Die Formel 1 und der Promoter des 2021 neuen Grand Prix von Saudi-Arabien (5. Dezember) haben die ersten Details zur neuen Rennstrecke im Norden der Großstadt Jeddah veröffentlicht. Eine beigefügte Grafik des Streckenlayouts und die gelieferten Informationen strotzen dabei nur so vor Superlativen. Das passt zu dem bereits im vergangenen Jahr abgegebenen Versprechen der Veranstalter, das spektakulärste F1-Rennen des Jahres liefern zu wollen.

Mit einer Streckenlänge von 6.175 Metern wird der rund 12 Kilometer im Norden des Stadtzentrums gelegene Straßenkurs zur zweilängsten Strecke im aktuellen Rennkalender nach Spa-Francorchamps mit 7,004 Kilometern und damit zum längsten aller Straßenkurse vor dem Baku City Circuit (6,003 km). Gleichzeitig besteht das Layout aus insgesamt 27 Kurven - das sind noch einmal vier mehr als das bis dato kurvenreichste Layout des Marina Bay Street Circuits in Singapur mit 23 Kurven.

Jeddah Street Circuit: Nur Monza soll schneller sein

Die wahre herausragende Eigenart des neuen Rennens in Jeddah ist allerdings eine andere. Simulationen zufolge soll sich die Durchschnittsgeschwindigkeit auf 252,8 km/h belaufen. Damit wäre die Strecke die klar schnellste aller Straßenkurse vor Melbourne (237,2 km/h) und Baku (215 km/h) und auch insgesamt weit vorne dabei - knapp vor Silverstone (251,6 km/h), aber klar hinter dem Temple of Speed, Monza (264,4 km/h).

Mit 27 Kurven verfügt Jeddah über mehr als jede andere Strecke, Foto: Formula 1
Mit 27 Kurven verfügt Jeddah über mehr als jede andere Strecke, Foto: Formula 1

Einen Beitrag zur hohen Durchschnittsgeschwindigkeit auf dem den mitgelieferten Onboard-Simulationen zufolge extrem engen Kurs sollen gleich drei DRS-Zonen liefern. Jedenfalls will der Streckenbetreiber Potential für diese Anzahl sehen. Die FIA muss dieses Vorhaben jedoch zunächst abnehmen.

Drei DRS-Zonen auf kurviger und enger Strecke realistisch?

Ein Blick auf die drei geplanten Bereiche, lässt zumindest einmal Zweifel an zwei davon aufkommen. Die erste DRS-Zone soll auf Start-Ziel liegen - regulär. Schon die zweite befindet sich allerdings auf einem schnellen, leicht kurvigen Abschnitt gegen Ende der Runde - eventuell kritisch. Die dritte und letzte liegt in einem besonders schnellen und langgezogenen Linksbogen vor der letzten Kurve. Hier sollen den Simulationen zufolge bis zu 322 km/h erreicht werden. Besonders hier dürfte die FIA unter Aspekten der Sicherheit also ganz besonders prüfen.

Überholfreundlich erscheint die Strecke auf den ersten Blick trotz des erneut angekündigten Spektakels mit Highspeed unter Flutlicht vor der Kulisse der Corniche des Roten Meers allerdings nicht gerade. Harte Bremspunkte sind mit den Kurven 1 und 27 gerade einmal zwei auszumachen, hinzu kommt Kurve 13. Diese Links eröffnet allerdings eine eher schnelle Passage, die auf dem Papier an Spoon in Suzuka erinnert. Die enge Strecke und die sonst fast ausschließlich schnellen S-Kurven und Schikanen dürften Überholmanöver eher selten zulassen.

Tilke & Brawn veranwortlich für Streckendesign

Akribische Planung steckt allerdings in der neuen Strecke, niemand anderes als das Unternehmen von Hermann Tilke in Zusammenarbeit mit dem Spezialteam von Formel-1-Sportchef Ross Brawn zeichnen verantwortlich für das Streckendesign.

„Es ist immer aufregend, die Details eines neuen Kurse zu veröffentlichen und der Straßenkurs von Saudi-Arabien bildet da keine Ausnahme“, sagt Brawn. „Wir haben eng mit dem Team von Tilke und dem Promoter zusammengearbeitet, um sicherzustellen, dass wir eine Strecke haben, die Rad-an-Rad-Racing für die Fans und Herausforderungen für die Fahrer liefert.“

Formel 1 soll ab 2023 auf andere Saudi-Strecke

2023 soll der Kurs allerdings ohnehin ersetzt werden - durch das wahre Projekt Saudi-Arabiens in Qiddiya. Dort entsteht unter Federführung der Streckendesignfirma um Alexander Wiurz statt eines Straßenkurses eine permanente Rennstrecke. Jeddah wurde nur angestoßen, um das Formel-1-Debüt des Königreichs vorzuziehen.

Die Formel 1 ist nicht die erste internationale Rennserie, die es nach Saudi-Arabien zieht. Die Formel E feierte bereits ihr Debüt in dem wegen Unterdrückung und Verletzung von Menschenrechten in der Kritik stehenden Land, Anfang 2021 fuhr auch die Rallye Dakar in Saudi-Arabien.

'Sportswashing' mit Formel 1 in Saudi-Arabien?

Genau wie Katar (Fußball-WM 2022) wird der dem diktatorisch geführten Saudi-Arabien sogenanntes ‚Sportswashing‘ vorgeworfen. Der Regierung wird vorgeworfen, mit internationalen Großveranstaltungen über Missstände wie die Unterdrückung von Frauen, religiöser Minderheiten oder politischer Oppositioneller hinwegtäuschen zu wollen. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International äußerte deshalb Bedenken an der Austragung eines Grand Prix.

„Wir freuen uns darauf, die Motorsportfans in Saudi-Arabien willkommen zu heißen“, sagt dessen unbekümmert Prinz Khalid Bin Sultan Al Faisal, Präsident des saudischen Automobil- und Motorsportverbands SAMF. Zuletzt hatte Bin Sultan Al Faisal auf konkrete Nachfrage zu den genannten Bedenken der Kritiker geworben: „Ich mache ihnen keinen Vorwurf, weil sie noch nie in Saudi-Arabien waren. Wir öffnen uns und die Leute kommen hoffentlich, sehen das Land, kommen dann zurück und erzählen, was sie gesehen haben. Das wird die Meinung der Leute hoffentlich ändern."

Ticketverkauf in Saudi-Arabien startet

Der Ticketverkauf soll in Kürze anlaufen, von der Corona-Pandemie war weder in der Presseaussendung der Formel 1 noch des SAMF die Rede. Saudi-Arabien zählt mit aktuell rund 380.000 Fällen und rund 6.500 Toten bei geschätzt 34 Millionen Einwohner zu den weniger hart von Covid-19 getroffenen Ländern.