Es war alles keine Täuschung, alles kein Trugschluss: Mercedes hat zum Start in die Formel-1-Saison 2022 zu kämpfen. Nach dem ersten Qualifying sind die harten Fakten da, und die sind für Lewis Hamilton und George Russell alles andere als schön anzusehen. Hamilton landete mit 0,680 Sekunden Rückstand auf Charles Leclerc nur auf Platz fünf, Russell mit 1,658 Sekunden gar nur auf Platz neun.

Übermäßig enttäuscht klingen die Stimmen aus den Mercedes-Lager dabei nicht einmal. "Wenn du mir das vor einem Jahr gesagt hättest, dann hätte ich gesagt, das ist nicht zufriedenstellend, aber heute ist das die harte Realität", erklärt Teamchef Toto Wolff. Das Team sucht noch immer nach den Problemen mit dem neuen W13, dessen Handling einfach nicht auf dem Niveau eines Ferrari oder Red Bull agiert. Hamilton konnte noch das Beste aus dem Qualifying machen, bei Russell riskierten Fahrer und Team auch noch strategisch zu viel.

"Wir haben Platz fünf definitiv nicht erwartet", versichert Hamilton, der sein Team vor einer Woche noch bei über einer Sekunde Rückstand sah. Wolff stimmt zu: "Es hätte viel schlimmer kommen können, wenn ich mir anschaue, wie stark das Auto davor gebounct ist."

Mercedes im Bahrain-Qualifying nur knapp dritte Kraft

Stattdessen ist man jetzt immerhin dritte Kraft - aber mit fast sieben Zehntel Rückstand auf einer Runde wird man den eigenen, hohen Ansprüchen noch immer bei weitem nicht gerecht. Noch immer kämpft das Team mit dem Handling des Autos. Seit einer Woche arbeitet man daran, das Bouncing des Autos bei hohen Geschwindigkeiten zu reduzieren, und kann bislang nur beschränkte Erfolge vorweisen.

Nach wie vor sind sich Hamilton und Russell einig, dass es einfach nicht möglich ist, das Auto gut abzustimmen. Ein zu aggressives Setup für mehr Abtrieb verschlimmert sofort das Bouncing, löst Handling-Probleme aus, und verhindert, dass die Fahrer pushen können. "Fakt ist, dass wir noch immer dieses fundamentale Problem haben, und keine Setup-Änderungen, die das kurzfristig lösen", meint Hamilton.

Russell-Strategie geht in Q3 nach hinten los

"Uns fehlt wahrscheinlich eine halbe Sekunde", rechnet Toto Wolff vor. "Es war mehr auf der Zeitentabelle, aber wir hatten nur eine Runde auf Soft." Das allein zeigt schon, wie schwer sich Mercedes tut. Ferrari und Red Bull konnten im Laufe des Qualifyings genügend Reifen sparen, um zwei frische Sätze für das dritte Qualifying-Segment zu haben. Hamilton und Russell hingegen mussten im Q2 schon zwei Soft-Sätze anbrauchen, um sicher weiterzukommen.

Daher hatten beide in Q3 nur mehr einen Schuss. Hamilton machte das Beste daraus, während sich die Garagenseite von George Russell verrannte. "Wir wollten was ausprobieren", erklärt der mit P9 bediente Russell. In Q2 hatte er sich gut gefühlt, also entschieden er und seine Ingenieure in Q3 auf eine aggressivere Outlap, um vielleicht doch noch etwas zu erreichen.

Hamilton ohne große Hoffnungen für das Rennen

Das ging nach hinten los, Russell verbremste sich sofort in Kurve eins: "Ein bisschen frustrierend, dass meine Q3-Runde 1,2 Sekunden langsamer war als meine schnellste Runde des Tages, aber wir sind momentan einfach hier, um Dinge auszuprobieren."

Das scheint auch der Plan für das Rennen, suggerieren beide Fahrer. "Realistisch gesehen können wir Pace-technisch nicht wirklich mit den Jungs vor uns kämpfen", prognostiziert Hamilton. "Aber vielleicht haben wir eine etwas andere Strategie, mit den Reifen, das könnte passieren."

"Wenn unsere Pace ein bisschen besser ist als erwartet - wonach es nach gestern nicht unbedingt aussieht, aber jeder Tag ist ein bisschen anders - können wir vielleicht gerade so an den Jungs vor uns dranbleiben, ihnen ein bisschen Probleme bereiten", meint Hamilton. "Aber wir werden definitiv nicht schneller sein."