Es war das beherrschende Thema im Vorfeld des Mexiko-GP 2021 der Formel 1: Darf Sergio Perez sein erstes Heimrennen mit siegfähigem Material überhaupt gewinnen, sollte er am Sonntag bei einer in der dünnen Höhenluft von vielen erwarteten Dominanz Red Bulls vor Max Verstappen in Führung liegen? Oder würde das Team wegen des engen WM-Duells gegen Lewis Hamilton zum unbeliebten Mittel der Teamorder greifen und Perez anweisen, seinen Platz zugunsten Verstappens aufzugeben?

Bereits bei einem Event in Mexiko-Stadt am Mittwoch musste Perez erste Nachfragen dazu beantworten. Am Donnerstag ging es in der offiziellen FIA-Pressekonferenz so weiter. Von der Debatte im Konjunktiv hielt der Mexikaner allerdings nur wenig. "Ich sehe nicht viel Sinn darin, das jetzt zu diskutieren. Mal sehen, wo wir am Samstag stehen und ob es überhaupt eine Diskussion wert ist", sagte Perez. "Es gibt keine Garantie, dass wir überhaupt in dieser Situation sind. Aber auch für das Team wäre das nur ein klasse Problem."

Formel 1 Mexiko: Müsste Perez Sieg herschenken?

Auch über das Thema gesprochen habe er mit Red Bull bislang nicht, so der Mexikaner. Doch in einem Punkt sei er sich sicher: Jeder im Team würde sich nichts mehr wünschen als seinen Sieg bei seinem Heimrennen. "Jeder im Team will, dass ich dieses Rennen gewinne. Wenn es da ein Rennen gibt, dann dieses. Ich bin mir sicher, dass ich die volle Unterstützung von allem im Team habe", sagte Perez. "Das ganze Team, Red Bull, alle wollen, dass ich dieses Wochenende gewinne!"

Doch da täuscht Perez sich. Nur einen Tag später bezieht Teamchef Christian Horner in Mexiko recht deutlich Position, wie Red Bull die Sache sieht. Ja, einen Heimsieg für Sergio Perez fände man natürlich unfassbar gut, so der Brite. "Unsere Präferenz wäre, zu sehen, dass Checo in einer Position ist, sein Heimrennen zu gewinnen. Für keinen Heimfahrer gibt es ein größeres Ergebnis", sagte Horner zwar in der obligatorischen Pressekonferenz zwischen den Trainings. Doch es gibt ein klares Aber.

Red-Bull-Teamchef Horner: Für WM ein Rennen wie jedes andere

Horner: "Als Team müssen wir auf beide Meisterschaften schauen und wir wissen, was auf dem Spiel steht. Und in diesem Rennen gibt es so viele Punkte wie in jedem anderen. Deshalb behandeln wir es wie jedes andere Rennen auch."

Angst vor Formel 1 Teamorder: Muss Perez Sieg herschenken? (09:55 Min.)

Heißt im Klartext: Trotz aller Mexiko-Emotionen rund um und für Sergio Perez muss das Team rational bleiben. Sieben Punkte mehr oder wenige würden in der Fahrer-WM einen zu großen Unterschied machen. Eine schwere Entscheidung sei es dennoch, so Horner. Doch wisse auch Perez, was in diesem Jahr nötig sei. "Unser oberstes Ziel ist es, beide Meisterschaften zu gewinnen. Und beide Fahrer kennen die nötigen Aufgaben, um das zu erreichen", sagte Horner. "Es gibt so viele Szenarien, was passieren kann. Es kommt auch darauf an, wo unsere Gegner sind. Man kann es nicht ausschließen, man kann es nicht einschließen."

Horner: Formel 1 ist ein Teamsport

Eine kritische Grundsatzdebatte über Teamorder gefällt dem Briten nicht. Dieses bei vielen Fans - und Fahrern - unbeliebte Mittel gehöre in einem Teamsport wie der Formel 1 eben dazu. "In der Formel 1 geht es nicht nur um die Fahrer. Die Fahrer sind ein Element des Teams. Sie sind bei den Teams unter Vertrag", sagte Horner. "Die Formel 1 ist ein Teamsport und jeder muss seine Rolle spielen als ein Teil dieses Teams."

In Mexiko, falls nötig, erwartet Horner daher mitnichten den letzten Einsatz von Teamordern, ob nun bei Mercedes oder Red Bull. "Ich habe keinen Zweifel, dass ihr am engen Ende dieser Meisterschaft über die letzten fünf Rennen mehr und mehr davon sehen werdet", sagte der Brite.