Seit vergangenem Jahr müssen die zehn Teams der Formel 1 unter einem Budgetlimit agieren. In der Saison 2022 liegt dieses Limit bei 140 Millionen Dollar, doch der Kostendeckel hat auch seine Ausnahmen. So fallen beispielsweise die Gehälter der drei bestbezahlten Mitarbeiter eines Teams nicht unter das Limit. Die prominentesten Großverdiener der Königklasse sind jedoch die Fahrer und auch ihr Salär wird nicht durch die Budgetgrenze limitiert.

Die Frage eines möglichen Gehaltslimits für die Fahrer wird mittlerweile auch von den Chefs der finanzstarken Teams nicht mehr abgeschmettert. "Das diskutieren wir schon seit Monaten. Wir Teams, die Formel 1 und die FIA verstehen die Notwendigkeit, die Gesamtkosten zu limitieren. Das Schlüsselpersonal inkludiert ja nicht nur die Fahrer, sondern auch die Motorenabteilung, bei der wir uns auf ein Budgetlimit für die Zukunft geeinigt haben", meint Ferrari-Boss Mattia Binotto.

Auch Andrew Shovlin, in Vertretung von Mercedes-Teamchef Toto Wolff, schiebt einem Gehaltslimit grundsätzlich keinen Riegel vor: "Generell gibt es keinen Zweifel, dass ein gut durchdachtes Limit dem Sport hilft. Es gibt viele Bereiche, in denen man in Zukunft ein Limit implementieren könnte."

Nur Christian Horner von Red Bull, dessen Fahrer Max Verstappen und Sergio Perez erst kürzlich neue Verträge unterschrieben haben, ist der Meinung, man solle sich zunächst einmal auf die aktuelle Herausforderung konzentrieren: "Das Prinzip von Budgetlimits funktioniert gut. Die Durchführung ist allerdings schwer, wie wir gerade erleben. Es gibt eine Menge Dinge, die wir erst einmal mit dem bereits vorhandenen Budgetlimit in Ordnung bringen müssen."

Auch die beiden Vertreter von Ferrari und Mercedes sprechen die Probleme eines Gehaltslimits für Piloten an. "In Kürze gibt es sicher keine Lösung, denn es gibt ja bestehende Verträge, die wir nicht brechen können. Es gibt also rechtliche Grenzen", meint Binotto mit Bezug auf die langen Vertragslaufzeiten einiger Fahrer. Shovlin schlägt derweil in eine ähnliche Kerbe wie Horner: "Wir müssen erst einmal beweisen, dass wir ein funktionierendes Limit für den Sport machen können. Für mich hat das zunächst Priorität."

Sergio Perez hat gerade bis 2024 bei Red Bull unterschrieben. Max Verstappens Vertrag läuft sogar bis 2028., Foto: LAT Images
Sergio Perez hat gerade bis 2024 bei Red Bull unterschrieben. Max Verstappens Vertrag läuft sogar bis 2028., Foto: LAT Images

Mittelfeld mit offensiver Forderung: Fahrergehalt soll in das Gesamtlimit

Wie schon beim Streit um die Erhöhung des Budgetlimits aufgrund der aktuell starken Inflation zeigt sich beim Thema Gehaltslimit für Fahrer eine Spaltung zwischen den Top-Teams und den Vertretern des Mittelfeldes. Diesmal sind es jedoch die Chefs aus dem Mittelfeld, die sich für eine Änderung stark machen. "Unsere Position ist, dass alles Leistungsrelevante sich in einem Limit bewegen muss. Deswegen sind wir für diesen Vorschlag offen", meint McLaren-Teamchef Andreas Seidl und argumentiert mit den Fahrern als Leistungsparameter.

Otmar Szafnauer von Alpine und Alfa-Romeo-Teamchef Frederic Vasseur gehen sogar noch einen Schritt weiter. "Es wäre der richtige Ansatz, es (Limit für Fahrer; d. Red.) mit dem Budgetlimit zu verbinden. Vielleicht könnte man es ja überziehen und die Mehrkosten würden dann vom Team-Budget abgezogen. Wir müssen uns auf so etwas einigen, denn es ist sehr wichtig für den Sport. Und am Ende würde es auch Sinn für den Wettbewerb machen", plädiert der Franzose von Alfa Romeo für einen gesamtheitlichen Ansatz.

Für Otmar Szafnauer sind Kosten für einen Fahrer nicht anders, als Kosten für Updates am Auto., Foto: LAT Images
Für Otmar Szafnauer sind Kosten für einen Fahrer nicht anders, als Kosten für Updates am Auto., Foto: LAT Images

Szafnauer stimmt der Argumentation seiner beiden Kollegen zu. "Ich bin dafür, das Ganze unter dem allgemeinen Limit zu regeln, sodass die Teams sich entweder für fahrerische Qualitäten oder für Updates entscheiden müssen. Am Ende bringt beides Rundenzeit auf der Strecke", würde sich der Amerikaner über ein weiteres strategisches Element der Finanzplanung freuen.

Lange Fahrerverträge laut Seidl und Szafnauer keine Hürde

Aus Sicht von Szafnauer und Seidl hätten andere Sportarten längst bewiesen, dass ein Gehaltslimit funktionieren kann. Dennoch brauche es laut dem Alpine-Boss noch etwas Zeit, um Kontrollmechanismen zu implementieren: "Wir müssen uns Zeit nehmen, um die Überwachung des Limits garantieren zu können. Außerdem müssen wir dann auch bei dem beschlossenen Limit bleiben. Es sollte der nächste Schritt sein, aber wir dürfen es nicht überstürzt angehen."

Die Fahrerverträge seien im Gegensatz zur Überwachung des Limits laut Seidl ein weniger großes Problem: "Es ist nicht so schwierig. Ich bin sicher, man würde Übergangslösungen finden." Auch Szafnauer hat deswegen keine großen Sorgen. "Wir müssen vorrausschauen, wann wir es einführen können. Wenn es jeder weiß, dann wird auch niemand solche Langzeitverträge kurz vor der Einführung des Limits machen. Es wird dann Teil der Personalplanung", argumentiert der Alpine-Chef.

Frederic Vasseur will das Anliegen eines Gehaltlimits bei den Fahrern vorantreiben., Foto: LAT Images
Frederic Vasseur will das Anliegen eines Gehaltlimits bei den Fahrern vorantreiben., Foto: LAT Images

Bei einem sind sich alle einig: Eine baldige Lösung ist nicht zu erwarten. Geht es nach Vasseur, sollte man zumindest schneller sein als beim ersten Limit: "Es hat 20 Jahre gebraucht, das Budgetlimit einzuführen. Ich hoffe, wir können diesmal ein bisschen schneller sein. Wir müssen einfach eine offene Diskussion darüber führen und einen Kompromiss finden."