Drei Cockpits sind für die Formel-1-Saison 2023 noch nicht vergeben. Haas ist eines der Teams, das für das kommende Jahr noch einen Platz zu vergeben hat und zugleich wohl auch die beste Möglichkeit für Mick Schumacher, seine Karriere in der Königsklasse fortzusetzen. Teamkollege Kevin Magnussen stärkt dem Deutschen den Rücken. Bei Günther Steiner wiederum ist noch nicht der Zeitpunkt gekommen, eine Entscheidung zu treffen. Der Teamchef räumt Schumacher allerdings weiter alle Chancen ein - ohne zusätzlichen Leistungsdruck.

"Wir sind noch nicht weiter, als vor drei Wochen. Für uns gibt es da keinen Druck. Wir möchten nur die richtige Entscheidung treffen und dafür lassen wir uns Zeit", erklärt Steiner im Vorfeld des Singapur GP. Haas setzte seit dem Debüt im Jahr 2016 stets auf Erfahrung, bis der Rennstall 2021 vollständig von diesem Weg abwich. Damals wurden mit Mick Schumacher und Nikita Mazepin gleich zwei Rookies verpflichtet, nachdem Romain Grosjean und Kevin Magnussen die Vertragsverlängerung verwehrt wurde.

Letzterer kehrte nach dem Rauswurf von Mazepin vor dem Saisonstart 2022 überraschend in sein altes Cockpit zurück und ist dort auch für 2023 gesetzt. Mittlerweile scheint sich Steiner unschlüssig darüber, welche Schwerpunkte bei der Fahrerwahl für das zweite Auto gesetzt werden sollen. "Wir brauchen erst eine klare Vision, was wir machen wollen. Ist uns Erfahrung am wichtigsten oder reiner Speed?", erklärt der 57-Jährige.

Magnussen stärkt Schumacher den Rücken

Mit zwei Jahren in der Formel 1 würde Schumacher 2023 einen dieser Aspekte sicherlich abdecken. Was die Leistungen des 23-Jährigen angeht, gab es nach einem schwachen Saisonstart viel Kritik. Über den Sommer kam er allerdings zunehmend besser zurecht. In den Nachwuchskategorien zeichnete sich bei ihm in der zweiten Saison stets ein Aufwärtstrend ab. Steiner reicht der positive Trend noch nicht ganz: "Ich weiß nicht, ob sich Geschichte hier wiederholt. Aber wir haben noch ein paar Rennen, um das herauszufinden."

Was den Verbleib im Team angeht, sollen die kommenden Wochenenden aber nicht die ausschlaggebende Rolle spielen. "Da ist kein Druck nach dem Motto: wenn du hier gut bist, bekommst du den Vertrag und wenn nicht, dann nicht", beteuert der Südtiroler. "Es geht nicht darum, dass er sich beweisen muss. Das ist nur, um sicher zu gehen, dass er das Richtige tut. Niemand muss irgendetwas beweisen. Wir müssen als Team entscheiden, was wir wollen."

In Monza fiel die Performance Schumachers zu seiner Zufriedenheit aus. Doch auch wenn die bevorstehenden Events nicht über den Vertrag entscheiden sollen, wird bei Schumacher trotzdem sehr genau hingeschaut: "Ihr wollt alle sehen, wie sich Mick in den nächsten Rennen schlägt und das ist natürlich etwas, das wir auch sehen wollen."

Geht es nach Magnussen, hat sich Schumacher die Vertragsverlängerung bereits verdient. "Ich mag Mick. Ich denke, dass er ein guter Fahrer ist und sich dieses Jahr sehr verbessert hat. Er hatte nicht den stärksten Saisonstart, aber dann hat er wirklich aufgeholt und hat in den letzten Rennen einen guten Job gemacht. Besonders am Sonntag", erklärt der Däne gegenüber Motorsport-Magazin.com. Er wünscht Schumacher eine weitere Chance: "Ich persönlich schon, aber das ist nichts, wo ich involviert bin."

Haas will sich weiter orientieren: Ricciardo kein Faktor

In der Gerüchteküche wurden zuletzt vor allem zwei Namen mit seiner Nachfolge bei Haas in Verbindung gebracht. Neben Landsmann Nico Hülkenberg wird auch Daniel Ricciardo gerne als Kandidat gehandelt. Doch mit dem Australier gibt es laut Steiner noch überhaupt keine Gespräche. "Ich denke, er wägt selbst noch ab, was er machen will. Er muss herausfinden, wo er im Leben hin will und das braucht Zeit. Es ist für ihn eine wichtige Entscheidung und ich bin mir sicher, dass er die mit Bedacht fällen wird. Aber das ist nichts, worauf wir warten", stellt er klar.

Auf der anderen Seite müssen die in Frage kommenden Fahrer allerdings auch auf ihn und sein Team warten. "Wenn du Zeit hast, um darüber nachzudenken, gelangst du normalerweise zu einer Schlussfolgerung. An irgendeinem Punkt müssen wir sie erkennen. Wenn ich sehe, dass wir nichts mehr in Erfahrung bringen können, sind wir bereit für eine Entscheidung. Aber im Moment schauen wir uns die Dinge noch an und lernen daraus", erklärt Steiner.

Dass Haas versucht, mit dem Zeitspiel Kapital aus der Mangellage am Fahrermarkt zu schlagen, verneint er. "Hier geht es nicht darum, Preise zu drücken. Erstmal gehen uns die großen Fahrer sowieso nichts an. Die sind erstmal schon vergeben und dann würden die auch nicht zu uns kommen", stellt er gegenüber Motorsport-Magazin.com klar. "Es geht nur darum, dass wir das Richtige tun und nicht um Geld."