Klare Niederlage für Max Verstappen und Red Bull Racing im ersten Qualifying der Formel 1 nach dem großen Clash mit Lewis Hamilton und Mercedes vor zwei Wochen in Silverstone. Im Zeittraining auf dem Hungaroring musste sich der Niederländer mit einem abgeschlagenen dritten Platz auch Valtteri Bottas geschlagen geben. Auf die Pole Position von Weltmeister Hamilton fehlten sogar mehr als vier Zehntelsekunden.

Weder dieser große Rückstand noch langsame Aufwärmrunden ausgerechnet von Mercedes direkt vor Verstappen stören den WM-Leader dabei am meisten. Sehr viel mehr platzt dem Niederländer der Kragen, als er sich zu einem möglichen Rad-an-Rad-Duell mit Hamilton am Start und seiner Herangehensweise dabei äußern soll.

Verstappen will von Hamilton-Spannungen nichts mehr hören

"Können wir das einfach gleich lassen?", grätscht Verstappen verbal in die noch unvollendete Nachfrage hinein. "Wir haben so viele verdammte Fragen dazu bekommen. Es ist einfach lächerlich. Ehrlich! Den ganzen Donnerstag beantworten wir die ganze Zeit diese dumme Scheiße. Können wir das also bitte einfach lassen? Wir sind Racer. Natürlich werden wir hart fahren. Aber fair. Wir pushen einander einfach", poltert der Niederländer in der Pressekonferenz nach dem Qualifying. Daraufhin herrscht erst einmal kurz betretene Stille.

Die bereits angesprochenen Aufwärmrunden Mercedes' am Ende des Q3 erzürnen derweil vor allem Dr. Helmut Marko. "Mit dem Spielchen - das Publikum hat es mit einem herrlichen Pfeifkonzert quittiert - hat Hamilton Max' Zeit verhindert und mit ihrer Bummeltaktik hat der Perez überhaupt keine Runde bekommen", wettert Red Bulls Motorsportberater bei ServusTV. Sportlich sei das nicht gewesen, ergänzt Marko bei Sky. "Aber wir müssen es hinnehmen."

Marko kritisiert Mercedes' Bummel-Spielchen

Verstappen selbst fühlte sich davon weniger behindert. "Ich weiß nicht. Die Reifen waren natürlich etwas kalt, aber ich hätte niemals vier Zehntel gewonnen, wenn die Reifen etwas wärmer gewesen wären", sagt der Niederländer.

Tatsächlich fuhr Verstappen im Q3 allerdings sogar langsamer als zuvor im Q2. Dort hatte es - ebenfalls mit weichen Reifen - noch zu einer 1:15.650 gereicht. Im Q3 war bei einer 1:15.840 Feierabend. Zumindest für Bottas wäre die Q2-Zeit genug gewesen. Nur auf die etwas kühleren Reifen führt Verstappen den Rückfall allerdings nicht zurück.

Max Verstappen im Q3 langsamer als im Q2

"Ich weiß nicht, ob es der Reifen war oder an der Strecke lag. Ich hatte über die Runde einfach nicht den Grip und nicht dieselbe Balance, um zu pushen. Hier kommen die Kurven so schnell hintereinander. Wenn du dich in einer nicht gut fühlst, ist die nächste auch nicht toll. So habe ich etwas Zeit verloren", schildert Verstappen. Aber - nochmal: "Ich denke, dass wir die Pole sowieso nicht geholt hätten."

Generell sei Red Bull in Ungarn bislang nämlich einfach nicht in Form. Das zeigte sich vor allem am Freitag mit einem unverständlich extremen Untersteuern. "Es war nicht das beste Wochenende bisher. Wir sind generell etwas hinten", klagt Verstappen. "In Silverstone waren wir noch recht stark, auch wenn sie neue Teile hatten. Wir müssen an uns arbeiten und die Situation verbessern. Denn damit können wir nicht zufrieden sein!"

Formel 1 Ungarn: Verstappen im Rennen im Reifen-Nachteil

Im Rennen am Sonntag steht Verstappen nun gleich vor der nächsten schwierigen Aufgabe. Im Q2 qualifizierte sich der Red-Bull-Pilot mit weichen Reifen für das Q3. Mercedes nutzte den Medium. Somit startet der Niederländer auf dem heißen Hungaroring auf jenen Walzen, die in der Sommerhitze Ungarns sehr viel schneller einbrechen dürften. "Wir sind bei Max bewusst auf Soft gegangen, weil wir uns einen Gripvorteil am Start erhoffen", erklärt Dr. Marko. "Wenn, dann müssen wir in der ersten Runde Positionen gutmachen."

Doch war die Wahl wirklich hundertprozentig freiwillig? Verstappen sieht noch einen anderen Aspekt. Das Risiko, den Q3-Einzug zu verpassen, sei zu groß gewesen, so der Niederländer. "Am Ende haben sich viele verbessert. Am Ende wären wir um zwei, drei Hundertstel sicher gewesen, aber so viel Risiko willst du nicht eingehen", berichtet Verstappen. "Deshalb haben sie mir gesagt, dass ich die Runde beenden soll."

Red Bull hofft auf Raktenstart dank Soft

Tatsächlich war die Variante, am Ende des Q2 im letzten Run den weichen Reifen zu fahren, allein noch nicht ungewöhnlich. So schießen sich Red Bull und Mercedes in der Regel auf das Q3 ein. Normalerweise brechen die Fahrer ihrer Runden allerdings ab, um eine vorherige Medium-Zeit nicht zu verbessern und auf den etwas härteren Reifen starten zu dürfen. Verstappen zog nun schlicht durch. Genauso gut hätte er versuchen können, sich auf einem zweiten Satz Medium zu verbessern. Doch den sparte Red Bull lieber für das Rennen. Immerhin ist alles andere als klar, wie sehr die Reifen in der Hitze unter Rennbedingungen leiden werden.

"Wir müssen schauen, wie sich das Rennen entwickelt. Ob ein oder zwei Stopps", sagt Marko. "Morgen sehen wir dann, wie es läuft", ergänzt Verstappen. "Es wird superwarm. Der Soft wird da nicht so lang halten wie der Medium, aber ja. Am Start gibt es uns vielleicht einen kleinen Vorteil. Wir werden morgen herausfinden, ob es richtig oder falsch war und werden daraus lernen. Aber gerade kann ich nicht sagen, ob es gut oder schlecht ist."

Genauso wenig traut sich Verstappen eine Prognose, ob zumindest die Rennpace gegen Mercedes wieder besser aussehen wird. "Ich hatte keinen repräsentativen Longrun", erklärte der WM-Leader. Marko ist dabei gewohnt offensiver: "Im Renntrimm sollten wir wieder stärker sein."