Lewis Hamilton traut seiner Bestzeit im 2. Freien Training der Formel 1 in Österreich nicht über den Weg. Der Weltmeister erwartet Mercedes weiterhin hinter Red Bull und lehnt die Favoritenrolle ab. Dennoch verzeichnet er Fortschritte gegenüber dem ersten der beiden Rennen in Spielberg vergangene Woche. Seine Fleißarbeit im Simulator trug dazu allerdings nichts bei. Die Ansätze floppten und wurden wieder über Bord geworfen.

"Es war ein Kampf, denn ich habe im FP1 unterschiedliche Varianten des Autos probiert und das Auto war damit nicht glücklich", erklärt Hamilton am Mikrofon von Sky Sports F1. Am Vormittag hatte er im ersten Training nur den siebten Platz belegt und lag dabei über eine halbe Sekunde hinter WM-Rivale Max Verstappen zurück. Dabei hatte er sich extra im Simulator des Teams auf die zweite Runde in Österreich vorbereitet.

Doch die in der Vorbereitung eingeschlagene Richtung brachte im FP1 nicht den gewünschten Erfolg. "Wir haben mit dem angefangen, was ich im Simulator gelernt habe und das war nicht gut. Wir mussten ein paar Änderungen rückgängig machen", so Hamilton. In der Vergangenheit verbrachte er wenig Zeit mit der virtuellen Setuparbeit. Nach der Niederlage am vergangenen Sonntag zeigte er eine Extraportion Engagement.

Seine Arbeit trug zwar keine Früchte, doch von Teamchef Toto Wolff gab es trotzdem Lob. "Nun, es war seine Idee und er beginnt den Simulator, den wir haben, langsam zu schätzen. Ich freue mich, dass er Einsatz zeigt. Das ist die Mentalität des gesamten Teams, wir pushen jetzt wirklich hart", " so der Österreicher bei Sky Sports F1.

Hamilton durch Setup-Rückschritt zur Bestzeit

In der zweiten der beiden 60-minütigen Sitzungen fuhr er vor Teamkollege Valtteri Bottas die Bestzeit und verwies Verstappen auf die dritte Position. "Ich denke, das war positiv. In der Session haben wir Dinge ausprobiert, die ich nicht im Simulator versucht hatte", so der 36-Jährige. "Ich habe ein paar Änderungen gemacht, ähnlich der vergangenen Woche, aber mit einigen Anpassungen hat es sich viel besser angefühlt."

Im Klassement bescherte ihm dieses Gefühl bei seinem Run auf dem Soft-Reifen einen Vorsprung von zwei Zehntelsekunden auf Verstappen. "Ich denke, wir sind mit etwas mehr Motorleistung gefahren, aber wir haben es auch hinbekommen", sagt Wolff. "Auf den Runden davor waren ein paar Fehler dabei, aber diese waren ziemlich gut."

Bottas lag drei Hundertstelsekunden vor Verstappen und zeigte sich mit den Fortschritten ebenfalls zufrieden. "Das war nur das Training und du weißt nie, welche Programme die anderen fahren, aber es fühlt sich deutlich besser als letzte Woche an", so der Finne, der auf dem Red Bull Ring bereits zwei Mal siegreich war. "Es ist eine neue Woche und wir haben dazugelernt. Es ist zwar noch früh, aber ich will daran glauben, dass wir näher dran sind."

Hamilton warnt vor Red Bulls Qualifying-Power

Hamilton versprüht trotz seiner Bestzeit weniger Optimismus. Er besteht darauf, dass die Favoritenrolle bei Red Bull bleibt. "Sie haben definitiv noch mehr drauf, das weiß ich jetzt schon", so der sechsfache Champion. Er erwartet einen Rückstand wie beim Steiermark GP: "Wir haben zwar ein paar Fortschritte gemacht, aber nicht genug, um die Lücke zu schließen. Das sind keine zwei Zehntel."

Im Qualifying fehlten ihm vor einer Woche eben diese zwei Zehntelsekunden. "Auf einer Runde hat es sich ganz gut angefühlt, aber ich erwarte, dass sie morgen nochmal aufdrehen werden. Sie haben im Grunde jetzt den Qualifying-Modus, den wir früher hatten", sagt Hamilton. Wolff tritt ebenfalls auf die Euphoriebremse: "Ich bin vorsichtig optimistisch. Ich erwarte, dass bei ihnen vom Motor her noch mehr kommt. Aber wir haben uns in ein paar Kurven verbessert, das ist auch ermutigend."

Trotz der gedämpften Erwartungen riecht Hamilton Morgenluft. "Wir werden hart pushen und versuchen, den Rückstand so gering wie möglich zu halten. Wenn wir unser Auto heute Nacht noch verbessern können, wäre das toll", sagt er. Nachdem er vergangenes Wochenende mit einem radikalen Setupansatz nicht erfolgreich war, sieht er sich diesmal in diesem Bereich auf dem richtigen Weg.

"Im Grunde bin ich mit dem Auto ganz glücklich. Ich werde wahrscheinlich nicht viel ändern. Was nicht kaputt ist, sollte man auch nicht reparieren. Meistens versuchst du noch mehr herauszuquetschen und dann wird es schlechter. Ich werde es deshalb bei kleinen Änderungen belassen", so der Brite.