Lewis Hamilton hatte beim Trainingsauftakt der Formel 1 in der Türkei die Konkurrenz deutlich im Griff. Der Weltmeister fuhr im Mercedes in beiden Sessions die Bestzeit und distanzierte Max Verstappen im Red Bull dabei deutlich. Den perfekten Start ins Wochenende in Istanbul lässt sich Hamilton auch durch seine Motorenstrafe nicht verderben. Mit der Pace seines Autos wird die Pole Position am Samstag für ihn erst Recht zur Pflicht.

"Ich muss auf die Pole fahren, um den Verlust zu minimieren", so der 36-Jährige, an dessen Mercedes F1 W12 an diesem Wochenende der vierte Verbrennungsmotor in dieser Saison zum Einsatz kommt. Gemäß Reglement bedeutet diese Überschreitung des Kontingents für ihn eine Rückversetzung um zehn Positionen im Grid für den Grand Prix am Sonntag.

Damit steht ihm im Rennen eine Aufholjagd bevor. Die Notwendigkeit, das Setup seines Autos dafür zu optimieren, sieht er allerdings nicht: "Ich muss natürlich verstehen, wie ich auf dem Longrun die besten Zeiten fahre. Wir müssen einfach die richtige Balance finden, aber das ist nicht anders als an jedem anderen Wochenende."

An der perfekten Abstimmung scheinen Hamilton und die Mercedes-Ingenieure am Freitag bereits nah dran gewesen zu sein. Im ersten Training lag er über vier Zehntelsekunden vor Verstappen, am Nachmittag waren es sogar mehr als sechs Zehntelsekunden. "Wir haben in der ersten Session mit einem wirklich guten Setup begonnen", erklärt der WM-Leader.

Diverse Experimente am Nachmittag erwiesen sich kaum als Fortschritt. "Die Strecke hat sich verändert und das Gefühl war im FP2 anders. Die Änderungen waren okay, aber ich bin nicht sicher, ob es sich so gut wie in der ersten Session angefühlt hat", so Hamilton, der beim Setup nicht allzu viel Luft nach oben sieht: "Wir sind schon nah dran, ich weiß nicht wie viel da noch geht. Aber wir finden über Nacht eigentlich immer noch etwas."

Hamilton erleichtert: Istanbul macht endlich wieder Spaß

Im Vorjahr war es Teams und Fahrern aufgrund der unzumutbaren Streckenbedingungen und dem launischen Wetter nicht möglich, verwertbare Erkenntnisse für das Setup zu sammeln. Nachdem die Asphaltoberfläche vor der Rückkehr der Formel 1 in diesem Jahr behandelt wurde, war die Vorbereitung für alle Beteiligten ein Schuss ins Blaue.

"Wir mussten die mechanische Balance anpassen, weil wir sie letztes Jahr sehr auf Untersteuern ausgelegt hatten, da der Grip so niedrig war. Jetzt können wir aggressiver sein und auch das Level des Anpressdrucks anders einstellen, weil der Grip besser ist", erklärt Valtteri Bottas, der sich bei den Bedingungen 2020 besonders schwer tat.

Für Hamilton, der zwischen 2007 und 2011 bereits in den Genuss des Istanbul Park Circuit kam, war der Zustand der Rennstrecke kein Vergleich zum Vorjahr. "Wir hatten hier noch nie so viel Grip. Es ist einfach irre, wie viel Haftung wir haben. Das ist super und es hat viel mehr Spaß gemacht, auf dieser Rennstrecke zu fahren, so wie es vorher war", so der Brite, der den Streckenrekord von Juan Pablo Montoya aus dem Jahr 2005 um fast eine Sekunde unterbot.

Formel 1: Hamilton bestraft! Aber warum nur +10 Plätze?: (12:44 Min.)

Bottas muss nacharbeiten

Bottas war von den Zeiten Hamiltons weit entfernt. Im zweiten Training fehlte ihm knapp eine halbe Sekunde und auch das Gefühl stimmte nicht mit dem des Teamkollegen überein. "Zu Beginn lagen wir etwas daneben", sagt der Finne über das Setup seines Boliden. "Wir mussten im Verlauf des Tages einige Anpassungen vornehmen."

Wenn Hamilton am Sonntag durch seine Strafe weiter hinten steht, wird er sich für Mercedes im Kampf gegen Red Bull verdient machen müssen. Die Favoritenrolle seines Teams steht für ihn trotz der eigenen Anlaufschwierigkeiten außer Frage: "Wir hatten keine großen Schwierigkeiten mit dem Auto und ich habe das Gefühl, dass es für uns ein starkes Wochenende wird."