Mit dem starken Start in die F1-Saison 2023 überraschte Aston Martin den Formel-1-Zirkus. Fernando Alonso fuhr in Bahrain aus eigener Kraft auf das Podium. Die starke Performance des britischen Rennstalls deutete sich bereits in den freien Trainings an. Auch der neue Williams-Teamchef James Vowles war beeindruckt. Dennoch ist sich der Neu-Teamchef sicher: "Ich denke trotzdem, dass es sehr schwierig ist, sich unter den Top-3 festzusetzen."

Vowles zeigte sich anerkennend: "Sie [Aston Martin] haben sich im Bereich der Aerodynamik fantastisch weiterentwickelt. Der Windkanal wird mit Mercedes geteilt, das gesamte Heck ist praktisch ein Mercedes." Bei den Silberpfeilen kennt sich der Ex-Strategiedirektor des Teams aus Brackley bestens aus. Entsprechend ist der Mercedes-Zusatz ein Kompliment an Aston Martin, schließlich fuhr das Werksteam beim Auftakt deutlich hinter dem Kunden.

Nur selten schaffte es in den letzten Jahren ein Außenseiter aufs Podium , Foto: LAT Images
Nur selten schaffte es in den letzten Jahren ein Außenseiter aufs Podium , Foto: LAT Images

Der derzeitige Erfolg Aston Martins werde Williams dennoch nicht zum Aston Martin-Weg inspirieren. Man werde neben dem Getriebe keine weiteren Teile von Mercedes beziehen, wie James Vowles bereits klarstellte . Stattdessen werde sich Williams die Zeit nehmen, die Infrastruktur auf das Level zu bringen, das es braucht, um weiter vorne mitzukämpfen. "Wenn ich die Wahl zwischen einer Entscheidung, die uns Performance in der nächsten Woche bringt, und einer, die uns signifikant mehr Performance in 6, 12 oder 24 Monaten bringt, entscheide ich mich für letzteres." Zudem fehle Williams Schlüssel-Personal und dort gelte es, die richtigen und nicht irgendwelche Leute einzustellen.

Ressourcen der Formel-1-Top-Teams: Davon kann Williams nur träumen

Der GP von Italien 2020 war nach acht Jahren das erste Rennen, das kein Red Bull, Ferrari oder Mercedes auf dem Podium beendete. Allein das zeigt, wie sehr sich diese drei Teams etabliert haben. James Vowles prophezeit deshalb notwendige politische Veränderungen, denn selbst mit den Vorteilen bei den ATRs (Aerodynamische Test-Beschränkungen) werde es speziell für kleinere Teams sehr schwierig sein, aufzuschließen. "Sie haben Ressourcen von denen wir nur träumen können, sie haben Erfahrung von der wir nur träumen können. Sie haben schlichtweg die besten Leute", fasst Vowles zusammen. Dank seiner jahrzehntelangen Erfahrung bei Mercedes weiß Vowles genau, wie viel mehr Möglichkeiten einem Spitzenteam zur Verfügung stehen.

Für Williams soll es unter James Vowles beständig nach vorne gehen, Foto: LAT Images
Für Williams soll es unter James Vowles beständig nach vorne gehen, Foto: LAT Images

"Dort wo die Top-3 [infrastrukturell] im Moment stehen, wird es selbst mit den ATRs sehr schwierig aufzuholen. In der Größenordnung, in der wir investieren und aufholen müssen, ist die Budgetobergrenze ein limitierender Faktor für uns", unterstreicht Vowles. Das finanzielle Reglement gewährt aber Ausnahmen: Im Capital Expenditure, kurz CapEx, sind zum Beispiel Ausgaben für Marketing-Aktivität vom Budget Cap ausgeklammert. Ebenfalls erlaubt das CapEx in einem festgelegten Rahmen Investitionen in die Infrastruktur. Die Teams können ihre Investitionen über mehrere Jahre abschreiben.

Als Williams 2020 an Dorilton Capital verkauft wurde, waren es nur noch wenige Monate, bis das Budget Cap in Kraft trat. Durch den jahrelangen Investitionsstau aufgrund der finanziellen Unsicherheiten scheint für Williams der Umfang des CapEx nicht ausreichend groß zu sein: "Es [das CapEx] ist nicht genug, um auf kurze Sicht erfolgreich zu werden", moniert Vowles. "Für uns wird es wichtig sein, kleine kontinuierliche Fortschritte zu machen und nicht auf der Stelle zu stehen. Dann wird es möglich, in den nächsten Jahren bis an die Spitze des Mittelfeldes zu rücken", so der Williams-Teamchef.