Max Verstappen ist 2022 etwas gelungen, dass nur wenige Formel-1-Weltmeister von sich behaupten können: Nach seinem ersten Titel 2021 verteidigte er diesen erfolgreich. Legenden wie Juan Manuel Fangio, Sir Jackie Stewart, Niki Lauda, Ayrton Senna oder Lewis Hamilton ist dies beispielsweise nicht gelungen. Dazu verteidigte Verstappen seinen Titel nicht nur, sondern er dominierte die Königsklasse nach Belieben. Wir haben uns angesehen, wer ebenfalls seinen ersten Titel verteidigen konnte und was das für Verstappen bedeuten könnte.

Max Verstappen 2022

Nachdem es 2021 noch bis in die letzte Runde des letzten Rennens in Abu Dhabi gegen Lewis Hamilton ging, hatte der Red-Bull-Pilot 2022 keinen echten Gegner. Zu Saisonbeginn sah es noch nach einem Zweikampf mit Charles Leclerc im Ferrari aus, aber spätestens ab der Saisonmitte zog Verstappen unwiderstehlich davon. Die Rekordzahl von 15 Saisonsiegen, davon 9 in Saisonhälfte zwei, stand zu Buche. Allerdings hatte er dafür auch 22 Rennen zur Verfügung. Dennoch ist klar: Souveräner als Verstappen es tat, kann ein Titel kaum verteidigt werden.

Max Verstappen dominierte die Saison 2022, Foto: Getty Images / Red Bull Content Pool
Max Verstappen dominierte die Saison 2022, Foto: Getty Images / Red Bull Content Pool

Sebastian Vettel 2011

Bei Verstappens Red-Bull-Vorgänger zeigte sich ähnliches Bild. Nachdem Sebastian Vettel 2010 den Titel erst im letzten Rennen mit freundlicher Hilfe der Ferrari-Strategen eintüten konnte, war die Mission Titelverteidigung 2011 von Anfang an nicht aufzuhalten. Der Unterschied zu Verstappen ist, dass der Deutsche vor allem in der ersten Saisonhälfte dominierte. Auch später gelangen weitere Siege, doch die McLaren-Piloten konnten Red Bull ab und an schlagen. Insgesamt lag Vettel als der beste und konstanteste Pilot des Jahres aber weit vor seinen Konkurrenten. Wie Verstappen 11 Jahre später sicherte er sich den Titel vier Rennen vor Schluss beim Grand Prix in Suzuka.

Fernando Alonso 2006

Fernando Alonso legte bei seiner Titelverteidigung los wie die Feuerwehr: Die ersten neun Rennen beendete er auf den Plätzen Eins oder Zwei. Danach kam jedoch der Bruch: Die FIA verbot den 'Massedämpfer' des Renault-Teams und Ferrari mit Michael Schumacher zog in Sachen Performance vorbei. Zwei Rennen vor Schluss hatte der Kerpener Punktgleichheit mit Alonso hergestellt. Dann schlug das Schicksal zu: Schumachers Motor platzte in Suzuka und der Renault-Pilot gewann. Damit war der WM-Kampf quasi entschieden. Mit Platz zwei beim Finale in Brasilien fuhr der Spanier seinen zweiten Titel locker nach Hause.

Fernando Alonso setzte sich 2006 gegen Michael Schumacher durch, Foto: Sutton
Fernando Alonso setzte sich 2006 gegen Michael Schumacher durch, Foto: Sutton

Mika Häkkinen 1999

Der Finne im McLaren zitterte sich zum Titel gegen Ferraris Eddie Irvine. Der Nordire war zur Nummer Eins bei der Scuderia aufgestiegen, nachdem sich Michael Schumacher in Silverstone die Beine brach und für sechs Rennen ausfiel. Der weniger stark einzuschätzende Irvine machte Häkkinen dennoch das Leben schwer, da der eigentlich deutlich schnellere Titelverteidiger schwerwiegende Fehler beging und auch von der Technik seines Boliden im Stich gelassen wurde. In beiden Rennen in Italien, Imola und Monza, warf der Finne den MP4-14 in Führung liegend weg. In Hockenheim brach ihm der Heckflügel ab, was zu einem Highspeedcrash führte. Es wurde daher richtig eng. Die Bilanz gegen Irvine am Ende: 11 zu 0 Pole-Positions, aber nur 76 zu 74 Punkte zugunsten des 'fliegenden Finnen'.

Mit Fehlern wie diesem hätte Häkkinen seinen Titel 1999 beinahe vergeben, Foto: Sutton
Mit Fehlern wie diesem hätte Häkkinen seinen Titel 1999 beinahe vergeben, Foto: Sutton

Michael Schumacher 1995

Der Rekordweltmeister hatte sich seinen ersten Titel 1994 unter fragwürdigen Bedingungen geholt: Sowohl sein Crash im Finale mit Damon Hill, aber vor allem die Schummelverdächtigungen gegen sein Team Benetton hafteten am Triumph. 1995 hingegen gab es keinen Zweifel: Schumacher dominierte die Saison und das gegen einen Williams, der von vielen Experten als das eigentlich schnellere Auto angesehen wurde. 12 zu 4 Pole-Positions schienen das auch zu belegen. Doch Damon Hill und David Coulthard fuhren fehlerhaft, während Schumacher seine bis dato beste Saison ablieferte. Dazu kamen die genialen Strategien von Ross Brawn, welche der Kerpener perfekt umsetzte. Mit 9 Siegen und 102 Punkten ließ er den Mannen von Sir Frank keine Chance und sicherte Benetton so auch noch den einzigen Konstrukteurstitel der Teamgeschichte.

Alain Prost 1986

Um Überhaupt eine Chance auf den Titel zu haben, musste der 'Professor' 1986 seine wohl beste Saison in der Königsklasse abrufen. Der Williams-Honda war zum klar schnellsten Auto im Feld geworden und so hießen die eindeutigen Titelfavoriten Nelson Piquet und Nigel Mansell. Während diese sich jedoch die Punkte gegenseitig wegnahmen, sammelte Prost alles an Zählern ein, was möglich war. Bei einem dramatischen Saisonfinale in Adelaide sollte der Franzose belohnt werden. Nigel Mansell erlitt einen Reifenschaden und so triumphierte doch noch der Titelverteidiger. Welche Leistung Prost erbracht hatte, zeigt auch der Vergleich mit seinem Weltmeisterteamkollegen. Keke Rosberg, Champion von 1982, holte 22 Punkte. Alain Prost hingegen quetschte 72 Zähler aus dem McLaren.

Alain Prost machte 1986 das eigentlich unmögliche möglich, Foto: Sutton
Alain Prost machte 1986 das eigentlich unmögliche möglich, Foto: Sutton

Jack Brabham 1960

Die Mission Titelverteidigung begann denkbar schlecht für den Australier: Beim ersten Rennen in Argentinien fiel er mit Getriebeschaden aus, beim zweiten Lauf in Monaco wurde der Cooper-Pilot wegen unerlaubter Hilfe von außen disqualifiziert. Brabham blieb von Fehlstart allerdings völlig unbeeindruckt, denn die nächsten fünf Grand Prix gewann er allesamt. Seine Titelverteidigung stand so schon frühzeitig fest und so konnte er sich auch den Boykott des Italien Grand Prix durch die britischen Teams erlauben, welcher aufgrund der mangelnden Sicherheit des neuen Streckenlayouts in Monza ausgerufen wurde.

Jack Brabham fuhr 1960 fünf Siege in Folge ein, Foto: Sutton
Jack Brabham fuhr 1960 fünf Siege in Folge ein, Foto: Sutton

Alberto Ascari 1953

Der Italiener in Diensten Ferraris ließ bei seiner Titelverteidigung nichts anbrennen. Vier Siege aus den ersten fünf Rennen machten sofort klar, wer der Chef im Ring war. Am Ende wurde Ascari sogar ein Sieg aufgrund der Streichresultateregelung aus der Wertung genommen. Nur 34,5 seiner eigentlich 46,5 erzielten Punkte zählten am Ende, sodass sein Vorsprung von 6,5 Zählern auf Vizemeister Juan Manuel Fangio seine Dominanz nicht widerspiegelte.

Nur ein dritter Titel: Schlechtes Omen für Verstappen?

Der Blick auf Max Verstappens sieben Vorgänger könnte ein schlechtes Omen für die 2023er Saison des Niederländers bedeuten. Mit Sebastian Vettel gab es unter ihnen nur einen Weltmeister, der auch noch direkt seinen dritten Titel folgen ließ. Immerhin gelang ihm dies auch mit Red Bull. Für die weitere Karriere Verstappens hingegen scheint dieser Vergleich kein Problem zu sein. Neben Vettel gewannen auch Schumacher, Prost und Brabham noch weitere Titel. Im Falle Albero Ascaris werden wir leider nie erfahren, ob er noch weitere Weltmeisterschaften gewonnen hätte, denn bei einem Test in Monza 1955 verunglückte der Italiener tödlich. Ansonsten verblieb es nur bei Mika Häkkinen definitiv bei zwei WM-Titeln, denn Fernando Alonso kann theoretisch noch immer ein drittes Mal Weltmeister werden, steht er doch auch 2023 wieder am Start.