Valtteri Bottas und Guanyu Zhou, die in Kanada auf Platz 11 und 10 gestartet waren, hingen im Rennen über weite Strecken hinter eigentlich schwächeren Autos fest. Zhou mühte sich zunächst mit Mick Schumacher im Haas ab, bis dieser wegen eines technisch bedingten Ausfalls unfreiwillig Platz machen musste. Nur um nach einem Boxenstopp direkt danach erneut festzustecken - diesmal hinter Lance Stroll.
Im Fall von Bottas machte zunächst Alexander Albon im Williams dem Finnen das Leben schwer, bevor sich dann Fernando Alonsos Heck über weite Strecken direkt in seinem Sichtfeld befand. Die Rettung nahte jedoch in Runde 47, in Form eines Patzers von Yuki Tsunoda in der Boxenausfahrt, der ein Safety Car auslösen sollte.
Bottas und Zhous Problem? Zu geringer Topspeed!
"Die Topspeed-starken Williams und Alpines haben das wirklich gut gemacht, es war wirklich schwer, Positionen auf der Strecke gutzumachen", hält der ehemalige Teamkollege von Lewis Hamilton nach dem Rennen fest. Der zweite Alfa-Pilot, Guanyu Zhou stimmt Bottas in diesem Punkt zu: "Es war unmöglich für mich, nur zwei oder drei Zehntel hinter ihm [Lance Stroll; d. Red.] aus der Haarnadel zu kommen. Und da die DRS-Zone auf der Start-Ziel-Geraden erst sehr spät beginnt, konnte er davor auch immer noch ein bisschen weiter von mir wegziehen. Daher habe ich mir nach ungefähr 10 Versuchen gedacht, dass es besser ist, einfach den Reifen am Leben zu halten."
Doch in Runde 47 kam den beiden Alfas glücklicherweise der Zufall beziehungsweise Yuki Tsunoda im AlphaTauri zu Hilfe. Der Japaner befand sich nämlich in derselben Situation wie Zhou. Nachdem er zunächst lange hinter Lance Stroll festhing, quetschte sich Zhou nach einem Boxenstopp in Runde 19 zwischen die beiden und die drei Piloten fuhren mehr als 20 Runden hintereinander her, bis Tsunoda aufgrund seines zunehmend abbauenden Reifens in die Box geordert wurde.
Und genau dieser Stopp war es, der Zhou letzten Endes nach vorne spülen sollte. Nach einem sauberen Job der Boxencrew von AlphaTauri folgte nämlich die Überraschung: Der Japaner pushte am Ende der Boxenausfahrt zu hart und fuhr mit seinen kalten Pneus geradeaus in die Techpro-Barriere - Safety Car (mehr dazu lesen: Formel 1, Tsunodas peinlicher Patzer: Ich hab's vermasselt!).
"Happy Days" dank perfektem Safety-Car-Timing
Bei Alfa-Sauber fackelte man daraufhin nicht lange und holte bei der nächsten Gelegenheit direkt beide Piloten für einen Doppelstopp an die Box. "Es war die richtige Entscheidung, ein oder zwei Positionen für einen neuen Satz Reifen herzugeben", so Zhou. Sein Glück: Stroll war in derselben Runde wie Tsunoda in die Box gefahren und verlor damit wesentlich mehr Zeit als die beiden Alfa-Sauber-Piloten.
Als der Chinese nach seinem Stopp unter dem Safety Car auf die Strecke zurückkommt, befindet sich der Kanadier so zwei Autos hinter ihm. Und nachdem er in Runde 57 auch noch Sebastian Vettel hinter sich lassen konnte, flogen Zhou und Bottas im Formationsflug um die Strecke und auf P8 bzw. P7 ins Ziel.
Der größere Profiteur des Safety Cars war aber Valtteri Bottas. Anders als sein chinesischer Teamkollege startete er nämlich auf einem harten Satz Reifen und nicht auf der mittleren Mischung wie Zhou. Damit setzte er von Anfang an alles auf ein gutes Safety-Car-Timing - und zwar bis zum Schluss. 49 Runden hatte er auf den harten Reifen ausgeharrt, kaum jemand fuhr länger auf einem Reifensatz.
Und so zeigte sich der Finne nach dem Rennen auch besonders glücklich und merkt mit leicht schelmischem Unterton an: "Es könnte wirklich das erste Mal in meinem Leben gewesen sein, dass ich Glück mit dem Safety Car hatte - Happy Days! Tatsächlich fühlt sich das ziemlich gut an."
Alfa-Sauber viertstärkste Kraft?
Dass sich beide Fahrer und das gesamte Team um Frédéric Vasseur nach mehreren Rennwochenenden, die alles andere als optimal gelaufen sind, ausgesprochen über dieses doppelte Punkteergebnis freuen, ist klar. Aber wie nachhaltig ist dieser Aufschwung? Am Samstag nach dem Qualifying äußerte sich Bottas folgendermaßen zu der Performance seines Rennboliden: "Mechanisch betrachtet verstehen wir das Auto. Wir haben zwar noch ein paar alte Aero-Teile verbaut, aber die werden hoffentlich bald ausgetauscht. Es ist uns aber definitiv gelungen, ein richtig gutes Setup zu finden."
"Vielleicht können wir die viertstärkste Kraft werden. Wir sind wieder da, wo wir früher in diesem Jahr schon einmal waren. Wir haben Druck auf Alpine gemacht und waren gegen Ende sogar etwas schneller", zeigte sich der Finne vom ausgezeichneten Ergebnis für Alfa-Sauber begeistert. Mit Blick auf den Formel-1-WM-Stand 2022 macht diese Überlegung durchaus Sinn. Denn Alfa-Sauber befindet sich aktuell mit 51 Punkten auf Rang 6 der Konstrukteurswertung und hängt damit Alpine (57 Punkte) und McLaren (65 Punkte) direkt im Nacken.
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