Coins, Mining und digitale Tauschbörsen - Krypto-Boom in der Königsklasse. Fast jeder Formel-1-Bolide trägt in der Saison 2022 das Logo mindestens einer Krypto-Firma. Red Bull schloss erst im Februar 2022 einen millionenschweren Deal mit der Exchange-Plattform Bybit ab. Manche Teams sind sogar doppelt aufgestellt und werden nicht nur von einem Krypto-Unternehmen gesponsert, sondern verkaufen auch selbst NFTs (Non Fungable Tokens) und Fan Tokens, die auf dem Krypto-Prinzip beruhen. Einzig Williams und Haas bleiben "kryptofrei" und werben auf ihren Boliden (noch) nicht für das Business mit digitalen Coins.

Formel 1: Sind Krypto-Sponsoren Klimakiller?

Der weltweite Boom von Kryptowährungen, angefangen mit Bitcoin circa 2013, hat mittlerweile auch die Formel 1 erreicht. "Die Welt entwickelt sich weiter - sie veränderte sich. Der ganze Krypto-Sektor ist faszinierend", so Red Bull Teamchef Christian Horner. Doch die dezentralisierten und digitalen Währungen haben auch eine Schattenseite. Wegen der negativen Auswirkung auf die Umwelt, wird die Krypto-Industrie als höchst kontrovers angesehen. Das wirft die Frage auf, ob das Krypto-Sponsoring der Teams mit einer klimafreundlicheren Formel 1 vereinbar ist. "Wir nehmen Nachhaltigkeit sehr ernst. Und unsere Partner tun das auch", verteidigt Horner.

Der größte negative Impact für die Umwelt entsteht durch das Minen von digitalen Coins, wie Bitcoin und Ethereum. Eine Studie aus Cambridge zeigt, dass das Minen von Bitcoins jährlich mehr Strom verbraucht als ganze Länder. Darunter etwa Österreich, die Niederlande oder auch Pakistan. Zudem soll das ständige Upgraden auf neuste Computerteile zum effizienteren Minen von Coins für tonnenweise zusätzlichen Elektromüll sorgen.

Aber nicht nur das Minen, sondern auch die Transaktionen von digitalen Währungen haben einen extrem hohen Stromverbrauch. Entscheidend für das Ausmaß der Umweltschädlichkeit von Krypto sind jedoch die Energiequellen, die hinter dem benötigtem Strom stehen. "Es geht nicht nur um das Minen und die Energie, die dadurch verbraucht wird. Es geht auch darum, woher diese Energie kommt", so Mercedes-Boss Toto Wolff. Tatsächlich sollen laut dem Bitcoin Mining Council 46% der Miner Energie aus nachhaltigen Quellen beziehen (Link: Q4 Bitcoin Mining Council Survey Confirms Improvements in Sustainable Power Mix and Technological Efficiency - Bitcoin Mining Council) . Was jedoch nicht bedeutet, dass das Krypto-Business "grün" oder klimafreundlich wäre. Negative Auswirkungen auf die Umwelt bleiben trotz Besserungsbemühen weiterhin bestehen.

"Du kannst dich von modernen Technologien nicht einfach abwenden. Krypto ist definitiv eine Area, die wachsen wird", erklärt Wolff bezüglich dem Krypto-Sponsoring bei Mercedes. Während man zwar die täglich milliardenfachen Krypto-Transaktionen nicht verhindern könne, könne man darauf achten, dass diese richtig vonstattengehen. In der Zusammenarbeit mit Mercedes soll deswegen, auch was Krypto-Partner betrifft, Nachhaltigkeitszielen nachgegangen werden.

Eine ähnliche Sichtweise haben auch McLaren-Teamchef Andreas Seidl und Alpha Tauri-Boss Franz Tost. Kryptowährungen seien eine wichtige Säule in der Businesswelt geworden. Beide Teamchefs zeigen sich daher offen für das Bewerben von Krypto-Unternehmen in der Formel 1. Es würde bei der Zusammenarbeit mit Krypto-Firmen jedoch auch auf die Nachhaltigkeit geachtet werden. Sowohl McLaren als auch Alpha Tauri werden von Kryptos gesponsert, die signifikant weniger Energie verbrauchen als andere digitale Währungen. Weniger, heißt jedoch nicht null.

Trotzdem warnt Tost davor, alle Krypto-Coins in einen Topf zu werfen. "Es gibt unterschiedliche Währungen und Methoden. Krypto ist ein wichtiger Teil der Zukunft, den wir selbstverständlich unterstützen werden", so der Alpha Tauri Teamchef.

Alpine-Boss Laurent Rossi spricht sich ebenfalls positiv über den Krypto-Sektor aus: "Es ist schwer zu ignorieren, dass wir die gesamte Welt digitalisieren. Kryptowährungen eröffnen neue Möglichkeiten. Ich denke Krypto geht in die richtige Richtung und hilft der Formel 1 relevant für ihre Zuschauer zu bleiben, anstatt in der Vergangenheit festzustecken. " Ähnlich wie Red Bull, holte auch Alpine mit Binance erst kürzlich einen neuen Krypto-Sponsor an Board - oder besser gesagt an den Boliden.

Das Klimaschutz-Versprechen der Formel 1

Die Formel 1 hat sich im Jahr 2019 dazu verpflichtet, bis 2030 CO2-neutral zu werden. Das bedeutet, die Summe an klimarelevanten Gasen soll in der Atmosphäre durch Tätigkeiten der Formel 1 nicht ansteigen. Um dieses Ziel zu erreichen, können Gase sowohl vermieden als auch aufgefangen werden. Zwischen diesem Klimaschutz-Versprechen und dem Krypto-Sponsoring der Formel-1-Teams sehen einige Fans im Gegensatz zu den Teambossen einen Zwiespalt. Die Krypto-Logos auf den Rennautos werden in den sozialen Medien gar mit der - früher in der Formel 1 sehr prominenten - Tabakwerbung verglichen. Diese Kritik teilen Horner, Wolff und Co. gemäß ihren zuvor dargelegten Aussagen nicht.

"Krypto ist ein aufregender neuer Sektor. Es ist großartig, dass die Formel 1 dafür sehr attraktiv ist", so Red Bull-Boss Horner, der mit Partner Bybit den womöglich größten Krypto-Sponsor-Deal an Land gezogen hat. Weiters erklärt Mercedes-Teamchef abschließend: "Krypto sucht durch die Formel 1 Publicity und wir alle profitieren und lernen davon."