In der Saison 2021 wurde Sergio Perez Fahrer für Red Bull Racing und erbte damit einen schwierigen Posten an der Seite von Max Verstappen. Wie steht es aktuell um seine Stellung im Team? Motorsport-Magazin.com wirft einen genauen Blick auf seine bisherigen Leistungen sowie die seiner direkten Vorgänger.

Seit Daniel Ricciardo zum Ende der Saison 2018 das Rennteam des österreichischen Energy-Drink-Herstellers verlassen hat, klaffte eine große Lücke zwischen Max Verstappen und seinem jeweiligen Teamkollegen. Eine Lücke, die Sergio Perez nun erstmals schließen könnte.

Red Bull Duell Nr. 1: Pierre Gasly vs. Max Verstappen

Pierre Gasly und Max Verstappen, Foto: LAT Images
Pierre Gasly und Max Verstappen, Foto: LAT Images

Doch von Anfang an: 2019 erhielt zunächst Pierre Gasly seine Chance bei Red Bull Racing, die er aber bekanntlich nicht besonders zufriedenstellend nutzen konnte. Hier ein Auszug aus der damaligen Teamduell-Statistik: Im Qualifying-Duell unterlag der Franzose gegenüber dem Niederländer 11:1, wobei im Schnitt 0,470 Sekunden zwischen den beiden Teamkollegen lagen - und während Verstappen eine durchschnittliche Rennplatzierung von 3,33 vorweisen konnte, reichte es bei Gasly nur für eine 7,73.

Dass der amtierende Weltmeister insgesamt 5 Podiumsplatzierungen erringen konnte, der Franzose hingegen keine einzige, überrascht angesichts dieser Zahlen kaum. Ausgesprochen eklatant war aber der Rückstand mit Blick auf die erzielten WM-Punkte: Während Gasly in seiner Zeit bei Red Bull lediglich 63 ansammeln konnte, waren es bei Verstappen ganze 181.

Red Bull Duell Nr. 2: Alexander Albon vs. Max Verstappen

Alexander Albon und Max Verstappen, Foto: LAT Images
Alexander Albon und Max Verstappen, Foto: LAT Images

In der Sommerpause nach dem Großen Preis von Ungarn 2019 wurde dann die Rückkehr von Pierre Gasly zur Scuderia Toro Rosso verkündet, wo er den Platz seines Red Bull Racing-Nachfolgers Alexander Albon einnahm. Dass auch die Fahrerpaarung Albon und Verstappen nicht von besonderem Erfolg gekrönt sein sollte, dürfte noch jedem gut in Erinnerung liegen, aber auch an dieser Stelle sollen die damaligen Zahlen ein vollständigeres Bild des Duells liefern: In seiner gesamten Zeit im Team von Red Bull Racing (2019 & 2020) unterlag Albon Verstappen im Qualifying 1:25. Und auch der durchschnittliche Abstand zwischen beiden Piloten war dem zwischen Gasly und Verstappen mit insgesamt 0,517 Sekunden sehr ähnlich. Der britisch-thailändischer Rennfahrer erreichte mit 6,985 zwar eine etwas bessere durchschnittliche Rennplatzierung als sein Vorgänger, da Verstappen hier aber einen Mittelwert von 3,14 für sich verbuchen konnte, sieht das Gesamtbild nur unwesentlich besser aus.

Mit Blick auf die Podiumsplatzierungen hat Albon aber immerhin etwas bessere Leistungen abgeliefert als Gasly: Albon durfte in seiner Zeit bei Red Bull Racing zweimal unter die Champagnerdusche, während Max insgesamt 15-mal auf dem Treppchen stand. Was den Vergleich der WM-Punkte-Konten der Teamkollegen betrifft, schlug sich Albon ebenfalls etwas besser als sein Vorgänger. In seiner Zeit im Team aus Milton Keynes konnte er immerhin 181 Zähler auf seinem Konto verbuchen, wodurch die Differenz gegenüber Verstappens 311 Punkten nach eineinhalb Saisons "nur" 130 betrug - ein doch recht deutlicher Unterschied zu Gaslys 118-Punkte-Rückstand, der sich nur innerhalb einer halben Saison ergab.

Red Bull Duell Nr. 3: Sergio Perez vs. Max Verstappen

Sergio Perez und Max Verstappen, Foto: LAT Images
Sergio Perez und Max Verstappen, Foto: LAT Images

Als der Mexikaner 2021 dem Team von Red Bull Racing beitrat, sollte die teilweise experimentell anmutende Suche nach einem passenden neuen Teamkollegen für Max Verstappen aber sein vorläufiges Ende finden. Mit Sergio Perez holte man sich nicht nur einen erfahrenen "Reifenflüsterer" ins Haus, der von Beginn an seinen Platz als "Nummer 2" im Team akzeptierte, sondern auch den ein oder anderen finanzkräftigen Sponsor, was natürlich nie schaden kann.

Wie schlug sich "Checo" aber im folgenden Teamduell? Beginnen wir wieder mit den Qualifying-Resultaten: Insgesamt konnte Verstappen das Quali-Duell in der Saison 2021 mit 20:1 erneut mehr als eindeutig für sich entscheiden - eine insgesamt wirklich beeindruckende Statistik! Der durchschnittliche Zeitrückstand des Mexikaners betrug im Qualifying 0,397 Sekunden, womit er den Abstand, den seine Vorgänger zum Teamkollegen hatten, zwar schon etwas verkürzen konnte, zufrieden gestimmt hat ihn das aber natürlich nicht. Und auch mit Blick auf die durchschnittliche Rennplatzierung ähnelten die Werte von Perez und Verstappen mit 6,6 zu 2,65 stark den nur wenig erfreulichen Ergebnissen aus den Vorjahren.

Der Mexikaner konnte 2021 zwar 5 Podestplatzierungen erringen, darunter ein Sieg in Baku, im Vergleich zu Verstappens 18 Treppchen-Besteigungen war die Differenz aber auch hier größer, als man sie bei Red Bull langfristig akzeptieren würde. Dasselbe galt auch für den WM-Punktestand: 190 zu 395,5 sollte der Niederländer dieses Duell für sich entscheiden. Damit hat Perez einen etwas besseren Schnitt als Gasly, aber auch einen etwas schlechteren als Albon. Die Frage, ob "Checo" seinen Platz im RB18 also nur behalten hat, weil er in Abu Dhabi ein grandioses Saisonfinale hinlegte, mit dem er Max nicht zuletzt zum WM-Titel verhalf, könnte angesichts dieser Zahlen also durchaus gestellt werden.

Red Bull Duell - die Gegenwart: Neues Reglement, neue Chance?

RB18, Foto: Red Bull Content Pool
RB18, Foto: Red Bull Content Pool

Wie die Zahlen zeigen, war Max Verstappen in den letzten Jahren jedem seiner Teamkollegen klar überlegen. Bekanntlich ist in der aktuellen Saison aber kein Stein auf dem anderen geblieben - hat das vielleicht auch Auswirkungen auf die Lücke zwischen dem amtierenden Weltmeister und seiner "Nummer 2"?

Die bisherigen Zahlen: Im Qualifying-Duell lautet der aktuelle Stand 2:1 für Verstappen, da Perez in Saudi-Arabien aber die erste Pole Position seiner Karriere für sich verbuchen konnte, stehen die Zeichen in diesem Punkt insgesamt ausgesprochen gut für ihn. Dies lässt sich auch anhand des durchschnittlichen Qualifying-Rückstands erkennen, der aktuell 0,022 Sekunden, also nur ein Achtzehntel des Vorjahres, beträgt.

Die Rennplatzierungen sprechen ebenfalls eine ähnliche Sprache. Zwar schlägt auf Verstappens Seite eine glatte 1,0 zu Buche, während der Mexikaner "nur" einen Durchschnittswert von 3,0 erreicht, dabei darf aber nicht außer Acht gelassen werden, dass Perez bereits ein Rennen mehr als sein Teamkollege beenden konnte. Was Podiumsplatzierungen betrifft, befinden sich die beiden nach dem Australien-Wochenende mit jeweils einem Zähler auf Augenhöhe und in der Fahrerwertung führt "Checo" aktuell sogar mit fünf Punkten (30:25).

Neues Kräfteverhältnis bei Red Bull? So sieht es der Teamchef

Auf die Frage, wie beeindruckt er von den diesjährigen Leistungen seiner "Nummer 2" ist, antwortet Red Bull Teamchef Christian Horner: "Ich denke, es ist in der zweiten Saison immer einfacher. Er kennt das Team, er kennt die Infrastruktur und nicht zuletzt wurde auch das Auto aufgrund des neuen Reglements sozusagen auf null zurückgesetzt. Außerdem denke ich, dass er bis dato sehr gute Leistungen abgeliefert hat und die Lücke zu Max kontinuierlich schließen konnte."

Hier spricht Horner etwas an, das in diesem Zusammenhang wohl kaum stark genug berücksichtigt werden kann: den RB18. Mussten sich Gasly, Albon und auch Perez in den vorangegangenen Jahren noch mit Rennboliden auseinandersetzen, die vollkommen an die Bedürfnisse von Max Verstappen angepasst waren, starten in der Saison 2022 alle Teams wieder mehr oder weniger bei null. Das ist zwar nicht direkt ein Novum, besonders häufig war das in der modernen Formel 1 aber auch noch nicht der Fall.

Dass "Checo" seinen Rang als "Nummer 2" aber trotzdem nicht so schnell ablegen wird, zeigt auch seine jüngste Reaktion am Funk nach der letzten Runde in Australien: "I am sorry for Max".