Praktikums-Projekte für die Nachwuchsförderung - all das würden Brown und McLaren gerne exkludiert sehen: "Wenn wir einen großen Schritt mit den 2026er-Regeln machen wollen, müssen wir diese Entscheidungen jetzt treffen."

Die Formel 1 arbeitet schon seit Jahren daran, 2026 einen Schritt nach vorne in Sachen Nachhaltigkeit zu machen. Das Projekt, 100 Prozent nachhaltigen Treibstoff zu verwenden, liegt im Plan. McLarens Endziel wäre ein Auto, an dem nichts mehr wegzuwerfen ist.

Zusätzlich erhofft sich McLaren, Nachhaltigkeits-Kriterien auch in den Concorde-Verträgen zu verankern. Das sind jene Verträge, die den kommerziellen Rahmen zwischen F1, FIA und Teams definieren. Die aktuellen laufen Ende 2025 aus. Rechteinhaber Liberty Media ließ zuletzt durchblicken, man würde möglichst bald - während des F1-Booms - schon neue Verträge für 2026 und darüber hinaus aufsetzen.