Die diesjährige Formel-1-Saison von Sebastian Vettel scheint wie verhext zu sein. Zuerst musste der vierfache Weltmeister wegen einer Infektion mit dem Coronavirus die ersten beiden Rennen der neuen F1-Ära aussetzen, nun ist sein Comeback am Rennwochenende in Australien von Pannen geprägt. Vettel lässt sich trotz den Problemen nicht aus der Ruhe bringen.

Nach seiner Corona-Auszeit an gleich zwei Rennwochenenden fuhr Vettel am Freitagmorgen auf dem Albert Park Circuit sein erstes Freies Training der Saison 2022. Dieses lief jedoch keineswegs nach Plan. Der Aston Martin mit der Nummer 5 verlor gegen Ende der Session die Leistung und Vettel rollte aus. Mit rauchendem Heck musste der vierfache Weltmeister seinen Boliden im Schlusssektor abstellen. Vettel griff wie gewohnt selbst zum Feuerlöscher. Problem: Power Unit.

Vettels Freitag: Motorschaden und illegale Scooter-Fahrt

"Wir hatten offensichtlich ein Problem und mussten das Auto auf der Strecke abstellen, um den Schaden zu limitieren. Die Session abbrechen zu müssen ist natürlich schmerzhaft", so Vettel. Die Aston-Martin-Mechaniker setzten anschließend alles daran, den AMR22 bis zum zweiten Freien Training wieder in Schuss zu bekommen. Der unumgängliche Motorwechsel konnte jedoch nicht schnell genug vollzogen werden, weswegen der Heppenheimer einmal mehr aussetzen musste.

"Unglücklicherweise kostete uns das die gesamte Nachmittags-Session. Das ist nicht gerade ideal. Ich saß jetzt eine Weile lang nicht im Auto und die Strecke wurde geändert. Morgen wird trotzdem alles gut laufen, aber es wäre schön gewesen, ein paar mehr Runden fahren zu können", erklärte der Aston-Martin-Pilot.

Strafe gibt es für den erzwungenen Motorenwechsel keinen - Aston Martin baute in Vettels Boliden erst den zweiten von pro Saison drei erlaubten Motoren ein. Ob die abgerauchte Power Unit komplett unbenützbar ist, steht außerdem noch nicht fest.

Vettels Scooter-Fahrt über die Rennstrecke, Foto: LAT Images
Vettels Scooter-Fahrt über die Rennstrecke, Foto: LAT Images

Ein Meeting mit den Stewards bleibt dem vierfachem Weltmeister wohl trotz der kurzen Laufzeit nicht erspart. Nach Ende des ersten Freien Trainings schnappte sich Vettel einen Marshall-Roller und düste damit zurück in die Garage. Die Strecke ist allerdings laut sportlichem Reglement für fünf Minuten nach einer Session absolute Sperrzone. Da mit einem Scooter zu fahren ist ein No-Go für die Rennleitung, die kurz darauf eine Ermittlung gegen Vettel startete.

Verwirrung führt zu Vettel-Geldstrafe

Die dauerten ewig, erst spätabends kam die Bestätigung: Die Stewards sprachen eine Strafe von 5.000 Euro gegen Vettel aus. Es war wohl ein Missverständnis. "Ich habe gefragt: Kann ich fahren? Weil ich lieber selbst fahre", erklärt Vettel nach dem Training. "Dann hat er mir den Scooter gegeben, ich sagte 'Okay', und er sagte 'Los geht's. Und ich bin los."

Allerdings ging der Streckenposten wohl noch einmal zurück, um das mit der Rennleitung abzuklären. Das wusste Vettel nicht, der kurz wartete, ob der Posten mitkam, dann aber einfach losfuhr.

Für ihn war das die ganze Aktion ohnehin ein Abenteuer: "Ich versuchte sicherzustellen, dass das Auto nicht noch weiter beschädigt wurde. Der Streckenposten war sehr hilfsbereit, er hatte einen Leatherman. Ich bat um einen Inbusschlüssel, dann haben wir Teile der Verkleidung abgenommen, damit ich darunter das Auto kühlen konnte. Das war ein bisschen Arbeit."

Vettel lässt sich durch Pannen-Comeback nicht verunsichern

Trotz des pannenreichen Starts lässt sich der Aston-Martin-Pilot nicht entmutigen. Vettel ist, was die Balance des AMR22 betrifft, zuversichtlich. Außerdem freue er sich, wieder im Cockpit sitzen zu können. Das Auto sei noch auf demselben Stand wie in Bahrain, mit nur kleinen Veränderungen. "Ich hatte kein Problem, wieder in meinen Rhythmus zu finden und fühle mich ziemlich selbstsicher", beteuert der Aston-Fahrer.

Ein Wunder können Vettel-Fans von dessen erstem Rennen in der Saison 2022 aber wohl kaum erwarten. Dafür fehlt dem AMR22 schlichtweg die Performance. Bisher konnte das Team in den beiden Rennen der Formel-1-Saison 2022 noch keinen einzigen Punkt einfahren. Auch habe Vettel seinen neuen Boliden entgegen der langjährigen Tradition noch nicht getauft. Die Begründung: Das Auto sei noch nicht schnell genug für einen Namen.