Es ist eher ungewöhnlich, dass ein Formel-1-Team schon im Juni einen der Fahrer für die kurzen Testfahrten zu Saisonende in Abu Dhabi bestätigt. McLaren aber tut genau das. Pato O'Ward, der für die Marke vor knapp einem Monat den ersten IndyCar-Sieg auf dem Texas Motor Speedway einfuhr.

Dem vorangegangen war eine Wette mit McLarens Motorsport-Chef Zak Brown, der nicht nur das Formel-1-Team übersieht, sondern für alle Renn-Aktivitäten verantwortlich ist. Brown versprach O'Ward einen F1-Test für den ersten IndyCar-Sieg - den O'Ward nicht einmal einen Monat später ablieferte, und in der Pressekonferenz danach scherzte: "Ja, jetzt muss er zahlen!"

Und Brown, der McLarens Motorsport-Portfolio gerade groß umgestaltet, steht zu seinem Wort, und bestätigt am Rande von McLarens Einstieg in die Extreme E: "Wir werden Pato O'Ward im Dezember unser F1-Auto testen sehen."

O'Ward nimmt von verrückten Formel-1-Traum Abstand

Mehr als das Begleichen von Wettschulden wird es für O'Ward aber nicht, das steht praktisch fest. Mit Lando Norris und Daniel Ricciardo hat McLarens Formel-1-Team zwei Fahrer unter Vertrag, auf denen sie ihre F1-Zukunft aufbauen wollen. Im Gegenzug wollen sie auf O'Ward ihr IndyCar-Programm aufbauen.

"Mein Herz hängt an IndyCar", so O'Ward, der 2019 ein kurzes Gastspiel im Junior-Kader von Red Bull gab. Dort stieg er aus, als McLaren mit der IndyCar-Chance klopfte. Die Formel 1 hat er im Hinterkopf, aber nicht als realistisches Ziel: "Formel 1 ist technisch der Gipfel, jeder will dorthin. Wenn die Chance je käme, wenn Zak einen Sitz anbieten würde, dann wäre ich ziemlich dumm, nein zu sagen. Das wäre eine verrückte Chance, sowas gibt es nicht oft. Aber jetzt bin ich auf IndyCar fokussiert, daraus will ich das Beste machen."

Im Vorjahr beendete O'Ward seine erste Saison mit McLaren mit vier Podien auf dem vierten Meisterschafts-Platz, dieses Jahr kann er nach sechs Rennen zwei Podien, eines davon ein Sieg, und einen dritten Gesamtrang vorweisen. In den USA fühlt er sich zuhause: "Es ist großartiges Racing, so wettbewerbsfähig. Für einen Fahrer gibt es glaube ich nichts Schwierigeres auf der Welt."

McLarens Einsatzfahrer machen sich wegen dem Test keine Sorgen. "Ich feiere!", verkündete Daniel Ricciardo. "Ich will den letzten Test sowieso nicht fahren, also freue ich mich schon. Bitte, nimm es. Nach 23 Rennen ist ein Post-Season-Test das letzte, was du willst. Ich würde liebend gerne jemandem die Chance geben."

Weder er noch Norris sehen O'Ward als Gegner. "Sie sind unter den besten der Welt, aber wir sind zuversichtlich mit unserer Position", so Norris. "Ich glaube, es wäre nur aufregend, Pato in einem Formel-1-Auto zu sehen, weil er ein ziemlicher Charakter ist!"

Übrigens hat auch Ricciardo mit Zak Brown eine Wette laufen: Fährt er für McLaren aufs Podium, bekommt er einen Test in einem historischen NASCAR.