Rennkommissar sein ist kein leichter Job. Immer wieder sind FIA-Stewards Teil von mitunter heftigen Diskussionen, (nicht nur) unter Motorsport-Fans. Nach dem Rennen in Mexiko eskalierte das Ganze: Todesdrohungen für Rennkommissarin Silvia Bellot. In den letzten Jahren wurden FIA-Mitarbeiter immer wieder Ziel von Belästigungen und Hasspostings im Internet, Tendenz steigend. Jetzt soll es Online-Rowdys an den Kragen gehen.

Verstappen: Mehr Leute, mehr Probleme

Max Verstappen hat es in Mexiko vorgeschlagen, ein paar Tage später wurde seine Idee in die Tat umgesetzt. Eine künstliche Intelligenz soll dem steigenden Ansturm an Missbrauch in den sozialen Netzwerken Herr werden.

"Ich denke, es liegt einfach daran, dass der Sport populärer geworden ist. Es schauen mehr Leute zu, also äußern sich auch mehr Leute dazu", meint Max Verstappen. "Ich hoffe, dass wir eine Art Algorithmus entwickeln können, der die Leute davon abhält." Gesagt, getan. Ein paar Tage später präsentierte die FIA eine Künstliche Intelligenz, die genau das tun soll.

Künstliche Intelligenz als Online-Türsteher der Formel 1

"Arwen.ai" heißt die neue Wunderwaffe der FIA gegen Online-Mobbing. Die KI soll als Moderations-Plattform in den sozialen Medien dienen. Zu ihren Aufgaben gehören das Aufspüren und Reduzieren von toxischen Inhalten auf Plattformen wie Twitter, Instagram und Co. Arwen ist Teil einer größeren Kampagne der FIA gegen Online-Mobbing. Den gesamten Plan will Präsident Mohammed Ben Sulayem in Abu Dhabi präsentieren.

Die FIA geht mit einer groß angelegten Kampagne gegen Online-Mobbing vor, Foto: LAT Images
Die FIA geht mit einer groß angelegten Kampagne gegen Online-Mobbing vor, Foto: LAT Images

"Wir respektieren, dass Menschen ein Recht auf ihre eigene Meinung haben. Dazu ermuntern wir die Leute auch. Aber eine zunehmende Anzahl von Beiträgen in den sozialen Medien enthält ein inakzeptables Maß an Bosheit", meint Ben Sulayem. Besonders gegenüber Freiwilligen, Offiziellen und Fahrern duldet der FIA-Präsident keine Hasskommentare. "Ich werde mich immer für meine Mitarbeiter, die Offiziellen und für die Freiwilligen einsetzen. Ohne sie gäbe es keinen Rennsport."

Sulayem: Müssen diese Plage unseres Sportes bekämpfen

Zum angekündigten Plan der FIA gegen Online-Hass gehören Gespräche mit Social-Media-Plattformen, Regierungen und diversen Sportverbänden. Die Kampagne baut auf der "Drive it Out"-Initiative der FIA auf, die im Rahmen des Ungarn-GPs in einem kurzen, in den sozialen Medien geteiltem Video bereits gegen Mobbing vorging.

"Wir müssen uns alle zusammenschließen, um gegen Missbrauch, Belästigung und Hassreden vorzugehen", führt Mohammed Ben Sulayem weiter aus. "Wir müssen diese Plage unseres Sportes bekämpfen." Devise: Gemeinsam mit den Fahrern und der gesamten Motorsportwelt gegen Hass im Netz. Der FIA-Präsident sieht aber auch Mark Zuckerberg und Co. in der Pflicht: "Auch die Eigentümer der Social-Media-Plattformen müssen eine Rolle spielen."

Die von Arwen.ai implementierte KI-fähige Moderations-Plattform ist ein erster Schritt im Kampf gegen Online-Missbrauch. Sie soll dabei helfen, die rapid wachsende Menge an unerwünschten Inhalten auf den sozialen Kanälen der Formel 1 zu erkennen und zu reduzieren. Ein erfolgreicher Testversuch wurde bereits absolviert.

Mercedes und Red Bull vereint gegen Online-Hass

Mercedes, Red Bull und Alpine sowie George Russell auf Fahrerseite haben bereits Erfahrungen mit Arwen. Mit Erfolg. Mercedes sah eine 70-prozentige Reduktion von Hasskommentaren auf ihren Social-Media-Plattformen. "Das kann manche Menschen wirklich schädigen und verletzen", äußert sich Max Verstappen klar zu den "Keyboard-Warriors".

"In den letzten Jahren wurde es immer schlimmer", schließt sich Lewis Hamilton seinem Konkurrenten an. Er selbst lese die Kommentare unter seinen Beiträgen nicht. Aber: "Die Plattformen müssen definitiv mehr tun, um Menschen zu schützen. Besonders junge Kinder und Frauen." Im Moment täten sie das nicht. Die beiden WM-Rivalen von 2021 sind sich selten einig. "Das sollte so wirklich nicht sein", findet Verstappen abschließende Worte.

Hamilton und Verstappen: Vereint gegen Hass im Netz, Foto: LAT Images
Hamilton und Verstappen: Vereint gegen Hass im Netz, Foto: LAT Images