Lewis Hamilton erreichte in Russland einen weiteren Meilenstein in der Formel 1. Mit seinem Erfolg in Sotschi erreichte der Weltmeister als erster Fahrer in der Geschichte des Sports die magische Marke von 100 Siegen. Vor dem Hintergrund des chaotischen Grand Prix geriet diese beeindruckende Zahl fast in Vergessenheit. Für Mercedes-Teamchef Toto Wolff ist hingegen klar, dass die Dimensionen von Hamiltons Rekorden ihre Wirkung nicht verfehlen werden.

"Es ist eine dieser Sachen. Er gewinnt sein 100. Rennen und es ist heute und morgen in den Nachrichten, und dann dreht sich die Welt weiter", so Wolff. Für ihn und Hamilton bedeutete der Triumph in Sotschi am Sonntag in erster Linie die Zurückeroberung der WM-Führung. Sieben Rennen vor dem Ende der Saison liegt der Titelverteidiger wieder zwei Zähler vor seinem Herausforderer.

Der Titelgewinn würde für Hamilton die achte Weltmeisterschaft und damit die alleinige Stellung als Rekordweltmeister der Königsklasse bedeuten. Doch mit dem intensiven WM-Kampf gegen Verstappen muten die monumentalen Statistiken des Briten wie Randerscheinungen an. "Lewis hat seinen 100. Sieg gefeiert aber Max ist auf spektakuläre Weise zurückgekommen. Das ist nicht gut für die Weltmeisterschaft", sagt Wolff.

Die neue Situation spornt den ehrgeizigen Österreicher mindestens genauso an, wie Hamilton. Das Erfolgsduo eilt seit 2013 von einem Erfolg zum nächsten und ist längst im Formel-1-Olymp angekommen. Hamilton feierte mit Mercedes bisher 79 Siege, 75 Pole Positions, 127 Podien, sechs Fahrer- sowie sieben Konstrukteursweltmeisterschaften. "Ich denke, wir werden Zeuge von einer Karriere, die einfach unglaublich ist", erklärt Wolff.

100. Hamilton-Sieg für Wolff einfach irre

Fast alle vermeintlich uneinholbaren Bestmarken fielen in den vergangenen Jahren in die Hände Hamiltons. Michael Schumachers Pole-Position-Rekord brach er bereits 2017 in Monza. Im vergangenen Jahr knackte er in Portugal auch die 91 Siege der deutschen Formel-1-Legende. Für Wolff sind die Zahlen von Hamiltons Karriere nur schwer in Worte zu fassen: "Dieser 100. Sieg ist einfach irre."

Für ihn steht auch ohne achten WM-Titel fest, dass Hamilton in den Geschichtsbüchern alle anderen bereits hinter sich gelassen hat. "Er ist der absolute Rekordhalter und ich denke, diese Rekorde sprechen für sich. Er ist einfach der Beste, den es jemals gab", so Wolff, den es stolz macht, ein Teil dieser Geschichte zu sein: "Wir sind Teil einer Reise, die noch kein anderer Sportler in der Formel 1 gemacht hat und die geht weit über unsere Rennsiege oder die Weltmeisterschaften hinaus."

Der 100. Sieg wird nach Hamiltons Karriere als einer der vielen Meilensteine für dessen Lebenswerk stehen. "Es ist jetzt für 24 Stunden in den News, aber in 20 Jahren werden wir realisieren, dass wir ein Teil davon waren", so der 49-Jährige. Doch es sind nicht nur die sportlichen Erfolge, die ihn bewegen: "Es ist der menschliche Aspekt. Davon ein Teil zu sein, ist etwas sehr Besonderes."

Kaum Zeit für Rekorde: Voller Fokus auf WM-Kampf

Für die Rekordjäger ist die Zeit der Reflexion aber wie immer knapp bemessen. In zwei Wochen geht es beim Großen Preis der Türkei in die nächste Runde, die eine Vorentscheidung bringen könnte. In den vergangenen fünf Rennen wechselte die Führung zwischen Hamilton und Verstappen drei Mal.

Für die Titelverteidiger steht damit jedes Rennen für die heiße Phase im WM-Kampf. "Kurz gesagt: müssen wir diese Saison weiterhin sehr aggressiv angehen, und nicht defensiv. Wir müssen uns nach vorne orientieren um diese Big Points zu holen. Denn weder wir noch die anderen sind im Moment wirklich gut darin, das Maximum an Punkten herauszuholen", so Wolff.