Carlos Sainz' dritter Platz beim Großen Preis von Russland geriet angesichts der dramatischen Schlussphase des Formel-1-Rennens in Sotschi um Lando Norris und Lewis Hamilton zur Nebensache. Dem Spanier bedeutete sein bereits drittes Podium als Fahrer der Scuderia Ferrari allerdings viel, sogar mehr als die vorherigen in Monaco und Ungarn. Hintergrund: Diesmal fühlte sich Sainz das gesamte Wochenende über wohl und bejubelte seinen bis dato besten Grand Prix für die Truppe aus Maranello.
"Es ist mein bestes Wochenende mit Ferrari, auf jeden Fall", sagt Sainz. Diesmal gelang dem 27-Jährigen genau das, was er zuvor immer wieder an sich selbst bemängelt hatte - er bekam alle drei Tage zusammen. "Ich habe es geschafft, ein sehr starkes Wochenende zusammenzubringen - vom Training, besonders in Q3 und dann bis zu einem guten Start und einem guten Pace-Management unter sehr kniffligen Bedingungen", berichtet der Spanier.
Carlos Sainz: Russland mein bestes Ferrari-Wochenende
Darauf könne er stolz sein, so Sainz. "Da werde ich keine Lügen erzählen", sagt Sainz. "Aber ich denke, dass auch das Team einen sehr guten Job gemacht hat, mit all den Boxenstopp-Calls und auch gestern [Samstag] zur richtigen Zeit auf den Soft gegangen zu sein und heute [Sonntag] zur richtigen Zeit erst auf den Medium und dann auf den Intermediate. Insgesamt war das mein stärkstes Wochenende bei Ferrari."
Das sieht Mattia Binotto kaum anders. "Nein, ich bin nicht so happy. Das kann er besser", scherzt der Ferrari-Teamchef. "Nein, er hat dieses Wochenende einen tollen Job gemacht. Er ist gut gefahren, gerade in den wichtigsten und kritischsten Momenten des Wochenendes. Das Podium ist dafür eine gute Belohnung."
Sainz: Crashs zeigen, dass ich Auto noch nicht ganz verstehe
Ebenfalls hochzufrieden dürften diesmal die Mechaniker in der Ferrari-Garage gewesen sein. Nach zuvor drei Crashs binnen vier Wochenenden (Ungarn Qualifying, Zandvoort FP3, Monza FP2) bleib Sainz in Russland sauber. Das war kein Zufall. Sainz verfolgte in Sotschi einen neuen Ansatz, um die jüngste Häufung von Unfällen abzustellen.
"Ich glaube, alle haben gesehen, dass ich noch nicht zu hundert Prozent zuhause im Auto bin", sagt Sainz. "Ich will gar nicht wieder von den Crashs reden, aber ich bin in meiner Karriere nie gecrasht, also nie ein Fahrer gewesen, der es oft in die Mauer stopft. Aber aus irgendeinem Grund gab es ein paar Unfälle. Das zeigt, dass ich das Auto noch nicht hundertprozentig verstehe."
Sainz versucht in Sotschi neuen Ansatz - mit Erfolg
Sainz weiter: "Deshalb habe ich es dieses Wochenende bewusst Schritt für Schritt genommen. Vom Training ins Qualifying. Schnell sein, wenn ich wirklich schnell sein muss und nicht sofort im ersten Training schnell sein. Das hat gut funktioniert. Das hat mir gutes Vertrauen geben. Ich fühlte mich zuhause!"
Als perfekt will Sainz das Wochenende in Russland dennoch nicht bezeichnen. "Das ist manchmal ein sehr starkes Wort", sagt der Spanier. "Wenn du zurückblickst, gibt es immer Dinge, die du verbessern kannst, also ist perfekt nicht das richtige Wort. Aber es ist das kompletteste Wochenende gewesen, sagen wir es so."
Nachholbedarf beim Reifenmanagement
Im Hinterkopf haben dürfte Sainz dabei auch, dass Platz drei eben noch nicht dem optimalen Ergebnis entspricht. Insbesondere nach seiner Rennführung unmittelbar nach der Überwältigung Norris' am Start hatte Sainz im ersten Stint in Sotschi fast schon auf den ganz großen Coup gehofft. "Natürlich schmeckt es da nicht ganz so gut, Dritter zu werden, wenn du ein Rennen angeführt hast", sagt Sainz.
Schon vor den ersten Boxenstopps hatte der Spanier in Runde 14 seine Führung wieder verloren. Sainz kämpfte mit Graining, Norris zog vorbei. Hier besteht also nach Nachholbedarf, sowohl bei Fahrer als auch Team. "Wir müssen als Team weiterarbeiten, um sicherzustellen, dass ich in der Lage bin, es hinzubekommen und zu gewinnen, wenn ich das nächste Mal in der Position bin, ein Rennen anzuführen, sodass wir da nicht so sehr unter Graining leiden, wie wir es haben. Und auf den Geraden waren wir auch verwundbar und so weiter", sagt Sainz. "Da müssen wir uns als Team verbessern, damit wir es beim nächsten Mal zu Ende bringen."
Formel 1 WM-Stand: Sainz überholt Leclerc
In der WM-Wertung hat sich Sainz dank der 15 Punkte für Platz drei an seinem Teamkollegen Charles Leclerc vorbeigeschoben. Mit 8,5 Punkten Vorsprung auf den Monegassen klassiert der Spanier nach dem 15. Saisonlauf auf dem sechsten Gesamtrang, nur 7,5 Punkte hinter Red Bulls Sergio Perez.
Zu verdanken hat Sainz das vor allem seinen drei Podestplatzierungen. Die freuen den Spanier jedoch vor allem für das Projekt insgesamt. "Das ist ein gutes Zeichen. Ein gutes Zeichen dafür, dass das Team unter Druck und in den wichtigen Momenten funktioniert und wir die Resultate dann auch holen, wenn wir Gelegenheiten bekommen", lobt der Spanier.
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