Obwohl dem Circuit Paul Ricard aufgrund seiner weitem Auslaufzonen langweiliges Racing nachgesagt wird, zeigte das Qualifying am Samstag ein ganz anderes Bild. Red Bull und Mercedes duellierten sich bis zum Schluss, doch letzten Endes musste sich Mercedes Max Verstappen deutlich geschlagen geben. Drei Zehntel trennen Pole-Setter Max Verstappen von Lewis Hamilton. Valtteri Bottas wird das Rennen morgen von Position drei in Angriff nehmen.

Formel 1, Frankreich: Hat Hamilton eine Chance gegen Red Bull? (09:44 Min.)

Lewis Hamilton beklagte bereits das ganze Wochenende Probleme. Dass die Niederlage gegenüber Verstappen dann doch so deutlich ausfiel, hätte auch Teamchef Toto Wolff nicht erwartet. Hamilton zeigt sich angesichts seiner bisherigen Schwierigkeiten dennoch zufrieden, zumal dieser letztlich sogar den bisher stärkeren Teamkollegen Bottas schlagen konnte. Von Einer Benachteiligung des Finnen in Bezug auf den Wechsel des Chassis möchte Wolff unterdessen allerdings nichts wissen.

Toto Wolff verwundert: Strecke liegt uns eigentlich gut

"Das ist ein blaues Auge würde ich sagen. Wir waren heute einfach nicht schnell genug", lautet das Fazit von Teamchef Toto Wolff gegenüber 'Sky'. Dabei hätte der Circuit Paul Ricard Mercedes deutlich besser liegen sollen, wie der gebürtige Wiener festhält: "Wir müssen das jetzt analysieren. Wir haben hier eine Vorbereitungsrunde gebraucht. - bei 30 Grad ist das sehr ungewöhnlich."

Auch Bottas hat seine Probleme mit dem Qualifyingresultat. Schließlich war er es, der an diesem Wochenende bei Mercedes bisher den Ton angab: "Ich bin etwas enttäuscht, Dritter zu sein. Sonst wäre es ein starkes Wochenende gewesen. Ich dachte, wir können um die Pole Position kämpfen, Red Bull hatte aber offensichtlich was in der Hinterhand."

Mercedes-Poker vor Qualifying geht auf

Der Einzige, der bei Mercedes am Samstag lachen konnte, war Lewis Hamilton. Der Brite hatte bereits das gesamte Wochenende mit der Performance seines W12 zu kämpfen. Aufgrund dessen wurden am Fahrzeug des Briten viele Änderungen vorgenommen. Fortschritte blieben lange Zeit aber aus: "Diese ganzen Änderungen haben keinen Unterschied gemacht. Das ging hin und her."

Letzten Endes konnte Hamilton seinen Boliden am Samstag aber doch noch in die erste Startreihe stellen. Hierfür ging Mercedes vor dem Qualifying großes Risiko ein und baute den Wagen des Briten komplett um. "Wir haben buchstäblich zehn Minuten vor dem Qualifying einiges verändert und wollten dann sehen, was da herauskommt", erklärt Hamilton.

Dieses Risiko sollte sich aber bezahlt machen. Der siebenmalige Weltmeister fuhr eine saubere Session und konnte schließlich auch den bisher schnelleren Bottas hinter sich lassen. Mehr als Position zwei war aber nicht drin, hält Hamilton fest: "Ich habe versucht auch noch die drei Zehntel auf Verstappen herauszuholen, die letzte Runde war aber das bestmögliche."

Änderungen an Hamilton-Bolide als Chance fürs Rennen

Im Rennen wartet auf Mercedes die nächste Prüfung. Red Bull machte nämlich auch bei den Longruns am Freitag eine bessere Figur als die Silberpfeile. Lewis Hamilton sprach nach dem Qualifying von bis zu zwei Zehntel, die Mercedes am Freitag in Sachen Rennpace gegenüber dem Rivalen aus Milton Keynes einbüßte.

Am Boliden von Hamilton wurden kurz vor dem Qualifying tiefgreifende Änderungen vorgenommen, Foto: LAT Images
Am Boliden von Hamilton wurden kurz vor dem Qualifying tiefgreifende Änderungen vorgenommen, Foto: LAT Images

Komplett chancenlos sieht sich der Brite allerdings nicht, zumal die vor dem Q1 vorgenommenen Änderungen eine deutliche Verbesserung mit sich brachten. Hamilton zieht daher positive Schlüsse für das morgige Rennen: "Ich bin nicht nervös wegen den Änderungen. Wir waren gestern und heute morgen nicht gut. Im Qualifying war es viel besser. Ich denke, wir werden auch morgen gut sein. Sie waren in den Longruns aber schneller, deswegen wird es eine Herausforderung, ihnen zu folgen."

Bottas durch Chassistausch benachteiligt? Toto Wolff dementiert

Für reichlich Diskussionsstoff sorgte am Samstag auch der Chassistausch, den Mercedes vor dem Frankreich GP durchgeführt hatte. Lewis Hamilton bekam so das Chassis von Valtteri Bottas, der Finne das Chassis des Briten. Noch gestern erklärte Mercedes-Teamchef Wolff, dass dieser Wechsel nicht aufgrund der Bitte einer der beiden Mercedes-Piloten zustande kam.

Dennoch hielten sich am Samstag Gerüchte hartnäckig, wonach Hamilton nach den eher schwächelten Rennwochenenden in Monaco und Baku vom Team gefordert habe, das Chassis zu tauschen. Dies würde auch bedeuten, dass Bottas von seinem Team bewusst benachteiligt werden würde.

Auf diese Spekulationen angesprochen zeigte sich Mercedes-Teamchef Toto Wolff nach dem Qualifying gegenüber 'Sky' verwundert und schob diesen Vermutungen erneut einen Riegel vor: "Wieso sollte Valtteri geopfert werden?! Da gehen bei manchen wieder die Gedanken durch. Wir haben vier Chassis und keine neuen. Bei denen müssen wir die Laufleistung ausgleichen, damit wir vier Chassis haben, die die gleiche Laufleistung haben."