Charles Leclercs Pole Position für das erste Formel-1-Rennen der Saison 2022 in Bahrain war keine Sensation aber dennoch eine Überraschung. Nachdem sich Ferrari bei den Testfahrten stark präsentiert hatte, fanden sich der Monegasse und Teamkollege Carlos Sainz schnell in der Favoritenrolle für den Auftakt in der Wüste wieder. Die Pole Position war keine klare Angelegenheit, doch Leclerc nimmt sie gerne als Bestätigung für die Wiederauferstehung der Scuderia an.

"Die letzten zwei Jahre waren für das Team extrem schwierig, nachdem es 2019 so gut lief. Aber es war nur eine Frage der Zeit, bis wir wieder an der Spitze sein würden, denn wir haben gut gearbeitet", so der 24-Jährige, der am Sonntag zum zehnten Mal in seiner Karriere vom ersten Startplatz aus in einen Grand Prix gehen wird. Dabei hatte es im Qualifying zunächst nicht unbedingt danach ausgesehen, als könne er Max Verstappen das Wasser reichen.

Der Weltmeister war nach seiner Bestzeit im Q2 zunächst auf Pole-Kurs, doch Leclercs letzter Schuss saß. "Es war kein einfaches Qualifying. Es war sehr schwierig, die Reifen ins Fenster zu bekommen und die Runde zusammenzubringen. Ich hatte einige Probleme aber die letzte Runde war gut genug für die Pole und darüber bin ich sehr froh", sagt der Monegasse, der schlussendlich über eine Zehntelsekunde schneller als Verstappen fuhr.

Zuvor machte ihm besonders der erste Streckenabschnitt zu schaffen. "Ich habe mit den Reifen im ersten Sektor ziemlich gekämpft. Beim letzten Run hat es sich etwas besser angefühlt, aber wir müssen das noch verstehen, denn es hat sich nicht so gut angefühlt wie zuvor an diesem Wochenende. Da haben wir wohl noch etwas Performance liegen gelassen", so die Analyse des Pole-Setters.

Vor dem Wochenende traute sich keiner der Ferrari-Piloten, die Leistungen der Testfahrten in hohe Zielsetzungen umzuwandeln. Dass sich der gute Eindruck nun bestätigte, erleichtert Leclerc. "Bevor du es tatsächlich geschafft hast, hast du immer diese Zweifel. Aber diese Saison haben wir ein Auto, mit dem wir da sind, wo wir hingehören und zumindest wieder an der Spitze kämpfen. Das Auto war heute toll", sagt er.

Einen maßgeblichen Anteil am ersten Etappensieg der Saison hat für ihn Ferraris Herangehensweise bei den Tests. Die Scuderia sah anders als Red Bull und Mercedes von großen Veränderungen am F1-75 ab: "Wir hatten vom ersten Test an mehr oder weniger dasselbe Auto. Das hat uns geholfen, unser Wissen zu erweitern und wir kennen dieses Auto jetzt ziemlich gut. Wir hatten Red Bull zwar etwas vor uns erwartet aber es scheint so, als wären wir konkurrenzfähig, wenn wir alles zusammenbringen."

Der konservative Ansatz bei den Tests ließ den Ingenieuren außerdem mehr Spielraum, um am Wochenende das Qualifying in den Fokus zu nehmen. Dass sich Ferrari damit beim Rennsetup einen Nachteil eingebrockt haben könnte, glaubt Leclerc nicht. "Ich denke, wir sind bei den Testfahrten einige Runs mit viel Benzin gefahren, weshalb wir das hier im FP2 nicht so viele wie sonst gefahren sind", erklärt er gegenüber Motorsport-Magazin.com. "Ich denke nicht, dass wir unsere Performance im Rennen irgendwie beeinträchtigt haben."

Das größte Fragezeichen für die Performance am Sonntag steht für ihn hinter dem weit verbreiteten Bouncing-Phänomen, das auch seine Mannschaft und er noch nicht so recht einschätzen können: "Für uns ist es vielleicht etwas kniffliger. Ich glaube, es sollte morgen kein allzu großes Problem sein, aber es ist sehr spontan und das macht es schwer, vorherzusehen, wann du es haben wirst oder auch nicht. Wir werden es morgen sehen, aber im Moment macht es uns keine Sorgen. Du spürst es ein wenig, aber es war kein allzu großes Problem."