Die Spannung soll steigen! Um das zu ermöglichen, führte die Königklasse in der Formel-1-Saison 2011 das Drag Reduction System (DRS) ein. Den Fahrern sollte so das Überholen erleichtert werden. Komplizierte Technik und anspruchsvolle Aerodynamik machten die Formel-1-Boliden zwar immer schneller, gleichzeitig schwand aber die Spannung auf der Strecke. Motorsport-Magazin.com erklärt, wieso das DRS eingeführt wurde und wie es funktioniert.

Formel 1: Darum wurde das DRS eingeführt

Rad-an-Rad-Duelle wurden durch den sogenannten Dirty-Air-Effekt immer mehr zur Seltenheit. Dabei handelt es sich um die Luftverwirbelungen hinter einem fahrenden Auto. Dieses hat zwar theoretisch auf den Geraden einen Windschattenvorteil, wird jedoch durch die „Dirty Air“ in seiner aerodynamischen Effizienz beeinträchtigt.

Denn was auf der Geraden hilft, sieht bei der Kurvenfahrt schon ganz anders aus. Hier behindert die "schmutzige Luft" die Aerodynamik des hinteren Boliden. Nicht nur der Abtrieb leidet unter den Luftverwirbelungen, auch die Effektivität des Kühlsystems reduziert sich. Das Überholen wird durch das langsamere Auto dann nahezu unmöglich. An dieser Stelle kommt das DRS ins Spiel, das es dem Hinterherfahrenden erlaubt, den Heckflügel flacher zu stellen, was zu weniger Luftwiderstand und einem höheren Topspeed führt.

Formel 1: So funktioniert das DRS

Willkürlich kann das DRS jedoch nicht verwendet werden. So gibt es auf einem Großteil der Strecken eine oder zwei zuvor festgelegte Streckenpassagen, an denen der Flügel flach gestellt werden darf. Befindet sich ein Fahrer im Rennen beim Überqueren der DRS-Messstelle in einem Zeitfenster von einer Sekunde zu seinem Vordermann, so kann er einen Knopf betätigen. Als Hinweis ertönt hierfür meist ein Ton über die Kopfhörer der Fahrer. Anschließend klappt das Heckflügelelement auf dem festgelegten Streckenbereich - der DRS-Zone - nach oben.

Die DRS-Zonen (blau) in Miami, Foto: Mercedes
Die DRS-Zonen (blau) in Miami, Foto: Mercedes

Durch den geringeren Luftwiderstand erhält der Fahrer einen Geschwindigkeitsvorteil. Drückt der Fahrer auf die Bremse, so schließt sich die Klappe automatisch. Erst drei Runden nach Rennstart, Restart oder einer Safety-Car-Phase gibt die Rennleitung das DRS frei, bei starkem Regen bleibt das System deaktiviert, bis es der Rennleiter für sicher genug erachtet.

Formel 1: DRS mit neuem Reglement überflüssig?

Die Königsklasse startete die Saison 2022 mit einem neuen technischen Reglement. Der verbesserte Bodeneffekt sollte für mehr Rennaction sorgen. Denn trotz DRS ist diese in den Jahren zuvor wieder ein wenig verloren gegangen. Bei Einführung des Systems stieg zwar die Anzahl der Überholmanöver, 2017 ging der Trend jedoch schon wieder zurück. Grund hierfür waren die neuen Aerodynamik-Regeln.

2022 dann das Licht am Ende des Tunnels. Das Hinterherfahren wurde mit den neuen Boliden deutlich einfacher. Gleichzeitig wurden aber auch die Stimmen um das DRS wieder lauter. Für viele Fans ist die künstliche Überholhilfe seit langer Zeit ein Dorn im Auge. Vorerst wird der verstellbare Heckflügel aber in der Formel 1 bleiben.

Obwohl die Überholmanöver 2022 im Gegensatz zum Vorjahr um circa 30 Prozent (Positionsverschiebungen in der Boxengasse wurden nicht einkalkuliert) gestiegen sind, kann auf das System noch nicht komplett verzichtet werden. Noch vor dem Saisonstart 2023 kündigte die FIA Änderungen für die DRS-Zonen an. Betroffen sind die Strecken in Bahrain, Saudi-Arabien, Australien, Aserbaidschan und Miami. So soll je nach Strecke das Überholen erschwert oder vereinfacht werden.