Red Bull ließ sich von der Leclerc-Pole nicht verunsichern. In Spielberg lernte das Team auf die harte Tour den Fokus wieder mehr auf die Rennpace zu legen. Mit Erfolg: Im Rennen sah es für Max Verstappen (auch ohne den Ausfall von Charles Leclerc) gut aus: Der Holländer blieb immer am Ferrari seines WM-Konkurrenten dran und setzte ihn so unter Druck. Red Bulls geplanter Undercut musste dann gar nicht mehr funktionieren. Max Verstappen konnte vorneweg das Rennen kontrollieren und fuhr souverän zu seinem siebten Saisonsieg.

Verstappen: Mit guter Pace und guten Nerven zum Sieg

"Wir hatten von Anfang an eine gute Pace und ich habe Charles sofort unter Druck setzen können", zieht Max Verstappen ein erstes Fazit nach dem Rennen. Der nun zweimalige Sieger in Le Castellet zeigte nach schlechtem Start keine Nerven und blieb immer nah an Leclerc dran. Nur das Vorbeifahren wollte anfangs trotz DRS nicht gelingen.

"Bei der Hitze überhitzen die Reifen und ich konnte nicht überholen!" Vor allem die letzten Runden vor dem Boxenstopp wären problematisch gewesen. "Es ist schon alleine mit den Reifen schwer, beim Hinterherfahren mit DRS noch mehr." Verstappens Trick in der Anfangsphase des Rennens: "Ruhig bleiben."

Anfangs rechnete Red Bull mit einer 2-Stopp-Strategie. "Aber während dem Rennen ging es immer mehr Richtung 1-Stopp", berichtete Christian Horner. Aufgrund der langen Boxengasse und dem 60km/h Limit verlieren die Fahrer in Le Castellet viel Zeit bei Boxenstopps. "Wir hatten Glück, dass wir vor den Mercedes auf die Strecke kamen und von da an konnten wir das Rennen gut kontrollieren", so der Red-Bull-Teamchef. Eine mit 2,44 Sekunden sehr kurze Standzeit beim Boxenstopp kam da auch genau zur richtigen Zeit.

Helmut Marko: Reifen beim Red Bull besser, Überholen schwieriger als erwartet

Nach Leclercs Ausfall ging es nur mehr darum, die Reifen zu schonen und das Rennen zu verwalten. "Ohne Charles war die Konkurrenz weg", sagt der 24-Jährige. "Ich bin dann einfach mein Rennen gefahren." Die Weltmeisterschaft sei trotzdem kein Selbstläufer für Verstappen: Nach Fehlern zu Beginn der Saison sei Red Bull jetzt zwar immer dabei, aber nie am schnellsten. Dennoch: "Wir sind in der WM noch immer vorne, das ist das Wichtigste."

"Wir sind mit Max sehr zufrieden", meinte Helmut Marko nach dem Rennen auf Servus TV. Mitleid gab es für Charles Leclerc: "Schade, sonst wäre es ein Kampf auf hohem Niveau geworden." Nachsatz des Doktors: "Wo wir die Oberhand gehabt hätten!"

Nach einem schlechten Start blieb Max Verstappen ständig in Charles Leclercs DRS-Fenster. Problem: Überholen am Circuit Paul Ricard zeigte sich schwieriger als erwartet. "Die Reifen waren besser als gedacht, das Überholen schwieriger", analysiert Helmut Marko. "Das hat man nicht nur bei uns, sondern auch bei Mercedes und Ferrari gesehen." Mercedes fuhr in Le Castellet ihr bestes Saisonergebnis ein. Trotzdem sieht der Red-Bull-Motorsportberater noch immer Ferrari und nicht Mercedes als Hauptkonkurrenz im WM-Kampf.

Undercut als Red-Bull-Trumpf in der Hinterhand?

Der geplante Strategie-Joker musste nach Leclercs Ausfall gar nicht mehr gezogen werden. "Wir wollten genau in der Runde, wo Charles ausfiel, einen Undercut machen. Der auch funktioniert hätte", führte Helmut Marko aus. Von den Zeitabständen wäre sich das ausgegangen. "Danach hat Max das Rennen nur mehr verwaltet."

Wie im Vorjahr konnte Max Verstappen in Le Castellet gewinnen, Foto: LAT Images
Wie im Vorjahr konnte Max Verstappen in Le Castellet gewinnen, Foto: LAT Images

Erfolgsrezept des großen Vorsprungs? "Bessere Balance im Rennen als auf eine einzelne Runde", meint Max Verstappen. Mit vollem Tank verschwindet das Untersteuern des RB 18. Gemeinsam mit dem besseren Topspeed womöglich ein ähnlich gutes Erfolgsrezept für die weiteren Rennen wie das des Energydrinks?

Verstappen warnt vor Ungarn und verzerrtem WM-Stand

Für das letzte Rennen vor der Sommerpause gibt es für Red Bull trotzdem viel zu tun. "Vor allem auf eine einzelne Runde", appelliert Verstappen. Und der Hungaroring sei keine Red-Bull-Strecke. "In Ungarn ist Downforce wichtig, die fehlt uns noch im Vergleich zu Ferrari." Nachsatz des Weltmeisters: "Aber heute war ein großartiger Tag!"

Auch für die Weltmeisterschaft: Mit 25 Punkten baute Max Verstappen die WM-Führung weiter aus und hat jetzt 63 Punkte Vorsprung auf Charles Leclerc. Teamkollege Sergio Perez liegt 70 Punkte zurück. Auch in der Konstrukteurswertung führt Red Bull 82 Zähler vor der Scuderia.

Aber: "Die Führung in der WM ist etwas größer als sie aufgrund der Performance sein sollte", warnt der amtierende Weltmeister. Vor allem der Reifenverschleiß sei durch Updates bei Ferrari viel besser geworden. Und: "Auch wenn sie viel herumrutschten, sind sie noch sehr schnell. Das zeigt, wie gut ihr Auto ist."