Kevin Magnussens Rückkehr in die Formel 1 kommt am ersten Wochenende in Bahrain einem Märchen gleich. Nach einem Jahr Auszeit und dem sicher geglaubten Ende der F1-Laufbahn ist der Däne mit Haas nicht nur zurück in der Königsklasse, sondern spielt auch im Verfolgerfeld ganz vorne mit. Im Qualifying biss er sich trotz technischer Probleme durch und eroberte einen herausragenden siebten Startplatz für das Auftaktrennen am Sonntag.

"Könnt ihr euch vorstellen, was er in sechs oder sieben Rennen zeigt, wenn er so wie die anderen Fahrer ist?", freut sich Haas-Teamchef Günther Steiner über den Auftritt von Magnussen. "Ich denke, er ist in guter Form wieder hier aufgeschlagen und ich glaube ehrlich daran, dass da noch mehr kommt. Du kannst in diesen Formel-1-Autos nicht sofort bei 100 Prozent sein, das ist einfach nicht möglich."

Magnussen selbst konnte fast nicht glauben, was er auf dem Zeitenmonitor zu sehen bekam. "Ich saß nach dem ersten Run im Q2 im Auto und sah, dass ich vor beiden Mercedes auf Platz vier bin. Das ist einfach verrückt. Jetzt glaube ich, dass das Auto gut ist", so der Routinier, der in allen drei Segmenten des Zeittrainings mühelos in die Top-10 fuhr. Den Einzug ins Finale schaffte er sogar mit nur einem Run, nachdem er durch einen Hydraulikdefekt ausgebremst worden war.

In der Garage zitterte er in der heißen Phase des Q2 um sein Ticket für die letzte Runde. "Da war ein Leck im Hydrauliksystem, ich denke am Kühler. Wir müssen noch schauen, ob da vielleicht im dritten Training irgendwelche Steine eingedrungen sind. Wir konnten ihn dann nicht mehr lange fahren lassen, weil wir das System immer wieder auffüllen mussten", erklärt Steiner.

Als das Auto im Q3 wieder einsatzbereit war, hatte Magnussen nur einen Versuch für eine Rundenzeit. Mit 1,2 Sekunden Rückstand auf die Pole-Zeit von Charles Leclerc reihte er sich als Siebter ein. "Ich konnte die gesamte Outlap nur im vierten Gang fahren also konnte ich nicht so schnell fahren um die Reifen aufzuwärmen. In ein paar Passagen war ich dadurch beeinträchtig, also bin ich mit Platz sieben immer noch super glücklich", so der 29-Jährige gegenüber Motorsport-Magazin.com.

Überhaupt ist die Rückkehr in die Formel 1 für ihn bisher ein voller Erfolg. Nach seiner Bestzeit am ersten Testtag lieferte der 119-fache Grand-Prix-Teilnehmer im Qualifying den endgültigen Beweis dafür, dass das Comeback die richtige Entscheidung war. "Nach den ersten paar Runs wussten wir schon, dass es so schlecht nicht sein kann", sagt er mit Blick auf die Testfahrten.

Er und Teamkollege Mick Schumacher sorgten mit schnellen Zeiten für Aufsehen. Die Fahrer und ihr Team wussten zu dem Zeitpunkt schon, dass sie mit ihrem Programm nicht allzu weit weg von der Konkurrenz sein konnten. "Wenn wir mit unserer Spritmenge so etwas leisten konnten, war die Chance nicht besonders hoch, dass andere mit noch viel weniger unterwegs waren. Da hast du schon ein gutes Gefühl bekommen", so Magnussen.

Ein anderes gutes Gefühl verfestigte sich bei ihm nach dem Auftritt im Qualifying. Wieder in der Formel 1 zu sein ist für Magnussen beinahe schon surreal. "Es ist alles so seltsam. Ich hatte ein ganzes Jahr, 15 Monate, um mich an die Tatsache zu gewöhnen, dass die F1 kein Teil meines Lebens mehr sein wird. Ich fühlte mich gut und war froh über die Möglichkeiten, die ich hier hatte", sagt er.

Ende 2020 war er vom Frust über zwei Jahre in schwachen Haas-Boliden ohne ein weinendes Auge aus der Formel 1 verduftet. Das Paket, das ihm der US-amerikanische Rennstall nun zur Verfügung stellt, macht die Comeback-Story für ihn perfekt: "Plötzlich habe ich diese Möglichkeit mit Haas wieder in der Formel 1 zu sein und bin hier mit meiner kleinen Tochter und zurück im Q3 mit der Hoffnung auf Punkte. Das ist irgendwie verrückt."

Für den Comeback-GP rechnet er sich aus seiner starken Ausgangslage einiges aus, vorausgesetzt der Defektteufel schlägt nicht wieder zu: "Die Zuverlässigkeit wird die größte Sorge im Rennen morgen sein. Die Pace, die Balance, der Reifenverschleiß oder die Strategie sind es eher nicht. Es geht mehr darum, das Ziel zu erreichen. Wenn wir das schaffen, bin ich mir sicher, dass wir ein einer guten Position sein werden."