Die Streckenlimits waren während dem gesamten Formel-1-Wochenende in Spielberg ein leidiges Thema. Inklusive der Rahmenrennserien (Formel 2 und Formel 3) wurden an den drei Tagen auf dem Red Bull Ring 368 Verstöße gegen die Track Limits gezählt. In der Königsklasse allein waren es immer noch 88 Vergehen.

Die Formel-1-Fahrer trieb das Thema und vor allem die rigide Regelauslegung der Rennleitung zur Weißglut. "Mit Blick auf die Track Limits denke ich, dass die gesamte Debatte an diesem Wochenende ein Witz war", beschwerte sich etwa Max Verstappen.

Streckenlimits: Harte Linie der Rennleitung

Im Gegensatz zur Vergangenheit unter Renndirektor Michael Masi, wo manchmal auch die Kerbs noch zur Strecke gerechnet wurden, ziehen die neuen Rennleiter Niels Wittich und Eduardo Freitas eine restriktive Linie durch und folgen dem exakten Wortlaut des Reglements, laut dem die weiße Linie das Limit ist.

Im Gegensatz beispielsweise zur MotoGP, wo Sensoren zum Einsatz kommen, befindet sich aber in der Formel 1 kein flächendeckendes technisches System in Betrieb, das ein Überschreiten der Streckengrenzen automatisch festhält. So erfolgt die Verteilung von Strafen ausschließlich auf Sicht und ist dementsprechend fehleranfällig, wie mehrere Piloten kritisierten.

Red-Bull-Teamchef Christian Horner analysierte: "Ich denke (in Spielberg), ist das Problem einfach die Art der Strecke. Sie lädt Fahrer dazu ein, die Streckenlimits auszunutzen und natürlich gab es sehr viele Fahrer, die das im Laufe des Wochenendes übertreten haben."

Doch die Track-Limit-Exzesse beim Österreich-GP könnten nur der Anfang gewesen sein. Denn die nächste Rennstrecke im Formel-1-Kalender ist der Circuit Paul Ricard in Le Castellet, der bekanntermaßen praktisch ausschließlich über Asphalt-Auslaufzonen verfügt. Horner befürchtet deshalb, dass das Thema beim Frankreich-GP erst recht präsent sein wird.

Horner: Problem in Le Castellet noch größer

Nach dem Formel-1-Rennen in Österreich meinte er: "Meine Sorgen gelten nicht so sehr dieser Strecke, ich denke in Paul Ricard wird das Problem noch größer sein." Denn, im Gegensatz zum Red Bull Ring, wo die Zeitgewinne für Fahren außerhalb der Streckenbegrenzungen minimal oder gar nicht vorhanden waren, sei dies auf dem 5,8-Kilometer langen Rundkurs in Südfrankreich anders.

"Dort kann man ernsthaft Zeit gutmachen und ganz offensichtlich gibt es dort ja Hektare von Asphalt, also lädt das erst recht dazu ein, neben der Linie zu fahren", so Horner. Es ist zu erwarten, dass auch auf der Grand-Prix-Strecke in Le Castellet die null Toleranz-Regelauslegung der Rennleiter fortgesetzt wird. In der Vergangenheit befanden sich vor allem die Kurvenkombinationen 1/2, 3 bis 5, 8/9 sowie der Ausgang von Kurve 6 im Visier der Regelhüter. 2021 hielten sich die Verstöße aber in Grenzen: Im Rennen wurde nur eine Rundenzeit gestrichen, im Qualifying belief sich deren Zahl auf vier.