Im vergangenen Jahr hofften viele Tifosi darauf, den Start einer neuen Ferrari-Ära zu erleben. Charles Leclerc stand mit 71 Punkten nach drei Rennen an der Spitze der Fahrerwertung. Gleiches galt für sein Team aus Maranello, das mit 104 Punkten an der Spitze der Konstrukteurs-Wertung rangierte. Etwas mehr als zwölf Monate später ist die Hoffnung allerdings verflogen.

Nach Traumstart verwandelte sich die Formel-1-Saison 2022 jedoch in einen Albtraum, der sich 2023 bislang nahtlos fortsetzt. Mit 26 Punkten liegt der einstige Spitzenreiter aus Maranello hinter Aston Martin und Mercedes auf Rang vier. Eine Punkteausbeute - die tief in die Historie der Scuderia zurückblicken lässt, denn weniger Punkte holten die Roten aus den ersten drei Rennen schon lange nicht mehr.

Schlechtester Formel-1-Saisonstart seit 2009

Erst vor drei Jahren fuhr Ferrari die schlechteste Formel-1-Saison seit vier Dekaden. Der SF-1000 landete auf Rang sechs der Konstrukteurs-Wertung. Umso beunruhigender, dass Ferrari zum Saisonstart damals trotzdem einen Zähler mehr holte als dieses Jahr. "Es ist frustrierend. Das ist wirklich der schlechteste Saisonstart aller Zeiten", lautete Charles Leclercs nüchternes Fazit nach seinem zweiten Ausfall in drei Rennen. So schlecht wie 2023 starteten die Roten seit mehr als zehn Jahren nicht. Innerhalb von einem Jahr entwickelte sich die rote Göttin vom mutmaßlich schnellsten Auto im Feld zur in Australien vierten Kraft.

Schlechter starteten die Mannen aus Maranello in der jüngeren Historie zuletzt vor 14 Jahren. 2009 konnten Kimi Raikkönen und Felipe Masse keinen einzigen Zähler in den ersten drei Rennen sammeln. Zwar fuhr die Formel 1 damals noch mit einem anderen Punktesystem (nur die ersten acht erhielten Punkte), aber selbst mit dem aktuellen System wären mit einem neunten und zehnten Platz nur drei Zähler herausgesprungen. Damals landeten die Roten am Ende der Saison immerhin noch auf Konstrukteurs-Platz vier knapp hinter McLaren. Genau wie heute hatte die Scuderia damals auch insgesamt zwei Ausfälle nach drei Rennen zu verbuchen.

Der Ferrari F60 rehabilitierte sich nach einem Horror-Start noch auf Platz vier, Foto: Sutton
Der Ferrari F60 rehabilitierte sich nach einem Horror-Start noch auf Platz vier, Foto: Sutton

Die schlechtesten Ferrari-Saisonstarts (heutiges Punktesystem)

Pos.JahrAutoPunkte
11980312T50
22009F603
31993F93A12
41986F1/8613
51992F92A22
62023SF-2326
72020SF-100027

Den schlechtesten Saisonstart erlebte Ferrari aber wohl 1980. Gilles Villeneuve und Jody Scheckter konnten in den ersten drei Saisonrennen genau wie 2009 null Punkte einfahren. Der Unterschied? Zwar war auch 1980 ein anderes Punktesystem im Einsatz, allerdings wären dem Ferrari 312T5 auch mithilfe der heutigen Punktevergabe keine Zähler vergönnt gewesen. Nur einmal sah ein Ferrari in diesen drei ersten Rennen überhaupt die Zielflagge, nämlich Gilles Villeneuve beim Brasilien GP. Der Kanadier, im Vorjahr noch Vizeweltmeister, beendete das Rennen als 16. und wurde somit nominell Letzter.

1980 erlebte Ferrari die schlechteste Saison der eigenen Geschichte, Foto: Sutton
1980 erlebte Ferrari die schlechteste Saison der eigenen Geschichte, Foto: Sutton

Was für die Ferrari-Wende spricht

Trotz einer schlechteren Punkteausbeute ist der SF-23 Ferrari-Vorgängern wie dem SF-1000 2020 oder dem F60 2009 in Sachen Performance voraus. Mit zwei zweiten Plätzen in drei Qualifyings konnte Charles Leclerc das Potenzial zeigen, das in seiner roten Göttin steckt. Mit einer zehn Plätze Startplatzstrafe in Saudi-Arabien, einem technischen Defekt in Bahrain und dem frühen Ausfall in Australien konnte der Monegasse dieses Potenzial im Rennen aber nie zeigen. Carlos Sainz hingegen fremdelt noch etwas mit seinem SF-23, zudem machte die fünf Sekunden Strafe gegen Ende des Australien Grands Prix aus in der Theorie zwölf möglichen Zählern eine Nullnummer.

Die Scuderia schlägt sich damit mit demselben Problem wie im vergangenen Jahr herum. Eine Rennschwäche. Ein so schwerwiegendes Performance-Problem wie beispielsweise 2009, 1980 oder auch 2020 gibt es beim SF-23 allerdings nicht. Diverse Faktoren wie technische Probleme, Pech oder fahrerische Fehler bremsen die Punkteausbeute der neuen roten Göttin noch ein. Auch mit dem Reifenverschleiß scheint der SF-23 noch Probleme zu haben. Sollte Ferrari diese Ärgernisse allerdings in den Griff bekommen, ist zumindest der Kampf um Platz zwei in der Konstrukteurs-Wertung noch nicht verloren. Die lange Frühlings-Pause gibt den Roten die Möglichkeit, am Auto zu arbeiten. Das erste größere Update soll schon in Imola kommen.

Formel 1 WM-Stand 2023: Die Team-Tabelle

  • 1. Red Bull (123 Punkte)
  • 2. Aston Martin (65 Punkte)
  • 3. Mercedes (56 Punkte)
  • 4. Ferrari (26 Punkte)
  • 5. McLaren (12 Punkte)
  • 6. Alpine (8 Punkte)
  • 7. Haas (7 Punkt)
  • 8. Alfa Romeo (6 Punkte)
  • 9. AlphaTauri (1 Punkt)
  • 10. Williams (1 Punkt)