Während der Corona-Krise mussten viele Veranstalter von Grands Prix den Anblick leerer Tribünen ertragen. Doch seitdem die meisten Länder ihre Restriktionen fallengelassen haben, boomt die Formel 1 und erzielt vielerorts Rekordbesuche. Auch der Frankreich Grand Prix in Le Castellet kann laut Eric Boullier von diesem Boom profitieren. Der ehemalige Teamchef von Lotus und McLaren ist seit 2019 in die Organisation des Rennens in Frankreich eingebunden.

"Das Rennen ist ausverkauft. Wir haben nur noch ein paar Plätze für Samstag und Freitag", berichtet der Franzose . Das 'volle Haus' seit sogar trotz erweiterter Tribünenaufbauten zu Stande gekommen, berichtete der Organisator des Rennes am Sonntag in Monaco gegenüber Motorsport-Magazin.com. Stolz zieht Boullier den Vergleich zur 'Vor-Corona-Zeit': "2018 hatten wir 160.000 Zuschauer über alle drei Tage hinweg. Jetzt werden es 200.000 sein. Am Rennsonntag werden 75.000 auf den Tribünen sein."

2021 waren noch einige der Plätze auf den Tribünen unbesetzt. Für 2022 ist der Rennsonntag ausverkauft., Foto: LAT Images
2021 waren noch einige der Plätze auf den Tribünen unbesetzt. Für 2022 ist der Rennsonntag ausverkauft., Foto: LAT Images

Beim Rennen in Le Castellet gibt es fast schon traditionell ein Verkehrschaos bei der Anreise, welches mit mehr Fans sogar noch schlimmer werden könnte. Boullier beruhigt jedoch: "Wir haben einen guten Plan für den Verkehr erarbeitet." Auch in anderen Bereichen habe man sich ins Zeug gelegt: "Für die Fans haben wir viele Unterhaltungsangebote rund um die Strecke, nicht nur das Racing. Wir haben jeden Tag Konzerte. Es ist nicht mehr nur ein Rennen, sondern eine Show von Donnerstagabend bis Sonntagnacht."

Darauf angesprochen, ob das Drumherum nicht zu viel werde, entgegnet Boullier: "Die Formel 1 verändert sich und im Jahr 2022 musst du dich an die neuen Event-Standards anpassen." Für ihn bedeutet diese Entwicklung sogar eine Chance für den Frankreich Grand Prix: "Es geht nicht mehr nur ums Antrittsgeld. Liberty sieht, wie die Formel 1 boomt. Jede Rennveranstaltung muss demnach auch attraktiv für die Sponsoren, die Fans und die Fernsehzuschauer sein. Es ist mittlerweile ein wesentlich komplexeres Modell. Sie wollen, dass jeder Grand Prix wie der Super Bowl ist."

Zukunft des Frankreich-GP in Gefahr? Sogar Präsident Macron soll sich einschalten

Für die nähere Zukunft der Veranstaltung kann Boullier Positives berichten: "Es sieht sehr gut aus. Wir hatten eine Besprechung mit Stefano Domenicali und das Ziel ist es, Frankreich im Kalender zu behalten." Der Ex-McLaren-Chef ist sich der Problematik für die kommenden Jahre bewusst: "Wir haben in den nächsten Jahren viele Herausforderer, denn zahlreiche Länder und Städte wollen Teil der Formel 1 sein. Wir müssen also eine Strategie ausarbeiten, wie wir in Zukunft dabei bleiben können."

Für Esteban Ocon und Piere Gasly ist Paul Ricard ein Heimrennen., Foto: LAT Images
Für Esteban Ocon und Piere Gasly ist Paul Ricard ein Heimrennen., Foto: LAT Images

Um das Rennen im Land der Tricolore zu halten, schließt der Franzose nicht aus, nur alle zwei Jahre ein Rennen abzuhalten: "Viele Grand Prix werden ein Rotationsmodell brauchen, weil einfach zu viele Strecken Teil des Kalenders sein wollen. Im Prinzip wäre das auch für uns in Ordnung." Wie diese Rotation aussehen würde, bleibt jedoch offen.

Im Gegensatz zur Situation in Deutschland konnte der Frankreich Grand Prix in den vergangenen Jahren auch auf finanzielle Unterstützung aus der Politik zurückgreifen. Diese Verträge laufen mit den diesjährigen Grand Prix aus. Hier konnte Boullier trotz Optimismus noch kein grünes Licht geben: " Ich kann es ihnen noch nicht sagen. Wir reden mit der Regierung und auch den regionalen Behörden. Präsident Macron aber hat im Dezember öffentlich gesagt, dass Frankreich dauerhaft einen Grand Prix braucht."