Günther Steiner hat die Strafe für Kevin Magnussen im Formel-1-Rennen in Monza immer noch nicht ganz verdaut. Drei Wochen später redet sich der Haas-Teamchef in Singapur den Frust von der Seele. Bei der Gelegenheit gräbt er außerdem zwei ältere Fälle aus, die ihm dieses Jahr gegen den Strich gingen und ihn auch Wochen später noch in Rage bringen. Unverständnis für willkürliche Entscheidungen der Rennleitung.

"Was da passiert ist, kann ich immer noch nicht erklären", so Steiner über den Zwischenfall in Monza. Beim 16. Saisonrennen war Magnussen mit einer 5-Sekunden-Strafe belegt worden, nachdem er sich gemäß Urteil der Stewards am Start einen Vorteil verschafft haben soll. In der ersten Schikane kam es zu einer Berührung mit Valtteri Bottas, woraufhin Magnussen die Strecke verließ und Positionen gewann.

"Derjenige, der Kevin in der Situation abgedrängt hat, wurde nicht bestraft, weil es als Zwischenfall in der ersten Runde behandelt wurde. Aber Kevin wurde bestraft, dabei war das auch in der ersten Runde. Warum also wurde er bestraft?", wundert sich Steiner, der seinen Fahrer nicht in der Verantwortung sah: "Wenn die Hinterräder in der Luft sind, kann er seine Linie schlecht halten."

Magnussen hätte Positionstausch erwartet

Mangussen erlitt beim Kontakt mit Bottas außerdem Beschädigungen am Diffusor. Er war sich zunächst nicht einmal darüber im Klaren, dass diese Szene geahndet wurde. "Es ist seltsam, weil die Strafe erst lange nach dem Zwischenfall kam. Ich wusste, dass ich zwei Warnungen wegen Track Limits hatte. Plötzlich kam die Strafe und ich nahm an, dass ich irgendwo nochmal die Track Limits missachtet haben muss. Ich konnte zwar nicht sehen, wo das gewesen sein soll, aber ich akzeptierte es einfach", so der 29-jährige Däne.

Ihn wundert rückblickend, dass die Szene nicht wie üblich behandelt wurde. "Normalerweise sagen sie dir, dass du die Position zurückgeben sollst, wenn du dabei etwas gewonnen hast", erklärt er. "Ich habe nichts dazu gesagt. Niemand hat etwas gesagt und dann kommt auf einmal die Strafe. Sie sagten nicht, dass ich die Position zurückgeben soll. Wenn sie es getan hätten, wäre ich dem sowieso sofort nachgekommen."

Steiner regt sich über Eingreifen der Offiziellen auf

Seinen Teamchef wundern in der Saison 2022 allerhand Dinge. Zwei Mal erhielt Magnussen bereits die schwarze Flagge mit dem orangen Punkt. Mit dieser stuft die Rennleitung beschädigte Autos als potentielles Risiko ein und fordert sie auf, zur Reparatur die Box anzusteuern. Beim Dänen hatten die Offiziellen in Kanada und Ungarn jeweils wegen nicht mehr unversehrter Frontflügelendplatten eingegriffen.

"Ich bin wegen der beiden schwarzen Flaggen mit orangen Punkt, die es bei Kevin gab, immer noch wütend", so Steiner, der das Eingreifen nicht nachvollziehen kann "Die Flagge haben sie zwölf Jahre nicht mehr gezeigt und dann bekommen wir sie in einem Jahr gleich zwei Mal, obwohl da nie auch nur ein Risiko bestand, dass das Auto ein Teil verlieren könnte."

Für ihn waren diese Entscheidungen reine Willkür. "Die haben sich das einfach ausgedacht. Ich weiß nicht, wer diese Regel auf einmal wieder ausgegraben hat und dann Spaß daran hatte, sie anzuwenden, besonders bei uns", schimpft der 57-Jährige. Sein Team würde einen Fahrer mit einem kaputten Auto ohnehin keinen unkalkulierbaren Risiken aussetzen.

FIA fehlt qualifiziertes Personal

"Wir würden niemals ein Auto weiterfahren lassen, dass nicht sicher ist. Das müssen die Leute mal verstehen. Wir sind ja nicht blöd. Das ist das Erste, was unsere Techniker sicherzustellen haben. Das Auto muss sicher sein", sagt er. In beiden Fällen habe keinerlei Gefahr bestanden.

"Es kann immer etwas passieren, aber wir wissen genau, was los ist und wie der Frontflügel gebaut ist. Er kann nicht einfach wegfliegen. Wenn wir denken, dass es gefährlich ist, holen wir das Auto auf eigene Veranlassung rein", so Steiner weiter. Die Bevormundung der Rennleitung ist für ihn nicht nachvollziehbar: "Das muss uns niemand sagen. Ich denke, wir haben sowieso mehr qualifiziertes Personal um zu beurteilen, ob es sicher ist, als es die FIA hat."