Mercedes zeigt als achtes Team sein neues Formel-1-Auto für die Saison 2022. Der F1 W13 E Performance ist Herausforderer und Titelverteidiger zugleich. Lewis Hamilton und George Russell sollen mit ihm Weltmeister Max Verstappen entthronen und den Titel in der Konstrukteurswertung gegen Red Bull verteidigen. Nach zwei Jahren kehrt Mercedes mit dem Design wieder zu seinen Wurzeln zurück und tritt als Silberpfeil an.
In den Jahren 2020 und 2021 war Mercedes mit schwarzen Designs angetreten. "Die schwarze Lackierung war eine klare Absicht und ein deutlicher Beleg für unsere Mission, ein vielfältigeres und integratives Team zu werden. Sie ist Teil unserer DNS geworden, aber die silberne Farbe der Silberpfeile gehört ebenso zu unserer DNS, sie ist Teil unserer Geschichte", erklärt Mercedes-Teamchef Toto Wolff.
Diese Geschichte weist vor allem acht Weltmeistertitel in Serie seit dem Beginn der Hybrid-Ära im Jahr 2014 aus. Die Entwicklung des F1 W13 war für die Ingenieure eine besondere Herausforderung, denn im vergangenen Jahr boten Max Verstappen und Red Bull der deutsch-britischen Allianz ihren bisher härtesten WM-Kampf. Während sich auf der Rennstrecke der nervenaufreibende Schlagabtausch zutrug, wurde in Brackley und Brixworth innerhalb von 18 Monaten der F1 W13 fertiggestellt.
Mercedes für Formel-1-Reglement 2022 zu 98 Prozent neu
Der für das komplett neue technische Reglement der Formel 1 entworfene Bolide wurde zu 98 Prozent von Grund auf neu entworfen. Einzig das Lenkrad konnte vom Vorgänger unverändert übernommen werden. "Auf der Chassis-Seite sind die Änderungen enorm. In meiner Karriere habe ich bislang noch nie so große Veränderungen gesehen", sagt Mike Elliott, seines Zeichens Technischer Direktor des Teams. Beim vorherigen Umbruch im Reglement im Jahr 2017 behauptete Mercedes seine Position an der Spitze der Formel 1.
Doch diesmal sind die Einschnitte in die technische Auslegung der Fahrzeuge noch tiefer. "Zunächst die Art und Weise wie die Regeln aufgebaut sind, diese ist komplett anders, besonders bei der Aerodynamik - das hat einen großen Einfluss. Zweitens bedeutet das, was sie mit der Aerodynamik erreichen wollen, dass die Autos eine grundlegend andere Form haben. Drittens ist dies das erste Mal, dass wir eine so große Veränderung unter einem Budget-Cap angehen", erklärt Elliott.
Darüber hinaus war Mercedes als Weltmeister durch die im sportlichen Reglement verankerte Zuteilung der Entwicklungszeit im Nachteil. So stand den Ingenieuren nur 90 Prozent der Zeit im Windkanal und in der CFD-Entwicklung zur Verfügung. Mercedes war dadurch auf 36 Windkanal-Testläufe pro Woche beschränkt. Zum Vergleich: Haas wurden als Letztem der Weltmeisterschaft 112,5 Prozent zugestanden, was 45 Windkanal-Testläufen pro Woche entspricht.
Mercedes kämpft gegen Entwicklungsnachteile
Die Formel 1 zielt mit diesem System darauf ab, den Technologiestandard der Teams näher zusammenzuführen. "Die Teams haben mit einer unterschiedlichen Zuteilung von Testläufen im Windkanal und CFD begonnen. Dadurch kann sich das Kräfteverhältnis stark verändern", so Elliott. "Für einen Ingenieur ist das eine spannende Aufgabe, aber es birgt natürlich auch ein gewisses Risiko, was unsere Wettbewerbsposition angeht."
Bei Mercedes ist man fest entschlossen, allen Widerständen zum Trotz seine Position an der Spitze zu behaupten. "Seit Beginn der Arbeit am W13 habe ich bei unseren Teammitgliedern einen Enthusiasmus erlebt, wie ich ihn noch nie zuvor gesehen habe, weil dieses technische Reglement so viele Möglichkeiten bietet", sagt Wolff.
Neben der Chassisentwicklung in Brackley waren auch die Ingenieure in Brixworth gefordert, um die Zielvorgaben für 2022 zu erfüllen. "Für 2022 wurde uns eine letzte Leistungsverbesserung zugestanden, die größtenteils zu Beginn der Saison erfolgen muss. Die ERS-Systemverbesserung muss danach vor dem 1. September eingeführt werden. Dies wirkt sich jedoch nicht nur auf 2022 aus, da die Performance-Spezifikation bis zum Beginn des nächsten Reglementzyklus im Jahr 2026 eingefroren wird", erklärt Hywel Thomas, Managing Director der Motorenabteilung.
Lewis Hamilton mit neuem Teamkollegen George Russell
Lewis Hamilton und George Russell werden am Mittag in Silverstone beim Rollout die ersten Runden mit dem F1 W13 absolvieren. Dem neuen Teamkollegen des Weltmeisters wird dabei die Ehre der ersten Ausfahrt zuteil. Russell nimmt nach drei Jahren bei Williams den Platz von Valtteri Bottas im Weltmeisterteam ein. Im Dezember 2020 absolvierte er als Ersatz für Hamilton beim Sakhir GP bereits einen Grand Prix für Mercedes.
Bereits vor seinem Aufstieg in die Königsklasse zählte er zum Kader von Mercedes. "George macht einfach weiter mit seiner Arbeit. Ich weiß, dass er im Winter gut trainiert hat, und wir haben ihn in der Fabrik gesehen, wie er im Simulator und mit seinen Ingenieuren gearbeitet hat. Dieses Team war schon immer sein Zuhause, und deshalb verlief der Übergang zu uns sehr reibungslos", so Wolff.
Für Hamilton wird die Saison 2022 seine 16. in der Formel 1. Der Rekordweltmeister kehrt in Silverstone erstmals nach seiner bitteren WM-Niederlage gegen Verstappen in Abu Dhabi wieder ins Formel-1-Cockpit zurück. Wolff hat keine Zweifel daran, dass der Erfolgsgarant seines Teams durch diese Enttäuschung nichts von seinen Qualitäten eingebüßt hat. "Ich habe ihn noch nie entschlossener gesehen", so der Österreicher.
Mit Russell an der Seite Hamiltons sieht er Mercedes für die Revanche gegen Red Bull bestens positioniert: "Lewis ist der beste Fahrer der Welt, und zu ihm gesellt sich eines der klügsten und vielversprechendsten Talente ihrer Generation. Ich zweifle nicht daran, dass wir ein partnerschaftliches Umfeld zwischen den beiden schaffen können, in dem sie produktiv an der Entwicklung des neuen Autos arbeiten."
Formel 1 2022: Präsentationstermine der neuen Autos
Mit der Mercedes-Präsentation haben nun acht Teams ein Design, und sieben auch ein Auto - entweder virtuell oder real - veröffentlicht. Am kommenden Montag wird Alpine den neuen Boliden von Fernando Alonso und Esteban Ocon enthüllen. Alfa Romeo hielt bislang erst einen Shakedown ab, zum ersten Mal öffentlich zu sehen sein wird das Auto am 23. Februar beim Test-Beginn. Von Red Bull fehlt nach wie vor der echte RB18, nachdem das Team sich beim Launch in der Vorwoche auf eine reine Design-Präsentation beschränkte.
Team | Datum | Ort/Form |
---|---|---|
Haas | 4. Februar | Online + Barcelona-Shakedown am 21.2. |
Red Bull | 9. Februar, 17:00 Uhr | Milton Keynes, Livestream (Lackierung) |
Aston Martin | 10. Februar, 15:00 Uhr | Gaydon, Livestream |
McLaren | 11. Februar, 20:00 Uhr | Woking, Livestream |
AlphaTauri | 14. Februar, 12:00 Uhr | Online |
Williams | 15. Februar, 14:00 Uhr | Livestream plus Silverstone-Shakedown |
Ferrari | 17. Februar, 14:00 Uhr | Online |
Mercedes | 18. Februar, 10:00 Uhr | Online plus Silverstone-Shakedown |
Alpine | 21. Februar, 18:30 Uhr | Paris, Livestream |
Alfa Romeo | 27. Februar | Online (Lackierung) |
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