Das erste Wochenende der Formel 1 im neuen Sprintformat kam bei Fans, Fahrern und Teams unter dem Strich eher positiv als negativ an. Auch die Macher der Königsklasse bewerteten die Premiere so gut, dass die F1 inzwischen das zweite geplante Sprintqualifying, beim Italien-GP im September, erneut bestätigt und den Ablauf genauer terminiert hat.

Noch offen ist weiterhin, welcher Austragungsort Schauplatz des letzten der für 2021 drei geplanten Sprints werden wird. Irgendwo in Übersee hieß es bis dato nur. Als heißester Kandidat galt lange Zeit der Brasilien-GP in Interlagos. Spätestens seit dem gelungenen Einstand in Silverstone bringen sich nun jedoch auch andere Kandidaten ins Gespräch.

Saudi-Arabien will Sprintrennen - als Saisonfinale?

"Ich war letztes Wochenende in Silverstone und habe es als Zuschauer und Promoter wirklich genossen. Es ist gut, du hast mehr Rennen, siehst am Samstag mehr Action und hast noch immer das Qualifying. Wir wären sehr gerne eines der Länder, die das Sprintrennen haben. Die Entscheidung liegt jetzt bei der Formel 1, wer noch ein Sprintrennen bekommt. Ich würde es gerne in Saudi sehen", sagt Prinz Khalid Bin Sultan Al Faisal, Promoter des Ende 2021 neuen Saudi-Arabien Grand Prix.

Sehen wir den letzten Sprint des Jahres also beim vorletzten Saisonlauf in Jeddah? Selbst wenn die Saudis den Zuschlag erhalten sollten, wäre das nach gegenwärtigem Stand noch nicht sicher. Der Kalender in der zweiten Jahreshälfte ist wegen der Covid-19-Pandemie alles andere als in Stein gemeißelt. So berichtet das Fachportal RaceFans.net von einem möglichen direkten Tausch des aktuell vorletzten Rennens in Saudi-Arabien mit dem Finale in Abu Dhabi.

Abu Dhabi auf roter Covid-Liste Großbritanniens

Hintergrund: Die Vereinigten Arabischen Emirate, dazu gehört Abu Dhabi, stehen auf der roten Covid-Liste Großbritanniens. Steigt das Saisonfinale in Abu Dhabi, müssten sich Teammitglieder nach dem Rennen am 12. Dezember in eine zehntägige Quarantäne begeben, also fast bis Weihnachten. Findet das Rennen eine Woche zuvor statt und steigt das Finale in Saudi-Arabien - nicht auf der roten Liste - wäre das Problem mit einem scheinbar leichten Tausch in der Region umgangen.

Doch ein Problem gibt es: Abu Dhabi hat sich seit Jahren vertraglich zusichern lassen, das Saisonfinale auszurichten. Deshalb wäre Saudi-Arabien überrascht, sollte es zu diesem Tausch kommen. Gespräche habe es ohnehin noch keine gegeben, so Prinz Khalid. Bereitschaft auf saudischer Seite besteht allerdings. Prinz Khalid: "Niemand hat so etwas erwähnt, aber wenn es der Formel 1 hilft, dann werden wir überlegen, ob das etwas ist, was wir machen können."

Termin oder zweites Rennen: Saudi-Arabien will Formel 1 helfen

Um das Finale reißen würde sich Saudi-Arabien allerdings nicht. Genauso wenig um ein zweites Rennen, womöglich um den kürzlich abgesagten Australien-GP zu kompensieren. Dieser war ohnehin vor dem Rennen in der Wüste terminiert. "Wir würden uns gerne nur auf unser Rennen konzentrieren, weil es unser erstes Rennen ist", sagt Prinz Khalid. Doch auch hier zeigen sich die Saudis gesprächsbereit. "Wenn es sein muss und sie noch ein Land brauchen, dann können wir eine Option sein, wenn es der Formel 1 hilft", sagt Prinz Khalid.

Auch ein somit etwas früherer Termin sei machbar - dabei hatte Saudi-Arabien den späten Termin im Kalender einst nur erhalten, um den neuen Straßenkurs in Jeddah rechtzeitig fertigstellen zu können. "Bei uns läuft alles nach Plan, was unsere Vorbereitung angeht. Wenn wir noch ein Rennen vor unserem Termin ausrichten sollen, dann können wir das einrichten. Auf jeden Fall", verspricht Prinz Khalid.

Wahre Strecke in Quiddiya: Reicht es für 2023?

Nicht ganz nach Plan läuft derweil der Bau der eigentlichen Heimat der Formel 1 in Saudi-Arabien. Jeddah wurde nur als Lückenfüller im Kalender installiert. Eigentlich will das Königreich seinen Grand Prix in Qiddiya austragen. 2023 soll es so weit sein. Doch nun wirkt sich auch hier die Pandemie negativ aus. "Die globale Situation hatte auf der ganzen Welt Einfluss auf Projekte und Quiddiya ist nicht nur eine Rennstrecke, es ist mehr eine Stadt. Da wird viel gebaut und designt und die Strecke ist in der Mitte", sagt Prinz Khalid.

Die Strecke selbst soll rechtzeitig zum Termin fertiggestellt sein, für die Projekte drumherum ist das allerdings nicht gesichert. "Die Entscheidung, wann der richtige Zeitpunkt für den Wechsel ist, müssen wir dann mit der Formel 1 und in unserem Land treffen. Nächstes Jahr wissen wir da vielleicht mehr", sagt Prinz Khalid.

Saudis wollen frühen Kalender-Slot: Am Ende langweilig

Zeitlich kritisch macht den Plan zudem, dass Saudi-Arabien sich eigentlich einen frühen Termin im Kalender wünscht. "Wir als Promoter hätten gerne keines der letzten Rennen. Manche Teams können in den ersten Rennen echt gut sein, sodass die letzten nicht mehr so spannend sind", erklärt Prinz Khalid. "Deshalb wollen wir als Promoter das Rennen lieber am Anfang. 2021 konnten wir aber kein Rennen am Anfang schaffen, wir wollten aber ein Rennen. Wir haben aber schon mit der Formel 1 darüber gesprochen, wann wir 2022 unser Rennen haben werden."

2022 noch in Jeddah spricht gegen einen frühen Termin weniger - allenfalls mögliche Konkurrenz. Immerhin steigt zu Saisonbeginn auch noch der Bahrain-GP, noch dazu bringt sich zunehmend auch Katar für ein mögliches viertes Rennen in Arabien in Position. RaceFans.net zufolge zählt Katar sogar 2021 schon zu den Anwärtern, mit dem Losail International Circuit in diesem Jahr den Slot des Australien-GP zu übernehmen, dann im Jahr der Fußball-WM zu pausieren, um 2023 mit einem neuen Straßenkurs zurückzukehren.

Konkurrenz Katar? Saudi-Arabien sieht eher Vorteil

Zumindest den kurzfristigen Plänen nahm jüngst F1-Boss Stefano Domenicali etwas Wind aus den Segeln. "Eigentlich wird etwas mehr über ein zweites Rennen in Bahrain gesprochen", sagte der Italiener der Gazzetta dello Sport über einen Ersatz für Australien. Allerdings gibt es potenziell noch weitere Ausfälle, die zu ersetzen sind. Japan etwa sei unter Beobachtung, so Domenicali.

Sollte Katar einen Weg in den Kalender finden, spontan oder langfristig, hätte Saudi-Arabien damit kein Problem. Weder politisch noch wegen möglicher Übersättigung in der Region. "Wir haben eine normale Beziehung zu ihnen", versichert Prinz Khalid. "Wir ergänzen einander. Als wir unser Rennen bekannt gegeben haben, haben uns Abu Dhabi und Bahrain auch willkommen geheißen. Wir sind etwas weiter weg und näher an Afrika. Was die Lokalität angeht sind wir in einer starken Position."

Deshalb habe man keine Bedenken, sollte es noch ein viertes Rennen auf der arabischen Halbinsel geben. Davon würde am Ende nur die eigene Bevölkerung profitieren. "Das Ziel ist, die Formel 1 zu den Saudis zu bringen. Wir haben die größte Wirtschaft und Bevölkerung im Mittleren Osten. Da haben wir keine Bedenken wegen eines vierten Rennens in Arabien. Die Mehrheit der Leute wird aus Saudi-Arabien kommen", meint Prinz Khalid. Deshalb werde man auch Katar begrüßen, sollte es so kommen. "Das wären gute Nachrichten für die Formel 1 und die Region. Auch dieses Jahr haben wir kein Problem damit. Ein viertes oder sogar fünftes Rennen in der Region trifft uns nicht."