Der erste Sprint in der Geschichte der Formel 1 in Silverstone wurde von Fahrern, Experten und Fans überwiegend positiv aufgenommen. Die große Euphorie blieb trotz gelungener Premiere des neuen Formats allerdings aus. Einzig die Organisatoren sind hin und weg vom Sprint-Qualifying. Für Monza wurde die zweite Ausgabe bereits fest bestätigt. F1-Rechteinhaber Liberty Media kann sich sogar vorstellen, das traditionelle Qualifikationstraining für das Rennen ganz abzuschaffen.

"Das Beste ist, dass die Leute am Freitag in Ungarn schon sagen werden: ist das langweilig", so Stefano Domenicali im Interview mit der italienischen Sportzeitschrift Gazzetta dello Sport. Am letzten Rennwochenende vor der Sommerpause werden auf dem Hungaroring am Freitag wie üblich zwei Trainingssitzungen abgehalten. Am Samstag bestimmt das Qualifying die Startaufstellung für den Grand Prix.

Das 2021 neue Sprint-Qualifying kehrt für die 14. Station im Kalender beim Grand Prix von Italien zurück. Auf dem Autodromo Nazionale di Monza steht ein Qualifikationsrennen über 18 Runden auf dem Plan. Als dritter und letzter Austragungsort soll der Große Preis von Brasilien im November als Testträger für das Konzept dienen.

"Wir werden die Daten und das Feedback der Experten-Community sowie der Fans, Kommentatoren und natürlich der Fahrer analysieren um zu optimieren, was für Monza optimiert werden muss. Nach dem dritten Versuchslauf werden wir unsere Schlüsse ziehen und schauen, was wir 2022 machen", erklärt Domenicali und stellt einen möglichen Abschied vom traditionellen Zeitfahren als Qualifying in Aussicht.

Qualifying ein abgelaufenes Konzept?

"Das Konzept der schnellen Runde für die Pole Position ist in der Geschichte der Formel 1 verankert, aber die Dinge ändern sich", sagt er. "In meinem Kopf habe ich den Wunsch, besondere Events zu promoten, die durch das Qualifikationsrennen aufgewertet werden. Aber wenn wir zu der Überzeugung kommen, dass dieses Format immer angewendet werden muss, habe ich nichts dagegen."

Seinen Zweck als willkommene Abwechslung hat das Format für ihn beim ersten Mal erfüllt. "Wir hatten endlich die Courage, etwas anderes zu machen und diese Einstellung wurde sehr gut aufgenommen, von denjenigen die wir als potentielle Fans der F1 sehen", so Domenicali, der seit dieser Saison als CEO der Formel 1 im Amt ist. Den von seinem US-amerikanischen Vorgänger Chase Carey eingeschlagenen Weg mit viel Mut zur Veränderung sieht er nach dem erfolgreichen Experiment als den richtigen.

"In den USA sind sie sehr begeistert davon. Die Amerikaner lieben Show und Wettbewerb", sagt er. "Den Zuschauern an der Rennstrecke an allen drei Tagen ein anderes Programm zu bieten ist etwas Außergewöhnliches. Die Tatsache, dass an jedem Tag etwas Wichtiges stattfindet, ist ein zusätzliches Element. In den Vereinigten Staaten waren wir sehr erfolgreich."

Teams stehen hinter Sprint-Qualifying

Darüber hinaus würden auch die Teams das Sprint-Qualifying befürworten: "Sie sind zu 100 Prozent dafür", sagt er. Darüber hinaus biete es auch den Piloten mehr Spaß: "Es war schön zu sehen, wie die Fahrer das angehen. Für mich war das keine Überraschung. Ich weiß, dass sie Rennfahren mehr mögen als Longruns am Freitag, um die Autos abzustimmen"

Unter den Fahrern war allerdings auch Skepsis zu hören. Weltmeister Lewis Hamilton empfand den Freitag letztlich als überflüssig: "Meiner Meinung nach muss das Wochenende nur aus Samstag und Sonntag bestehen. Das bedeutet einen ganzen Tag und insgesamt 23 Tage weniger, an denen wir diese Autos um die Strecke fahren. Das wäre natürlich besser, wenn wir umweltfreundlich werden wollen."

Ob sich die Formel 1 für die Zukunft ab 2022 auf das Sprint-Qualifying festlegt, will Domenicali trotz aller Euphorie erst nach dem diesjährigen Finale in Abu Dhabi entscheiden: "Wir schauen uns das nach der Saison an. Wir sind nicht in Eile."