Mit der Ankündigung des Las Vegas Grand Prix wird es ab der Formel-1-Saison 2023 ganze drei Rennen in den USA geben. Noch vor wenigen Jahren stellte es eine große Herausforderung dar, überhaupt genügend Zuschauer für die Formel-1-Rennen im texanischen Austin zu begeistern. Nun boomt der nordamerikanische Markt förmlich.

"Die USA sind ein massiver Fokus für uns. Wir sind der Meinung, dass die Formel 1 einfach in dieses Land gehört", sagt Formel-1-Boss Stefano Domenicali. Tatsächlich erlebte die Königsklasse im vergangenen Jahr eine bedeutende Zunahme an Fans weltweit. In den Vereinigten Staaten ist dieser Trend aber besonders groß.

Von 2020 auf 2021 stiegen die TV-Zuschauerzahlen in Nordamerika um satte 58 Prozent. Die Formel-1-Organisatoren sind offensichtlich auf den wachsenden Markt in Übersee aufmerksam geworden und planen diesen nun mit drei Rennen zu erschließen. Viele europäische Länder, darunter auch Deutschland, gehen hingegen leer aus. Das Business mit Deutschlands Rennstrecken kann mit der Lukrativität der USA schlichtweg nicht mithalten.

"Der Las Vergas Grand Prix soll eines der größten Rennen der Formel 1 werden. Somit wollen wir den amerikanischen Markt zum bedeutendsten Markt der Königsklasse machen. Wir werden zwar nicht vergessen, dass Europa unser Geburtsort ist, aber die Formel 1 ist heute ein globaler Sport", so Domenicali. Obwohl die Nordamerikaner nicht gerade für ihr riesiges Interesse an der Formel 1 bekannt sind, scheint sich gerade eine Trendwende deutlich zu machen. Besonders die junge Generation könne sich in den Vereinigten Staaten für die Königsklasse begeistern, freut sich der Formel-1-Boss.

"Vor drei Jahren wurden für den Grand Prix in Austin unter 100.000 Tickets verkauft. Dieses Jahr waren es 400.000. Die Nachfrage in den USA ist enorm", versichert auch Greg Maffei, CEO und Präsident der Firma Liberty Media, die mit der Vermarktung der Formel 1 beauftragt ist.

Formel 1 nur noch Show?

Für den regelrechten Boom in den USA machen viele Formel-1-Insider die Netflix-Serie 'Drive to Survive' verantwortlich. Das Format begleitet die Teams und Fahrer der Königsklasse durch die Saison hinweg und produziert teils sehr dramatisierte Darstellungen des Sports. Nicht selten wurde die Serie deshalb von den Piloten öffentlich kritisiert, an erster Stelle Weltmeister Max Verstappen. Bei den Zusehern scheint das Format dennoch prächtig anzukommen. 'Drive to Survive' war in 33 Ländern die Netflix-Nummer eins. Auch die vierte Staffel, die erst kürzlich erschienen ist, konnte abermals einen neuen Schwung Zuseher an Land ziehen. Die Organisatoren der Formel 1 erhoffen sich, dass auch möglichst viele Interessierte Tickets für die amerikanischen Rennen in Miami, Austin und Las Vegas kaufen.

Dank Liberty Media und Netflix wird im Umfeld der Formel 1 aber auch öfters der Vorwurf ausgesprochen, dass der Sport selbst immer mehr zur Show werden würde. Das Rennfahren soll laut manchen Fans dabei an die zweite Stelle treten und sich hinter der Vermarktung und der Hollywood-Darstellung einreihen. Besonders auch die Ankündigung des Grand Prix im amerikanischen Glücksspiel-Paradies Las Vegas entfachte eine neuerliche Diskussion nach dem Motto: Sport oder Show?

Diese Bedenken teilt Formel-1-Boss Stefano Domenicali jedoch nicht: "Als Sport müssen wir sicherstellen, dass das Racing echt ist. Mit dem Las Vegas Grand Prix nehmen wir ein echtes Rennen, und fügen es in einen unglaublichen Kontext ein. Das ist die perfekte Kombination für die Formel 1."

Amerika-Boom steigert Interesse an US-Fahrer

Könnte die zunehmende Amerikanisierung auch bedeuten, dass es bald einen amerikanischen Fahrer in der Formel 1 geben wird? Das wachsende Publikum aus den USA würde dies zweifelslos gutheißen. Ein hochgehandelter Kandidat für diese Rolle wäre etwa der kalifornische Indycar-Star Colton Herta. Dieser wird bereits 2022 erstmals in einem Formel-1-Boliden sitzen, da er mit McLaren einen Test absolvieren wird. "Es hätte sicherlich einen großen Effekt für den US-Markt einen amerikanischen Fahrer in der Formel 1 zu haben. Wir arbeiten deswegen schon mit den Organisatoren und Promotern zusammen. Einen Fahrer oder eine Fahrerin aus den USA zu haben wäre schon eine große Sache", sagt dazu Domenicali.

Haas ist derzeit die einzige nordamerikanische Beteiligung im Startfeld der Königsklasse. Die derzeitigen Entwicklungen in den USA würden es aber durchaus wahrscheinlicher machen, dass wir bald einen Fahrer aus den Vereinigten Staaten in der Formel 1 sehen könnten, verrät Liberty Media CEO Maffei.