Red Bull hatte in einem chaotischen und umstrittenen Finale der Formel-1-Saison 2021 das bessere Ende für sich. Max Verstappen sicherte sich nach einem Safety-Car-Restart durch ein Überholmanöver auf der letzten Runde den WM-Titel.

Obwohl die kontroversielle Regelauslegung des FIA-Rennleiters Michael Masi seinem Team in die Karten spielte, findet Red-Bull-Motorsportchef Dr. Helmut Marko mahnende Worte für den Motorsport-Weltverband.

Marko: Unwürdig für ein WM-Finale

Marko kritisierte vor allem die langen Entscheidungswege bei den Stewards. Denn erst mehr als vier Stunden nach dem Ende des Grands Prix stand nach den beiden Protesten von Mercedes ein Ergebnis des GPs und somit der Weltmeisterschaft fest. "Es ist einem WM-Finale unwürdig, dass die Entscheidung so lange hinausgezögert wird", beschwert sich der Österreicher.

Einem möglichen Einspruch von Mercedes wollte Marko keine Bedeutung beimessen. Er sagte, dass die Bullen unabhängig von möglichen Interventionen der Silberpfeile die "moralische Sieger" seien. Dennoch wurde er in diesem Zusammenhang auch noch eine Drohung los: "Wir werden unser Engagement in der Formel 1 überdenken, wenn das nicht entsprechende Auswirkungen für zukünftige Meisterschaften hat", drohte Marko.

Red-Bull-Mann fordert mehr Regelklarheit

Er wittert den Fehler im System vor allem am aufgeblähten Reglement und den teilweise unklar formulierten und ausgelegten Regeln. Marko: "Die Regeln müssen so sein, dass eine schnelle Entscheidung möglich ist. Sie müssen von den Verantwortlichen in sekundenschnelle vollzogen werden und diese Entscheidungen können nicht derartig variieren."

Bereits seit Wochen stößt sich Red Bull an der Regelauslegung der Rennstewards. Die Bullen fühlten sich bereits beim vorletzten Saisonrennen in Saudi Arabien benachteiligt nachdem Max Verstappen in Jeddah mehrere Strafen ausgefasst hatte. "Es kann nicht einmal so und einmal so ausgelegt werden. Die Regeln müssen vereinfacht werden und die Prämisse muss lauten: Let's Race", wetterte Marko.

Obwohl letztendlich die rennentscheidenden Abläufe in Abu Dhabi zugunsten der Bullen ausgefallen sind, gab es auch beim Saisonfinale eine strittige Aktion, bei der Red Bull sich bei der Rennleitung beschwerte. Nachdem Max Verstappen auf der ersten Runde durch ein spätes Bremsmanöver einen Überholversuch gegen Lewis Hamilton unternahm, kürzte der Brite durch die Auslaufzone die Strecke ab, während Verstappen auf dem Kurs blieb.

Hamilton durfte seine Position behalten, da - so die Stewards - der Ex-Weltmeister von der Strecke gedrängt wurde, eine Kollision vermeiden musste und seinen kurzzeitigen Vorteil bis zum Ende der Runde wieder abgegeben hatte. Nach zwei kurzen Erkundigungen bei der Rennleitung akzeptierte der Rennstall die Entscheidung.

In die Schusslinie von Red Bull geriet in den vergangenen Wochen vor allem Renndirektor Michael Masi. Marko deutete, an dass Red Bull einer Abberufung des Australiers nicht abgeneigt wäre. "Nachdem so viele Fehler und hinterfragungswürdige Entscheidungen gefällt werden, besteht sicher großer Handlungsbedarf."

Richtungswechsel unter neuem FIA-Präsidenten?

Marko hofft, dass der neue FIA-Präsident, der am Freitag in Paris gewählt wird und die Nachfolge von Jean Todt übernimmt, die Initiative ergreift. "Jetzt kommt ja ein neuer Präsident, der müsste als erstes hier ansetzen und die Stewards sind auf alle Fälle zu hinterfragen", deutete er an.

Zur Wahl stehen bei der FIA-Generalversammlung Graham Stoker, der als rechte Hand des scheidenden Präsidenten seit 2009 den Viezposten einnahm, und der ehemalige Rallye-Pilot Mohammed Ben Sulayem aus den Vereinigten Arabischen Emiraten.